Blackout in der Klausur vermeiden – Warum Rituale bei Prüfungen helfen

Prüfungssituationen: Alle kennen Sie, niemand mag sie. Doch es gibt Tricks, die helfen, Stress und Nervosität zu verringern und Blackouts zu vermeiden. Eine Rolle spielen dabei Rituale.

Panik, Schreibblockaden oder totaler Blackout?

Alle Studierenden kennen die Prüfungssituation. Und niemand mag sie. Sobald in der Klausur für einen der Scheine oder im ersten oder zweiten Examen der Sachverhalt ausgeteilt ist, steigt bei vielen der Adrenalinspiegel. Die Sinnhaftigkeit des besonders hohen Drucks und die Notwendigkeit einer Reform des Jurastudiums sollen in diesem Beitrag außen vor gelassen werden.

Klausuren können unangenehm sein und dann schiefgehen. Oft mangelt es jedoch nicht am Wissen, es sind Stress und Panikattacken, die das klare Denken unmöglich machen.

Bei mancher Person mag dies im schlimmsten Fall sogar zu Panik und Schreibblockaden oder gar kompletten Blackouts führen. Doch es gibt Tricks, die helfen, die Nervosität zu verringern und Blackouts zu vermeiden. Rituale sind dabei wichtig.

Blackout in der Klausur

Klausuren können unangenehm sein und dann schiefgehen. Oft ist nicht mangelndes Wissen das Problem, sondern die Fähigkeit, dies aufs Papier zu bringen oder die Zeit gut zu managen. Manchmal liegt es schlicht und einfach an einer schlechten Tagesform. Hin und wieder ist es aber auch das Thema der Klausur.

Wer kennt es nicht. Der erste Gedanke in der Klausur ist eigentlich immer „Mist, ausgerechnet Kaufrecht, Art. 5, Gesellschaftsrecht, Hypothek, Verkehrsdelikte, etc…“. Wahrscheinlich gibt es nur wenige, die sich über das Klausurthema freuen. Häufiger ist es wohl der Fall, dass Themenbereiche gefragt sind, die man nicht mag.

Bei einigen mag sich dann die Grundnervosität, die meist da ist, in Panik steigern, was zu Unaufmerksamkeit führt, die wiederum zu Fehlern und Unsicherheit führt. Plötzlich fällt das, was man vielleicht noch am Tag zuvor in der Lernapp gesehen hat, einem nicht mehr ein.  Die Klausur wirkt, als sei der Sachverhalt in Suomi geschrieben und im Raum ist es plötzlich so warm, dass der Hitzekoller selbst beim Schreiben des Examens im Februar nah ist. Alles dreht sich wie nach dem Genuss von fünf belgischen Bieren. Und dann: Blackout – und ist es um die Klausur geschehen …

Blackout vermeiden: der Weg zum guten Gefühl in der Klausur

Doch es gibt eine Lösung für dieses Problem. Als ich mich auf das erste Examen vorbereitet habe, gab es auch mal die Phase, in der Übungsklausuren nicht wirklich „rund“ liefen. Natürlich nervt das jeden Studenten.

Ich hatte das Glück, dass einer meiner Professoren aus dem Schwerpunkt sich einmal eine Stunde Zeit für mich nahm und in dieser Frust-Situation mit mir über die Klausuren und die Technik redete. Dabei gab er mir einen sehr wertvollen Tipp: Ich solle doch Rituale entwickeln, wenn ich dies noch nicht habe. Er erzählte mir dabei aus seiner Studentenzeit. Er habe immer in der Klausur eine Flasche Orangensaft dabeigehabt und diese getrunken.

Das klingt jetzt komisch, denn wieso sollte meine Entscheidung, wann ich eine Banane esse, mein Gehirn belasten und Konzentration kosten?

Das würde jetzt zwar auf den ersten Blick komisch klingen und hätte auch bei einigen Kommilitonen für spöttische Blicke gesorgt, er habe aber dies gebraucht, damit er sich wohlfühlte. Er habe dann Zeiten für das Schreiben und Gliedern für sich passend festgelegt und währenddessen seinen Saft getrunken sowie immer zur gleichen Zeit mit dem Schreiben angefangen.

Mein Professor hat sich durch diesen festen Ablauf sicher gefühlt. Er hatte neben dem Saft auch immer das gleiche Essen dabei und war so zumindest in dieser Hinsicht sicher, was ihn erwarten würde. Er gab mir den Rat, mir auch Rituale zu suchen und es einfach mal zu versuchen.

Diesen Rat habe ich mir dann zu Herzen genommen und ausprobiert.

Blackout vermeiden: der Selbstversuch

Ich habe mir dann überlegt, ob ich denn schon Rituale habe. Unbewusst hatte ich diese. So wusste ich, dass ich während meiner Klausur meinen Cola-Mix zum Trinken dabeihaben musste (ja, deutlich weniger gesund als Orangensaft). Ebenso habe ich mir dann angewöhnt, meine Banane nach der zweiten detaillierten Lektüre des Sachverhaltes (nachdem er einmal einfach gelesen wurde) zu essen und nach spätestens einer Stunde mit dem Gliedern aufzuhören und zu schreiben.

Dies habe ich dann auch konsequent durchgezogen und schon nach ein bis zwei Monaten waren diese Punkte so drin, dass es mir tatsächlich ein besseres Gefühl gab. Ich habe zwar auch zuvor nie in einer Klausur Panik bekommen. Aber ich kannte die Angst vor dem Blackout und die Rituale haben dafür gesorgt, dass ich deutlich ruhiger geschrieben habe. So wusste ich auch besser, was mich in zeitlicher Hinsicht erwartet.

Deswegen trägt Mark Zuckerberg immer das gleiche T-Shirt und man sah Steve Jobs immer im Rollkragenpullover. Rituale in der Klausur haben die gleiche Wirkung.

Ich habe mir nicht mehr die Frage gestellt, ob ich anfangen sollte zu schreiben oder noch weiter gliedern sollte. So wurde das Gehirn einfach nicht mehr mit diesen Erwägungen belastet und hatte Kapazitäten frei. Die Banane wurde immer zur gleichen Zeit gegessen, mehr Gedanken machte ich mir darüber nicht.

Nach einer Stunde habe ich mit dem Schreiben angefangen, auch wenn die Gliederung noch nicht ganz fertig war. Darüber habe ich auch irgendwann nicht mehr nachgedacht. Vor allem bei Themen, die ich nicht so gerne hatte, hat dies sehr geholfen. Aber auch bei schwierigen Klausuren mit unbekannten Problemen. Es fiel mir doch sehr viel leichter, mich auf die Themen zu konzentrieren, da alle anderen Punkte im Ablauf schon feststanden.

Der Hintergrund für Rituale

Das klingt jetzt komisch, denn wieso sollte meine Entscheidung, wann ich eine Banane esse, mein Gehirn belasten und Konzentration kosten? Hier sei aber nur gesagt, dass z. B. Steve Jobs und Mark Zuckerberg auch auf diesen Punkt zurückgreifen bzw. griffen – und zwar jeden Morgen beim Griff in den Kleiderschrank.

Die Frage, was man anzieht – mag sie auch noch so einfach klingen -, ist immer eine, die dem Gehirn eine Entscheidung abnötigt und Konzentration bindet. Wenn man diese Entscheidungen grundsätzlich trifft und nicht mehr jeden Tag darüber nachdenkt, wird das Gehirn nicht mehr damit belastet.

Deswegen trägt Mark Zuckerberg immer das gleiche T-Shirt und man sah Steve Jobs immer im Rollkragenpullover. Rituale in der Klausur haben die gleiche Wirkung. Man nimmt dem Gehirn kleine, eigentlich nebensächliche Entscheidungen ab und setzt mehr Kapazität für die Lösung eines dringenden Problems, nämlich des Sachverhalts in der Klausur frei.

Man schafft sich in der Klausursituation vertraute Bezugspunkte. Egal was drankommt, man versetzt sich in der Klausur doch leichter in eine ruhigere Lage, auch wenn der Sachverhalt kompliziert ist. Man kennt die Situation und ist zumindest in einigen Abläufen sicherer als andere, die keine Rituale haben.

Was hilft gegen den Blackout? – Die Wahl des Rituals

Welches Ritual wählt man nun? Einfache Antwort – das Ritual, das zu einem passt. Ob man nach der Gliederung auf die Toilette geht, das Stofftier von Freundin oder Freund drückt, eine Tafel Schokolade isst, alles, was hilft und in der Klausur erlaubt ist, geht. Hier muss jede Person ihr eigenes Ritual finden, wichtig ist nur, dass man es frühzeitig entdeckt.

Ein halbes Jahr vor dem Examen sollte es schon feststehen – drei Wochen vor dem Examen ist die Routine einfach nicht garantiert und das Ganze nicht halb so sinnvoll. Rituale müssen eingeübt werden. Und keine Angst, auch wenn es zwei Minuten dauert, eine Banane zu essen und mancher denken mag, dass diese Zeit dann für die Klausurbearbeitung fehlt.

Die Ruhe und Sicherheit, die man gewinnt, indem man nicht in Panik verfällt oder sich mit unnötigen Fragen zum Ablauf belastet, wie z.B. der über den Zeitverlust des Bananenverzehrs, verschaffen einen Zeitvorteil. Nervosität und Unsicherheit machen langsamer, so mag der scheinbare Zeitverlust in Wirklichkeit sogar ein Gewinn sein!

Rituale außerhalb der Klausur

Helfen können natürlich auch Rituale außerhalb der Klausur. Es gibt eine berühmte Rede von US Admiral William H. McRaven, in der er sagte, dass, wenn man die Welt verändern möchte, man mit dem Machen seines Bettes anfangen soll. Jeden Morgen hat er ordentlich sein Bett gemacht. Dies macht aber nicht nur als Metapher in seiner Rede Sinn, sondern tatsächlich. Wer morgens das Bett macht, hat das erste Erfolgserlebnis des Tages – der Tag startet besser. Einfache Psychologie, aber „brainfood“ auf andere Art, man nimmt ein erstes kleines Erfolgserlebnis am Morgen zu sich.

Hilfreiche Rituale für Prüfungen — Fazit

Mir selbst haben die Rituale sehr geholfen und auch heute habe ich einfache Routinen für bestimmte Vorgänge. Natürlich kann kein Ritual das Lernen ersetzen, aber jedes Ritual kann helfen die Prüfungssituation zu erleichtern. Ich habe viele AGs geleitet und dort auch meinen Student:innen diesen Tipp gegeben. Die, von denen ich weiß, dass sie meinen Rat befolgt haben, haben immer gesagt, dass er hilfreich war und einigen meiner „ganz nervösen“ Student:innen haben die Rituale viel Sicherheit gegeben. Kleine Maßnahmen – große Wirkung.

sandrag
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sandrag
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