Boutique-Kanzleien: Eine spannende Karriereoption nach dem Jurastudium
Karrieremöglichkeiten in Boutique-Kanzleien: Wir sagen dir, was eine Boutique-Kanzlei von anderen Kanzleiformen unterscheidet, wie sie funktioniert und welche Vorteile sie dir bietet.
Boutique-Kanzleien: Bei der Berufswahl nach dem Jurastudium eine Option für dich?
Jura ist ein breitgefächerter Studiengang, der trotz vieler – auch staatlich vorgegebener – Leitplanken, vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten auf dem späteren Karriereweg bietet. Manche Studierende haben schon zu Beginn klare Vorstellungen, was sie damit beruflich einmal anfangen möchten. Andere orientieren sich erst im Studium oder sogar in den ersten Jobs in eine bestimmte Richtung. Eine Möglichkeit ist der Einstieg in eine Boutique. Was das heißt und worin sie sich von anderen Kanzleien unterscheidet, erfährst du hier.
Definition: Was ist eine Boutique-Kanzlei?
Unter einer Boutique versteht man in der Rechtsberatung eine Kanzlei, die auf ein oder einige wenige Rechtsgebiete spezialisiert ist. Sie kann, muss aber nicht zwingend, daher auch vorwiegend Mandant:innen aus einer ganz bestimmten Branche beraten. Eine Boutique-Kanzlei beschäftigt meist ein kleines Team von Jurist:innen, die dafür auf ihrem Gebiet absolute Expert:innen sind oder werden wollen.
Was machen Boutiquen anders als andere Kanzleien?
Die Position von Boutique-Kanzleien im Rechtsmarkt
Einordnen lassen sich Boutique-Kanzleien irgendwo in der Mitte zwischen namhaften Großkanzleien mit teilweise 100 bis über 500 Jurist:innen und selbstständigen Einzelkanzleien mit nur wenigen Partnern und Assistenzkräften – zumindest in der Größe. Sie sind in der Hinsicht vergleichbar mit mittelständischen Kanzleien mit rund 20-50 Mitarbeitenden, die ihre Mandanten allerdings häufig in verschiedenen Rechtsgebieten, dafür aber schwerpunktmäßig auf dem regionalen bis nationalen Markt und in weniger komplexen Fragen, beraten.
Spezialisierung als Markenzeichen von Boutique-Kanzleien
Was eine Boutique daher vor allem ausmacht, sind die wenigen (Teil-)Rechtsgebiete, die sie bedient. Durch die starke Spezialisierung punktet sie bei Mandant:innen mit einer enormen Erfahrung mit teils außergewöhnlichen, herausfordernden Fällen und Expert:innenwissen in diesem Bereich, das beispielsweise bei Full-Service-Kanzleien nur schwer zu finden ist.
Letztere liefern per Definition Beratung in vielen Rechtsgebieten – die Kanzleigröße ist dabei erstmal zweitrangig. Sie können Fälle, in denen sich verschiedene Felder überschneiden, aus einer Hand umsetzen. Allerdings kommen sie dabei naturgemäß an Grenzen, wenn es in die Tiefe geht.
Individuelle Beratung und maßgeschneiderte Lösungen
Bei einer Boutique kann man sich sicher sein, dass an jeden Fall individuell herangegangen und eine maßgeschneiderte Lösung geboten wird. Übrigens kann eine gut vernetzte Anwaltsboutique, in enger und eingespielter Zusammenarbeit mit weiteren spezialisierten Kanzleien, auch so etwas wie „Full Service“ leisten. (1)(2)
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Welche Mandant:innen werden von Boutique-Kanzleien beraten?
Auch wenn eine Boutique-Kanzlei oft in einer bestimmten Nische tätig ist, heißt das noch lange nicht, dass die Arbeit hier eintönig oder gar langweilig ist. Sicher brauchen nicht alle Unternehmen dauerhaft eine stark individuell zugeschnittene Rechtsberatungsleistung. Es kann aber immer mal vorkommen und genau in solchen Fällen wird eine Boutique eingeschaltet.
Die Mandant:innen können daher kleine oder große, lokal oder international tätige Unternehmen, Privatpersonen oder sogar andere (Groß-)Kanzleien sein, die in einem konkreten Fall eine besondere Expertise brauchen, die sie nicht selbst in dem geforderten Grad im Portfolio haben.
Das Schöne daran ist, dass du in einer Boutique als eine:r von wenigen Beschäftigten wahrscheinlich meist schnell „am lebenden Objekt“ mitarbeiten, tief in die Materie einsteigen und zügig auch direkten Mandantenkontakt haben kannst. (1)
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Was verdient man in einer Boutique-Kanzlei?
Grundsätzlich verdienen Jurist:innen schon beim Berufseinstieg überdurchschnittlich im Vergleich zu vielen anderen Akademiker:innen. Zwischen den Kanzleien gibt es laut „Perspektive Jura 2022“ wiederum Unterschiede, abhängig von verschiedenen Faktoren. Dazu zählt auch der Kanzleityp. Demnach liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt in einer Boutique bei 75.000 Euro brutto pro Jahr und kann mit wachsender Berufserfahrung ansteigen auf 250.000 Euro für Vollpartner:innen.
Im Vergleich dazu ist die Bezahlung in Großkanzleien mit 100.000 Euro Einstiegsgehalt bis 500.000 Euro Jahresgehalt als Vollpartner:in, zuzüglich Boni, oft großzügiger. Damit einher gehen die Ambition und Arbeitsbelastung, die es für einen schnellen und steilen Aufstieg unter hohem Konkurrenzdruck braucht. Ob du dir das vorstellen und realisieren kannst, ist natürlich eine ganz persönliche Frage (3).
Bedenke auch, dass es immer Ausnahmen von der Regel gibt: Eine Spezialisierung in einem besonders gefragten oder schwierigen Feld kann sich durchaus lohnen. Laut Staufenbiel Institut kann man nach der Promotion beispielsweise bei den Boutiquen Oppenländer oder Oppenhoff & Partner schon bei rund 100.000 Euro einsteigen (4). Natürlich gibt es aber auch Rechtsgebiete und Branchen, in denen knappere finanzielle Mittel in der Natur der Sache liegen, beispielsweise Soziales und Gemeinnütziges.
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Passt eine Boutique-Kanzlei zu mir?
Die Entscheidung für oder gegen eine Boutique-Kanzlei ist ganz individuell und lässt sich am besten treffen, wenn du dir nicht nur deiner eigenen Präferenzen bewusst bist, sondern im Optimalfall auch schon die Möglichkeit hattest, in eine reinzuschnuppern. Praktika, Werkstudent:innenjobs oder auch das Referendariat eignen sich super dafür und können den Berufseinstieg, vor allem, wenn du in demselben Rechtsgebiet tätig bleiben möchtest, später wesentlich leichter machen.
Du könntest dich in einer Boutique wohlfühlen, wenn:
- du schon immer ein bestimmtes Rechtsgebiet bevorzugt oder im Studium eine besondere persönliche Affinität entdeckt hast, die du im Beruf gerne einbringen möchtest;
- du Spaß daran hast, dich akribisch in spezielle Fragen und Fälle einzuarbeiten;
- du gerne schnell anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen möchtest;
- und dir ein stabiles Kolleg:innenumfeld und Vorgesetztenverhältnis sowie ein persönlicher Draht zum Mandanten wichtiger sind, als eine perspektivisch höhere oder vielseitigere Karriereleiter.
Eine Großkanzlei passt wahrscheinlich besser zu dir, wenn:
- du Lust hast, an verschiedenen Themen, in wechselnden Teams und vielleicht sogar an verschiedenen Standorten zu arbeiten;
- es dir nichts ausmacht, dafür gerade am Anfang vor allem Zuarbeit zu leisten und ein gewisses Maß an Druck und Konkurrenz gut wegsteckst;
- du dir mehrere unterschiedliche Karrierewege offen halten und von diversen Weiterbildungsangeboten profitieren möchtest;
- du Wert auf Bekanntheit, Ruf und Ansehen in der Branche legst und Internationalität für dich ein Muss ist – sowohl bei deiner Arbeitgeberin, als auch bei den Mandanten.
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Welche Boutique-Kanzleien sind am beliebtesten?
Die Wahl für eine Boutique ist maßgeblich davon abhängig, in welchem Rechtsgebiet du tätig sein möchtest. Dennoch kann es nicht schaden, sich zu infrage kommenden Kanzleien ein Stimmungsbild zu holen, bevor du dich bewirbst.
Das Beratungsunternehmen für juristische Nachwuchskräfte iurratio zeichnet jedes Jahr unter anderen die besten Anwaltsboutiquen für das Referendariat aus. Basis ist eine Umfrage unter (angehenden) Anwält:innen und HR-Mitarbeitenden. 2024 belegten KLIEMT.Arbeitsrecht, YPOG (Steuer- und Wirtschaftsrecht) und HT Defensio Strafverteidiger die Plätze 1-3. Natürlich kannst du dich auch an deiner Uni, in deinem persönlichen Umfeld oder im Netz nach Erfahrungen umhören. (5)
Karrieremagazin Redaktionsteam
Liebevoll für euch zusammengestellt vom Karrieremagazin Redaktionsteam von IQB & Myjobfair
Boutique-Kanzleien: Das Wichtigste in Kürze
- Jura bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten, wobei manche Studierende von Anfang an klare Vorstellungen haben, während andere sich später orientieren. Eine Option ist der Einstieg in eine Boutique-Kanzlei.
- Eine Boutique-Kanzlei spezialisiert sich auf ein oder wenige Rechtsgebiete und berät oft Mandant:innen aus bestimmten Branchen. Meist besteht sie aus einem kleinen Team von Jurist:innen.
- Boutique-Kanzleien liegen in der Größe zwischen Großkanzleien und Einzelkanzleien und ähneln mittelständischen Kanzleien, bieten jedoch spezialisierte Beratung.
- Boutique-Kanzleien bieten maßgeschneiderte Lösungen für komplexe Fälle. Sie arbeiten oft eng mit anderen spezialisierten Kanzleien zusammen.
- Mandant:innen von Boutique-Kanzleien können kleine oder große Unternehmen, Privatpersonen oder andere Kanzleien sein. Diese benötigen spezielle Expertise.
- In Boutiquen können Juristinnen und Juristen schnell praktische Erfahrungen sammeln und direkten Mandantenkontakt haben. Dies macht die Arbeit abwechslungsreich.
- Das durchschnittliche Einstiegsgehalt in einer Boutique-Kanzlei liegt bei 75.000 Euro und kann bis auf 250.000 Euro für Vollpartner steigen. In Großkanzleien sind die Gehälter oft höher.
- Praktika und Referendariate in Boutique-Kanzleien können den Berufseinstieg erleichtern. Sie helfen, persönliche Präferenzen zu entdecken.
- Boutique-Kanzleien sind ideal für Juristinnen und Juristen, die sich auf ein bestimmtes Rechtsgebiet spezialisieren möchten. Sie bieten ein stabiles Umfeld mit direktem Mandantenkontakt.
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