Erzählen Sie etwas über sich – Souveräne Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch

Nicht zu viel, nicht zu wenig – Eine gute Selbstpräsentation kann den Unterschied im Bewerbungsgespräch ausmachen.

Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch: So meisterst du die Frage „Erzählen Sie etwas über sich“

Im Bewerbungsgespräch gibt es eine Frage, die fast garantiert gestellt wird – „Erzählen Sie etwas über sich.“ Sie klingt freundlich und harmlos, ist aber ein entscheidender Moment, um zu punkten.

Diese Frage ist kein Smalltalk, sondern eine Einladung, deine persönliche und berufliche Eignung für die ausgeschriebene Stelle auf den Punkt zu bringen. Wer sich gut vorbereitet, kann mit einer durchdachten Selbstpräsentation das Bewerbungsgespräch entscheidend positiv beeinflussen.

„Und was machst du so?“ Gelegentlich bekommt man diese Frage ja auf Partys oder beim Kennenlernen neuer Leute gestellt. Jetzt bloß nicht weglaufen! Für wen diese Frage schon der absolute Alptraum ist, der wird auch im beruflichen Kontext damit hadern. Während man sich auf einer Feier mit der Antwort „Ach, ich bin mit XY hier. Hast du schon den Nudelsalat am Buffet probiert? Der ist superlecker!“ aus peinlichem Gestotter meistens herauswinden kann, ist der Nudelsalat leider keine Option bei einem Bewerbungsgespräch.

Nicht nur für diejenigen, die unter Imposter-Syndrom leiden, introvertiert oder hochsensibel sind, ist diese Frage manchmal gar nicht so leicht zu beantworten. Wie umfangreich soll die Antwort sein? Muss ich alle Stationen meines Lebens vom Kindergarten an erzählen? Sollten alle Punkte etwas mit dem Job, auf den man sich bewirbt, zu tun haben? Unsere Orientierungspunkte klären auf.

Warum die Frage „Erzählen Sie etwas über sich“ im Vorstellungsgespräch so wichtig ist

Die Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich“ dient dem Personalverantwortlichen als Einstieg, um drei Dinge über dich herauszufinden:

1. Dein beruflicher Hintergrund

  • Was machst du aktuell beruflich?
  • Wie bist du dorthin gekommen?

Hier kannst du relevante Erfahrungen, Qualifikationen oder Erfolge unterbringen. Idealerweise kannst du diese mit ein paar wenigen Beispielen untermauern, so dass die Behauptung nicht nur im Raum steht, sondern nachvollzieh- oder belegbar ist.

Benenne deine aktuelle Position mit den dazugehörigen Aufgaben, ohne zu lange darüber zu reden. Bleibe, wenn es um deine aktuelle Beschäftigung geht, möglichst neutral. Kein zukünftiger Personaler will hören, dass du den aktuellen Job hasst, dein Chef doof ist oder das Gegenteil, dass dein aktueller Job dein eigentlicher Traumjob ist. Das eine schürt Misstrauen, das andere wirft die Frage auf, warum du dich dann woanders bewirbst.

Wenn du über deinen beruflichen Werdegang sprichst, verlier dich nicht in ausufernden Details – zum Beispiel über das große Studienprojekt, an dem du im ersten Semester teilgenommen hast. Wenn es wichtig ist, erwähne es, aber sprich nicht fünf Minuten darüber, wie das der Grundstein für deine Entwicklung war.

Versuche auch, nicht stumpf deinen Lebenslauf nachzuerzählen. Den haben sich deine Gesprächspartner hoffentlich zumindest kurz angesehen. Verknüpfe die Stationen mit einem roten Faden, der durch die Jobs führt.

2. Deine Motivation

  • Warum hast du dich für diesen Job und dieses Unternehmen entschieden?
  • Was hat dich dazu bewegt, dich zu bewerben?

Beschreibe kurz, welche Herausforderungen und Aspekte du an der neuen Stelle spannend findest. So sehen Personaler, ob du über eine realistische Einschätzung der ausgeschriebenen Stelle verfügst.

3. Deine Perspektive

  • Welche Ziele verfolgst du?
  • Passt der Job langfristig zu deinen Plänen?

Tipp: Stelle immer den konkreten Bezug zur Stelle und zum Unternehmen her – das zeigt echtes Interesse und strategisches Denken. Das ist der ideale Moment im Vorstellungsgespräch, um deine Motivation darzulegen. Spätestens an diesem Punkt deiner Selbstpräsentation solltest du auch den Bogen zum Unternehmen spannen.

Achtung: Nicht übertreiben! Zu viel Selbstbewusstsein kann mit Arroganz aufgefasst werden und wirkt unsympathisch oder unglaubwürdig. Aber stell dein Licht auch nicht unter den berühmten Scheffel. Du bist immerhin zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden, die Personen gegenüber trauen dir also vom Bewerbungsschreiben schon mal was zu.

Die Worte für den richtigen Modus sind: Moderat, realistisch und offen.

Selbstpräsentation vorbereiten: So überzeugst du im Bewerbungsgespräch

Auch wenn du weißt, was erwartet wird – die richtige Antwort will gut vorbereitet sein. Nutze diese drei Schritte für deine ideale Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch:

Schritt 1: Informiere dich über das Unternehmen und die Position

  • Was spricht dich an?
  • Welche Aufgaben passen zu deinen Stärken und Interessen?

Für deine Recherche über das Unternehmen solltest du dich mit ihrer Website auseinandersetzen und dir die Social Media-Kanäle anschauen. Recherchiere, ob und wie über das Unternehmen in der Presse berichtet wird.

Relevant kann auch sein, in welchem Umfeld sich die Firma bewegt und wer die größten Wettbewerber sind. Wenn das Unternehmen sachlich oder inhaltlich einer bestimmten Branche zugeordnet werden kann, lies dir ein paar aktuelle Nachrichten dazu durch und notiere dir die drängendsten Themen.

Schritt 2: Reflektiere deinen Lebenslauf gezielt

  • Welche beruflichen Stationen sind besonders relevant?
  • Welche Fähigkeiten und Erfolge kannst du hervorheben?

Manchmal ist das Offensichtliche gar nicht das, worauf es ankommt. Sollte dein Studi-Job an der Supermarktkasse gar nichts mit deinem späteren Werdegang zu tun gehabt haben, kann dieser trotzdem interessant sein. Da hast du gelernt, mit Kunden umzugehen – und wir wissen alle, wie schlimm Menschen an Kassenschlangen werden können. Absolute Profis, wer sich dabei nicht aus der Ruhe bringen lässt und es schafft, unter diesem Stress zu arbeiten. Außerdem vermittelt es, dass du dir für keine Aufgabe zu schade warst, um dein Studium zu finanzieren. Das zeigt eine Resilienz, die dir vielleicht in dem Job, auf den du dich gerade bewirbst, weiterhilft.

Auf Erfolge darf man stolz sein! Wenn du in deinen bisherigen Anstellungen etwas Großes erreicht hast, erwähne es ruhig – vor allem, wenn es etwas über deine Stärken erzählt.

Schritt 3: Verknüpfe deinen Werdegang mit dem Jobangebot

  • Zeige, warum du die perfekte Besetzung bist.
  • Bleib dabei authentisch und nachvollziehbar.

Extra-Tipp: Erstelle eine Mindmap oder arbeite mit Stichpunkten, um Sicherheit für dein Bewerbungsgespräch zu gewinnen. Hilfreich kann auch sein, sich mal in die Position deiner Gegenüber zu versetzen. Was sollten sie aus Unternehmenssicht unbedingt über dich wissen?

Selbstpräsentation im Assessment Center: So bleibst du souverän

Im Assessment Center wird die Selbstpräsentation oft vor einer Gruppe verlangt – und das unter erhöhtem Druck. So punktest du dennoch:

  • Vergleiche dich nicht mit anderen – konzentriere dich auf deine eigenen Stärken.
  • Zeige echtes Interesse – höre zu und stelle kluge Rückfragen.
  • Bleib ruhig und präsent – du hast dich gut vorbereitet und weißt, was du kannst.

Tipp: Frage im Unternehmen nach, ob sie dir schon vorab verraten können, welche Art von Übungen geplant sind, zum Beispiel Einzelübungen, Gruppenübungen, Tests oder Präsentationen. Auch interessant, wie viele Teilnehmende und wie viele Beobachter dich erwarten und von welchem Zeitrahmen du ausgehen kannst.

Diese Vorbereitung zeigt Interesse und Professionalität. Falls sie sich partout nicht in die Karten schauen lassen wollen, kannst du das Gespräch freundlich damit abmoderieren, dass du deine Chance für eine Vorbereitung zumindest versuchen wolltest und du gespannt auf das Assessment Center bist. Das ist charmant und kann dir niemand richtig übelnehmen.

Typische Fehler bei der Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch

Deine Vorstellungsrede sollte nicht länger als ein paar Minuten dauern. Es ist kein Monolog, sondern die Gelegenheit, dich und deine Kompetenzen vorzustellen.

1. Zu weit zurückgehen

Starte nicht bei der Grundschule – konzentriere dich auf relevante berufliche Stationen. Starte mit Studium und Ausbildung den ersten beruflichen Schritten. Ab da geht es dann voran.

2. Fragen stellen statt präsentieren

Halte deine Präsentation klar und selbstbewusst – Fragen sind im späteren Verlauf des Bewerbungsgesprächs besser platziert. In diesem Teil des Vorstellungsgesprächs geht es um dich und deine Eignung.

3. Zu kurz oder oberflächlich bleiben

Gib deinem Gesprächspartner genug Informationen, um deine Eignung richtig einschätzen zu können. Zu wenig Inhalt signalisiert nicht zwangsläufig Schüchternheit, sondern eher eine fehlende Eloquenz oder mangelndes Interesse.

4. Zu viele persönliche Details

Hobbys und Familie gehören nicht in die Selbstvorstellung – außer sie sind berufsrelevant, weil du zum Beispiel im Ehrenamt oder im Sportverein Erfahrungen gesammelt hast, die zeigen, welche Talente du hast, die du außerhalb von Studium oder Ausbildung erworben hast (z. B. Turniere organisieren, Veranstaltungen auf die Beine stellen etc.).

Fazit: Mit der richtigen Selbstpräsentation zum erfolgreichen Bewerbungsgespräch

Die Frage „Erzählen Sie etwas über sich“ ist ein zentrales Element jedes Vorstellungsgesprächs. Mit einer klar strukturierten Selbstpräsentation kannst du Kompetenz, Motivation und Passgenauigkeit vermitteln. Vorbereitung, Selbstreflexion und ein bewusster Bezug zur ausgeschriebenen Stelle machen hier den Unterschied – und erhöhen deine Chancen auf den Job deutlich. Und wenn die Chemie stimmt, bleibt man im besten Fall beim Job für viele Jahre.

Autorenportät Lisa Friedmann mit Pflanze
Autor
Lisa Friedmann

Lisa Friedmann (Hamburg), Jahrgang 1984, studierte Informationswissenschaften (Diplom) und arbeitet seit über 15 Jahren als Redakteurin und Content-Managerin für verschiedene Unternehmen. Sie hat keine Ahnung von Pflanzen, aber einen grünen Daumen.