Gehaltsentwicklung: Wie viel Akademiker mit 30, 35 und 40 Jahren verdienen

Wie entwickeln sich die Gehälter von Akademiker:innen im Laufe der Zeit? Was verdienen Sie mit 30, 35 oder 40 Jahren? Wir haben für euch nachgeschaut.

Gehaltsentwicklung: Wie viel Akademiker mit 30, 35 und 40 Jahren verdienen

Die Wahl für ein Studienfach oder einen Beruf hängt von verschiedenen Faktoren ab – eine persönliche Affinität, bereits vorhandene Skills oder Jobsicherheit zum Beispiel. Auch Karriereaussichten und Bezahlung beeinflussen oft die Berufswahl.

Das ist auch richtig und wichtig, denn Geld ist zwar nicht alles, aber es hilft, frei über den eigenen Lebensstandard, Zukunftspläne und die Erfüllung von größeren Wünschen entscheiden zu können. Neben dem möglichen Einstiegsgehalt macht es daher Sinn, auch die Gehaltsentwicklung im Laufe der Zeit in Betracht zu ziehen. Wir zeigen dir mögliche Szenarien und Beispiele, wie sich dein Gehalt als Akademiker:in entwickeln kann.

Welches Gehalt ist angemessen?

Ein Studium ist eine Investition in die Zukunft – klingt abgedroschen, ist aber wahr. Denn trotz Fachkräftemangels in vielen Ausbildungsberufen verdient man mit einem akademischen Abschluss auf lange Sicht meist mehr.

Das belegen verschiedene Auswertungen aus dem Jahr 2023, zum Beispiel von Jobbörse Stepstone und Jobbewertungsportal Kununu, die auf jeweils über 500.000 Gehaltsangaben von Nutzer:innen der Plattformen basieren. Demnach liegt das Bruttomediangehalt unter allen Akademiker:innen bei 58.602 Euro pro Jahr bei einer Vollzeitbeschäftigung, wohingegen Nicht-Akademiker:innen im Median auf 41.509 Euro brutto Jahresgehalt kommen.

Blickt man auf die aktuellste Statistik der Bundesagentur für Arbeit, verdienen Menschen mit einer Berufsausbildung 3.515 Euro, Berufstätige mit einem abgeschlossenen Studium dagegen 5.501 Euro brutto pro Monat.

Akademiker:innen haben ein höheres Lebenseinkommen

Während Menschen mit einer Berufsausbildung schon in jungen Jahren anfangen zu arbeiten und ein Einkommen haben, brauchen Studierende einen längeren Atem und finanzieren womöglich selbst ihre Studiengebühren. Zum Berufseinstieg können Akademiker:innen bis 30 mit einem Gehalt von durchschnittlich 45.400 Euro im Monat rechnen.

Auf Dauer überholen sie gleichaltrige Berufstätige mit abgeschlossener Ausbildung allerdings – im Durchschnitt ist das kumulierte Gehalt von Akademiker:innen mit 35 Jahren erstmals höher, fanden Wissenschaftler der Universität Tübingen heraus. Sie verglichen dafür das Einkommen über das gesamte Berufsleben hinweg. Akademiker:innen kommen demnach auf eine Gesamtsumme von 1,45 Millionen Euro, mit abgeschlossener Berufsausbildung sind es rund 960.000 Euro.

Durchschnittszahlen sollte man allerdings mit etwas Vorsicht interpretieren, da Ausreißer nach oben (und unten) das Gesamtbild verzerren können – so ist es auch hier. Einige wenige, bestimmte Akademikerberufe sind verantwortlich für eine kleine Zahl von Top-Verdiener:innen, die den Durchschnitt anheben. Und wer einer Berufsausbildung einen Meister oder Techniker anschließt, steht Menschen mit abgeschlossenem Studium finanziell bis kurz vor dem Rentenalter gar nicht mehr in so viel nach.

Durchschnittsgehälter nach Bildungsgrad in verschiedenen Berufen und Branchen

Darüber, was das für die Gehaltsentwicklung in deinem Studienfach, Beruf oder Branche bedeutet, geben detailliertere Einblicke Auskunft, denn die Unterschiede sind teils groß. Zu denjenigen mit dem höchsten Gehalt zählen neben Chefärzt:innen (im Durchschnitt 136.861 Euro brutto / Jahr) und leitenden Ingenieur:innen (96.636 Euro) auch Anwält:innen (83.752 Euro) und Softwarearchitekt:innen (82.912 Euro).

Der Bildungsgrad macht in Berufen im Einkauf & Logistik, Vertrieb, Banken, Finanzen & Versicherung sowie in der IT den größten finanziellen Unterschied. Akademiker:innen verdienen hier zwischen 25 und 48 % mehr als ihre Kolleg:innen mit einer Berufsausbildung. Am kleinsten ist die Differenz in Handwerksberufen, Marketing & PR sowie Hotellerie, Gastronomie und Tourismus. Hier liegt sie nur bei rund 15 %.

Diese weiteren Faktoren beeinflussen die Gehaltsentwicklung

Führungsverantwortung

Wer für ein eigenes Team Verantwortung trägt, verdient mehr – im Durchschnitt 14.392 Euro, als Mitarbeitende ohne Personalverantwortung. Nicht immer, aber in den meisten Fällen geht Führungsverantwortung mit Berufserfahrung Hand in Hand. 48,5 % der Führungskräfte haben mindestens 10 Jahre Erfahrung. Wer also die Ambition verfolgt, ein Team zu führen, kann mit einem deutlichen Anstieg im Gehalt als Akademiker:in nach rund 10 Jahren rechnen.

Weiterbildung

Neben der Berufserfahrung, die im Laufe der Zeit ganz automatisch gesammelt wird, können sich Zusatzqualifikationen auszahlen. Wer einen Masterabschluss hat, startet zwar später ins Berufsleben als Bachelorabsolvent:innen, dafür öffnet sich die Schere beim Gehalt von Akademiker:innen mit 40 Jahren und der Master zahlt sich im kumulierten Einkommen ab jetzt richtig aus. Ein MBA bringt im Durchschnitt 25-35 % mehr Gehalt. Und auch spätere Fortbildungen und Kurse können lukrativ sein, da du dich damit weiter spezialisieren oder für eine Führungsposition qualifizieren kannst.

Gehaltsverhandlungen und Jobwechsel

Immer wieder belegen Umfragen: Größere Gehaltserhöhungen gibt es selten von allein. Besonders in der freien Wirtschaft ist die Bezahlung oft Verhandlungssache. Mit den richtigen Argumenten, wie das Übertreffen von Leistungszielen, den Erwerb von Zusatzqualifikationen oder die Übernahme von mehr Budget- oder Personalverantwortung hast du eine gute Basis für ein Gespräch. Nicht selten lohnt sich aber auch der Blick über den Tellerrand, wenn du merkst, dass das Budget oder die Bereitschaft zu einer höheren Entlohnung in deiner Organisation begrenzt ist. Für den Jobeinstieg haben wir ein paar ↪ Tipps zu Gehaltsverhandlungen für dich.

Größe und Standort des Unternehmens

Je größer das Unternehmen, desto mehr verdienen die Mitarbeitenden im Durchschnitt. In kleinen Betrieben mit bis zu 50 Angestellten sind es 38.180 Euro brutto im Jahr, in Firmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden 53.666 Euro. Im bundesweiten Vergleich sind die Gehälter in im Süden und Westen höher, als in den neuen Bundesländern und auch die Großstädte München, Frankfurt am Main und Stuttgart stechen heraus – demgegenüber stehen häufig aber auch höhere Lebenshaltungskosten.

Unterschiede im Gehalt von Männern und Frauen

Noch immer gibt es die sogenannte „Gender Pay Gap“ – die prozentuale Differenz beim Einkommen von Männern und Frauen. Zwar sorgen die Gesetzgebung und unternehmenseigene Richtlinien dafür, dass mangelnde Transparenz, eine bevorzugte Einstellung von Männern oder ein „nun einmal besser verhandeltes Gehalt“ immer seltener eine Chance haben. Dennoch leisten Frauen in vielen Familien bis heute oft die meiste, unbezahlte Care-Arbeit und verbringen weiterhin deutlich mehr Tage in Elternzeit.

Das spiegelt sich auf Dauer im Gehalt wider: Nach der Elternzeit kehrt man oft auf dieselbe Position zurück, während sich die Kolleg:innen weiterentwickeln konnten, und die Übernahme von (mehr) Führungsverantwortung als wichtiger Gehaltsfaktor dauert meist länger. Das Statistische Bundesamt zeigt: In 2022 lag unter Führungskräften der Frauenanteil bei 28,9 %.

Besonders groß ist der Gender Pay Gap im Vertrieb. Hier verdienen Frauen im Schnitt rund 25,4 % weniger als ihre männlichen Kollegen. „Positivbeispiel“ ist die IT mit vergleichsweise kleinen 7,88 %.

Über Geld sollte man sprechen

Trotz aller Durchschnitts- und Medianwerte – Gehalt ist und bleibt von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Nicht alle davon hast du selbst in der Hand: Je nach persönlicher Situation sind der Standort, die Branche oder auch mal Unterbrechungen im Job nicht einfach so zu ändern.

Du kannst aber dazu beitragen, mehr Transparenz in das Thema Gehalt zu bringen, indem du in deinem Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis oder auch anonym im Netz darüber sprichst. So profitierst auch du von Angaben zu Einstiegsgehältern, der Bezahlung innerhalb deiner Branche oder Studien zur Gehaltsentwicklung in deinem Beruf, und bist für deine nächste Gehaltsverhandlung bestens gewappnet.

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