Fachkräftemangel in Deutschland: Diese Branchen suchen dringend Spezialisten

Top-Berufe mit Zukunft: In diesen Branchen sind Fachkräfte gefragter denn je. Wer sich spezialisiert, profitiert von besten Jobperspektiven!

Mangel als Chance: Diese Branchen suchen Fachkräfte

Der Fachkräftemangel in Deutschland spitzt sich weiter zu – in vielen Branchen fehlen tausende qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders betroffen sind IT-Berufe, Ingenieurwesen, der Bildungssektor und Naturwissenschaften, in denen Unternehmen händeringend nach Fachpersonal suchen. Doch dieser Mangel birgt auch Chancen: Gut ausgebildete Fachkräfte profitieren von exzellenten Karriereperspektiven, hohen Gehältern und starken Verhandlungspositionen.

Attraktive Gehälter und Karrierewege: Warum Fachkräfte jetzt profitieren

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist nach wie vor akut: Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlten im Oktober 2024 bundesweit über 530.00 qualifizierte Fachkräfte. Bis mindestens 2028 erwartet das Bundesministerium für Arbeit „anhaltende Engpässe bei IT-Berufen, Gesundheits- und Pflegeberufen, einigen technischen Berufen und Lehrberufen“. Wir geben dir einen Überblick über einige Branchen und Berufe, in denen Absolvent:innen und Young Professionals aktuell besonders gesucht werden. [1], [2]

Die Ursachen des Fachkräftemangels sind vielfältig: Die größte Rolle spielt der demografische Wandel – die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation gehen zunehmend in Rente, gleichzeitig rücken weniger Nachwuchskräfte nach. Die digitale und technologische Transformation führt zu immer höheren Anforderungen an die Qualifikation, unattraktive Arbeitsbedingungen verschärfen in einigen Branchen das Problem. Nicht zuletzt gibt es systemische Gründe, etwa die nicht immer optimale Verzahnung von Bildungssystem und Arbeitsmarkt.

Die Lüge vom Fachkräftemangel – gibt es wirklich zu wenige Fachkräfte?

Immer wieder wird diskutiert, ob der Fachkräftemangel wirklich existiert oder ob er teilweise hausgemacht ist. Kritiker sprechen von der „Lüge vom Fachkräftemangel“ und argumentieren, dass viele Unternehmen nicht deshalb keine passenden Talente finden, weil es zu wenige Fachkräfte gibt, sondern weil ihre Recruiting-Strategien veraltet sind oder die Arbeitsbedingungen nicht attraktiv genug erscheinen.

Tatsächlich zeigt sich, dass Unternehmen, die gezielt in Employer Branding, Active Sourcing und moderne Recruiting-Methoden investieren, häufiger qualifizierte Mitarbeiter:innen gewinnen. Besonders in Branchen wie IT, Ingenieurwesen oder Bildung konkurrieren Arbeitgeber zunehmend um die besten Talente. Flexible Arbeitsmodelle, wettbewerbsfähige Gehälter und klare Karriereperspektiven sind entscheidend, um Fachkräfte langfristig zu binden.

Ob also wirklich ein genereller Mangel herrscht oder ob Unternehmen sich besser an den veränderten Arbeitsmarkt anpassen müssen, bleibt eine offene Frage. Klar ist jedoch: Wer heute Fachkräfte sucht, muss eine sichtbare Unternehmenskultur entwickeln und aktiv auf Bewerber zugehen, z.B. auf branchenspezifischen Karrieremessen. Nur wer aktiv in moderne Personalstrategien investiert, kann im Wettbewerb um Talente bestehen.

Branchen im Fokus: Wo der Fachkräftemangel besonders spürbar ist

1. Fachkräftemangel in IT und Technik

Die digitale Transformation hat die Nachfrage nach IT-Spezialist:innen jeglicher Art stark erhöht. Besonders gefragt sind beispielsweise Softwareentwickler:innen, IT-Sicherheitsanalyst:innen, Data Scientists und Cloud-Engineers. Auch ein Quereinstieg z.B. als Sprachwissenschaftler:in ist im IT-Bereich möglich – nicht zuletzt wegen der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und Large Language Models wie ChatGPT. Laut Bitkom waren im Jahr 2023 rund 149.000 Stellen im IT-Sektor unbesetzt. Besonders kritisch ist der Mangel an Fachkräften in Bereichen wie Cybersicherheit, Künstliche Intelligenz und digitaler Infrastruktur. [3]

2. Fachkräfte gesucht: Ingenieurwesen

Ingenieur:innen spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende, dem Bau neuer Infrastruktur und der Umsetzung innovativer Technologien. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) meldet seit Jahren einen erheblichen Mangel an Fachkräften in diesem Bereich, zuletzt verzeichnete er im ersten Quartal 2024 rund 148.000 offene Stellen in Ingenieurberufen. [4]

Zu den gefragten Berufen gehören Bauingenieur:innen, Maschinenbauingenieur:innen oder spezielle Expertinnen und Experten wie Ingenieur:innen für Luft- und Raumfahrttechnik oder Robotik-Ingenieur:innen.

3. Fachkräftemangel im Bildungssektor

Auch im Bildungsbereich herrscht ein eklatanter Mangel an Fachkräften: Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht in Modellrechnungen davon aus, dass bundesweit bis zum Jahr 2035 rund 68.000 Nachwuchslehrkräfte über alle Fächer hinweg fehlen könnten.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln prognostiziert noch höhere Zahlen, wenn zusätzliche Faktoren wie mehr Schüler durch Zuwanderung, wie aktuell im Kontext der Flucht aus der Ukraine oder eine steigende Zahl von Gymnasiasten hinzukommen.

Der größte Mangel herrscht in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), aber auch Grund- und Förderschulen kämpfen mit Personalengpässen. Lehrkräfte für Berufsschulen und Sonderpädagog:innen werden ebenfalls dringend gesucht. [5]

4. Fachkräftemangel in den Naturwissenschaften

Chemiker:innen, Physiker:innen und Biolog:innen sind für Forschung, Entwicklung und Produktion in vielen Schlüsselindustrien unverzichtbar. Beispiele für spezifische Berufe, in denen du gute Chancen auf eine Stelle hast, sind z.B. Umwelttechnik, Materialwissenschaften und Mikrobiologie. Denn auch hier ist der Nachwuchs knapp: Während der Bedarf an Expert:innen in Bereichen wie erneuerbare Energien oder Pharmatechnologie steigt, kommen neue Arbeitskräfte wegen langwieriger Ausbildungszeiten und hoher Anforderungen an die Qualifikation nur langsam nach.

Fachkräftemangel als Vorteil: Gehalt, Karriere und Zukunftsperspektiven

Die Gehälter in den genannten Branchen variieren je nach Berufserfahrung, Region und Unternehmensgröße. In allen genannten Bereichen gilt jedoch: Mit zunehmender Berufserfahrung und Spezialisierung steigen die Verdienstmöglichkeiten. Und der Fachkräftemangel hat für viele Bewerber:innen einen großen Vorteil: Die Verhandlungsposition könnte kaum besser sein.

In den Branchen, die unter Fachkräftemangel leiden, sind aufgrund der hohen Nachfrage oft schnelle berufliche Aufstiege möglich. Als gut ausgebildete Fachkraft kannst du häufig auswählen, ob es dich eher in die Forschung, die Industrie oder den öffentlichen Sektor zieht.

Zusätzliche Qualifikationen wie ein Master-Abschluss, Weiterbildungen zur Spezialisierung oder eine Promotion öffnen weitere Türen, sogar Führungspositionen sind dann mittelfristig möglich. Auch eine Selbstständigkeit oder Unternehmensgründung sind in einigen Branchen denkbare Karrierewege.

Wie wird man Fachkraft in diesen Berufen?

IT & Ingenieurwesen: Studium als Grundlage

Trotz Fachkräftemangels beginnt der Weg in die genannten Branchen und Berufe in der Regel mit einem entsprechenden Studium: Während ein Informatik-Studium dich z. B. für den Einstieg in die IT-Branche vorbereitet, kann dir ein erfolgreiches Studium der Ingenieurwissenschaften den Weg in verschiedene Ingenieursberufe ebnen.

Naturwissenschaften: Fachstudium als Schlüssel

Für eine Karriere als Chemiker:in, Physiker:in oder Biolog:in ist ein Abschluss in einem naturwissenschaftlichen Fach erforderlich. Neben dem Studium sind spezialisierte Kenntnisse in Bereichen wie Umwelttechnik, Materialwissenschaften oder Pharmatechnologie von Vorteil. Wer sich zusätzlich durch Weiterbildungen oder eine Promotion qualifiziert, hat besonders gute Chancen auf leitende Positionen in Forschung und Industrie.

Lehramt & Quereinstieg: Neue Chancen durch Fachkräftemangel

Für einen Job als Lehrkraft war lange Zeit ein Lehramtsstudium die Voraussetzung, doch wegen des großen Bedarfs arbeiten vermehrt auch Quereinsteiger:innen im Bildungssektor. In den meisten Bundesländern benötigst du für einen erfolgreichen Quereinstieg, ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem relevanten Fach sowie eine ergänzende pädagogische Qualifikation.

Praxiserfahrung: Der Schlüssel zum Berufseinstieg

Für viele der genannten Mangel-Berufe gilt: Neben theoretischem Wissen ist auch Praxiserfahrung wichtig. Praktika, Werkstudentenstellen oder Forschungsprojekte bieten die Möglichkeit, frühzeitig Kontakte zu knüpfen und Berufserfahrung zu sammeln.

Fazit: Chancen und Herausforderungen

Der Fachkräftemangel in akademischen Berufen ist eine große Herausforderung für die deutsche Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft, bietet für Bewerber:innen aber auch enorme Chancen. Heute müssen sich Unternehmen aktiv um qualifizierte Mitarbeiter:innen bemühen. Das gibt dir mitunter die Gelegenheit, deine eigenen Arbeitsbedingungen aktiv mitzugestalten.

Zudem können sich spannende Karriereperspektiven und gute Verdienstmöglichkeiten für Absolvent:innen eröffnen. Besonders reizvoll: Branchen mit Fachkräftemangel bieten nicht nur relativ sichere Arbeitsplätze, sondern auch die Möglichkeit, an Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen mitzuwirken – sei es im Bereich der Digitalisierung, der Energiewende oder der Bildung.

Fachkräftemangel 2025 – Das Wichtigste in Kürze

  • Der Fachkräftemangel in Deutschland bleibt akut: Im Oktober 2024 fehlten laut IW über 530.000 qualifizierte Fachkräfte. Bis mindestens 2028 erwartet das Bundesministerium für Arbeit Engpässe in IT, Gesundheit, Technik und Bildung.
  • Hauptursache ist der demografische Wandel, da viele Babyboomer in Rente gehen und zu wenige Nachwuchskräfte nachrücken. Zusätzliche Faktoren sind die digitale Transformation, unattraktive Arbeitsbedingungen und eine mangelnde Abstimmung zwischen Bildungssystem und Arbeitsmarkt.
  • In der IT-Branche steigt der Bedarf an Softwareentwickler:innen, IT-Sicherheitsanalyst:innen und Cloud-Engineers stark an. Besonders in Bereichen wie Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz fehlen Fachkräfte.
  • Ingenieur:innen sind für Infrastrukturprojekte, die Energiewende und technologische Innovationen essenziell. Der VDI verzeichnete im ersten Quartal 2024 rund 148.000 offene Stellen in Ingenieurberufen.
  • Der Bildungssektor leidet unter einem massiven Fachkräftemangel, insbesondere bei Lehrkräften für MINT-Fächer, Grundschulen und Sonderpädagogik. Bis 2035 könnten bundesweit bis zu 68.000 Lehrkräfte fehlen.
  • Naturwissenschaftliche Berufe wie Chemiker:innen, Physiker:innen und Biolog:innen sind in Forschung, Umwelttechnik und Pharmatechnologie gefragt. Hohe Qualifikationsanforderungen und lange Ausbildungszeiten führen zu Engpässen.
  • Die Gehälter variieren je nach Branche, Berufserfahrung und Region, steigen aber mit zunehmender Spezialisierung. Der Fachkräftemangel stärkt die Verhandlungsposition von Bewerber:innen erheblich.
  • In Mangelberufen sind schnelle Karriereaufstiege möglich, besonders mit Weiterbildungen oder einer Promotion. Auch Führungspositionen oder eine Selbstständigkeit sind attraktive Karrierewege.
  • Der Einstieg in diese Berufe erfolgt meist über ein Studium, z. B. Informatik, Ingenieurwissenschaften oder Naturwissenschaften. Im Bildungssektor sind zunehmend auch Quereinsteiger:innen gefragt.
  • Unternehmen müssen sich verstärkt um qualifizierte Mitarbeitende bemühen, was Absolvent:innen bessere Arbeitsbedingungen bietet. Fachkräfte in Mangelbranchen haben gute Karriereperspektiven und können gesellschaftlich relevante Herausforderungen mitgestalten.
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