"Das Menschenrecht auf Wasser und internationales Investitionsrecht" — Baker McKenzie-Preis 2021

Der Baker McKenzie-Preis 2021 geht an eine Arbeit aus dem Bereich Völkerrecht: Dr. Lara Maria Panosch hat sich mit Fragen rund um das Menschenrecht auf Wasser beschäftigt.

Interview mit Preisträgerin Dr. Lara Maria Panosch

Unser Autor Falk Schornstheimer sprach mit Dr. Lara Maria Panosch, die den Baker-McKenzie-Preis 2021 für ihre Dissertation „Das Menschenrecht auf Wasser und internationales Investitionsrecht“ erhalten hat.

Im Mai 2022 hat Baker McKenzie die im Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität entstandene wirtschaftsrechtliche Arbeit mit dem Baker McKenzie-Preis ausgezeichnet. Seit 1988 vergibt die Anwaltssozietät den mit 6.000 Euro dotierten Preis für herausragende Dissertationen oder Habilitationen.

Dr. Lara Maria Panosch, Sie beschäftigen sich in Ihrer Dissertation mit dem Menschenrecht auf Wasser und dem Verhältnis zum Investitionsschutzrecht – wie kamen Sie darauf?

Bereits im fünften Semester kam ich durch die Teilnahme am Investment Arbitration Moot Court mit dem internationalen Recht in Berührung. Daraufhin spezialisierte ich mich im Rahmen des universitären Schwerpunktbereichs in den beiden völkerrechtlichen Themenkomplexen Investitionsschutzrecht und Menschenrechte.  

Da beide Felder im Bereich staatlicher Regulierungen häufig in Konflikt geraten, eignete sich diese Schnittstelle besonders gut für eine rechtliche Untersuchung. Der wasserrechtliche Einschlag kam daher, dass es in der Vergangenheit eine Reihe von Investitionsschiedsverfahren nach erfolglosen Wasserprivatisierungsvorhaben gab, die unterschiedlich mit dem Wasserrecht umgingen. Daher versuchte ich, einen einheitlichen Lösungsvorschlag für die Integration dieses Menschenrechts in Investitionsschiedsverfahren zu entwickeln.

Was fasziniert Sie an diesem rechtlichen Themenkomplex?

Besonders fasziniert hat mich die Tragweite der Thematik. Solche Konflikte verschiedener Rechtsgebiete bieten ein unvergleichliches Potenzial für Entwicklung. Zum einen handelt es sich bei der ausreichenden Versorgung mit Wasser um ein zentrales und essenzielles Gut, dem wir in unserem täglichen Umgang oft mit großer Selbstverständlichkeit begegnen.

Zum anderen beschränken sich die gewonnenen Ergebnisse meiner Untersuchung nicht auf den Bereich des Wasserrechts, sondern sind durchaus auf andere Menschenrechte übertragbar. Die Thematik bietet somit eine umfassende Möglichkeit, den Schutz von Menschenrechten im Investitionsrecht zu integrieren.

Ist der Wunsch zu promovieren von Anfang an da gewesen oder im Laufe des Studiums entstanden?

Der Wunsch zu promovieren, entstand bei mir erst nach dem Ersten Staatsexamen. Ich wollte mich gerne mehr mit dem internationalen Recht beschäftigen und hatte durch meine Arbeit am Lehrstuhl und die Teilnahme am internationalen Moot Court eine gute Ausgangssituation für diesen Schritt.

Welchen Einfluss hatte Ihr Doktorvater Prof. Dr. Dr. Rainer Hofmann (Lehrstuhl für Öffentliches Recht mit Schwerpunkt im Völkerrecht an der Goethe-Universität in Frankfurt) bei der Wahl des Themas?

Mein Doktorvater Prof. Dr. Dr. Rainer Hofmann war von Anfang an begeistert von einer Dissertation im menschenrechtlichen Bereich. Wegen meiner Vorerfahrung im Investitionsrecht schlug er mir eine Kombination beider Rechtsregime vor. Als ich über den wasserrechtlichen Einschlag nachdachte, empfand er dies als umfangreiches, aktuelles und wichtiges Thema, das sich sehr gut für eine Dissertation eigne.

Ich konnte mit ihm jedes Kapitel meiner Dissertation einzeln diskutieren und mich mit Fragen immer an ihn wenden. Das war eine große Unterstützung. Einen regelmäßigen Austausch mit dem Doktorvater/der Doktormutter erachte ich daher als sehr hilfreich und sinnvoll.

Mit welchen Erwartungen sind Sie an die Dissertation herangegangen? Welche haben sich als eher falsch, welche als eher richtig herausgestellt?

Zu Beginn hatte ich ein klares Ergebnis meiner Untersuchung vor Augen, das sich so nicht bestätigt hat. Im Gegenteil: In meinem Fazit zog ich einen komplett anderen Schluss aus meinen gewonnen Erkenntnissen. Das war eine interessante Entwicklung, mit der ich so nicht gerechnet hatte. Dennoch hatte ich am Ende das Gefühl, dass sich alles zu einem zuversichtlich stimmenden Schluss zusammenfügt.

Ich hatte außerdem die Hoffnung und Erwartung, dass ich mich während meiner Dissertation traue, eigene Ansätze zu verfolgen und neue Ideen aufzustellen. Das stellte sich als recht anspruchsvoll heraus, aber funktionierte nach einigen Versuchen dann doch gut.

Was hat Ihnen zu Beginn der Dissertation besonders geholfen sich einzufinden?

Der anfangs wichtigste Schritt war für mich, eine grobe Gliederung zu erstellen. Diese war ein Grundgerüst, an dem ich mich orientierte. Mir half es außerdem besonders, dass ich erste Ansätze ausformulierte und verschriftlichte. Ab dem Moment, an dem man etwas auf dem Papier hat, fällt es einem leichter, damit zu arbeiten.

Nichts davon muss stehen bleiben, aber vieles bietet Potential für weitere Gedanken und muss festgehalten werden, damit es nicht verloren geht. Zudem arbeitete ich von Beginn an mit der Zitationssoftware Citavi. Das erleichterte es mir, Literatur zu sortieren und Fundstellen zu sammeln – und bestätigte sich auch gerade zum Ende der Arbeit hinsichtlich der Formalia als sinnvoll.

Wie muss man sich die Arbeit an einer Doktorarbeit vorstellen? Gibt es bestimmte Phasen? Wie motiviert man sich auf diesem langen Weg?

Es handelt sich um einen langwierigen Prozess, der nicht durchgehend von Erfolgen geprägt ist. Zu Beginn ist es wichtig, sich nicht von der Größe des Themas oder der Anzahl an Literatur entmutigen zu lassen. Sobald man mit dem Schreiben begonnen hat, wird das Projekt „Dissertation“ nahbarer und man stellt fest, dass es sich gar nicht so sehr von vorherigen wissenschaftlichen universitären Arbeiten unterscheidet, sondern hauptsächlich länger und umfangreicher ist.

Um sich zwischendurch von Schreibblockaden oder Motivationstiefs zu erholen, war es für mich wichtig, Abwechslung zu haben. Ich arbeitete parallel und gönnte mir an den Wochenenden auch Auszeiten, um etwas Abstand zur Thematik zu bekommen. Es hilft nach einer kurzen Pause, mit frischem Blick und neuer Motivation weiterzuschreiben.

Zusätzliche Motivation gab mir auch der ständige Diskurs mit meinen Freunden und meiner Familie. Es war hilfreich und interessant, andere Auffassungen, Ideen und auch Kritik zu hören. Das war bei meinem Thema sehr gut möglich und machte es noch spannender.

Was hat Ihnen bei der Erstellung der Doktorarbeit besonders gefallen? Was waren Ihre „Highlights“?

Besonders gut gefallen hat mir der Gedanke, selbst eigene Lösungsansätze zu entwickeln und zu formulieren. Im Studium ist man doch sehr auf bereits bestehende Ansichten der Rechtsprechung und Literatur beschränkt. So hatte ich die Möglichkeit, weiter über den Tellerrand hinauszuschauen und eigene Wege einzuschlagen.

Mein absolutes Highlight war die Formulierung meines Ergebnisses – das Fazit zu meiner Dissertation. Als sich am Ende die gesamte Untersuchung zusammenfügte, erkannte ich, wieviel ich gelesen, erarbeitet und entwickelt habe. Erst in diesem Moment konnte ich das Thema umfassend greifen und mein Lösungsansatz lag plötzlich auf der Hand. Das war ein erfüllender Moment.

Gab es Hürden, Hindernisse, die Sie besonders schwierig fanden?

Als besonders schwierig empfand ich zu priorisieren, welche Aspekte noch in den Text aufgenommen werden sollten und welche nicht. Man läuft schnell Gefahr, sein Thema ständig zu erweitern und den Bezug zum Wesentlichen zu verlieren.

Die größte Hürde für mich war allerdings mein Bestreben, einen innovativen neuen Lösungsansatz zu formulieren und gleichzeitig zu wissen, dass ich im Rahmen einer juristischen Dissertation das Rad nicht neu werde erfinden können.

Wie sieht Ihre weitere berufliche Karriereplanung nach Abschluss der Dissertation aus? Streben Sie eine akademische Laufbahn an oder zieht es Sie in die Anwaltschaft?

Meine weitere Karriereplanung ist noch offen. Ich kann mir jedoch sehr gut vorstellen, im Bereich des internationalen Rechts zu arbeiten. Eine akademische Laufbahn schließe ich ebenfalls nicht aus.

Und zuletzt: Welchen Rat würden Sie angehenden Doktorand:innen und denen, die mit dem Gedanken an eine Dissertation spielen, geben?

Ich rate dazu, sich nur dann für eine Dissertation zu entscheiden, wenn man ein Thema findet, das einen wirklich fesselt. Der Gedanke sollte einen erfüllen, sich mehrere Jahre mit diesem Thema zu beschäftigen. Während der Dissertationszeit sollte man jede Idee aufschreiben. Diese Idee muss nicht von vorneherein ideal oder perfekt sein oder in die Endversion einfließen. Sie kann jedoch bei erneutem Lesen weitere, unerwartete Denkanstöße anregen.

Von maßgeblicher Bedeutung ist auch die Wahl des Doktorvaters/der Doktormutter, da ein regelmäßiger Austausch sehr hilfreich und ermutigend ist. Zudem sollte man auf sich selbst vertrauen und nach eigener Einschätzung vorgehen – die Dissertation ist schließlich eine Möglichkeit eigene Ideen zu entwickeln und diese in die Welt hinauszutragen.

Falk Schornstheimer, Autor IQB Karrieremagazin
Autor
Falk Schornstheimer

Falk Schornstheimer ist seit vielen Jahren als selbstständiger Berater spezialisiert auf das Coaching und die Beratung von Anwaltskanzleien und Anwälten zur beruflichen Entwicklung sowie HR-Projekten tätig. Falk Schornstheimer ist regelmäßiger Autor im Karrieremagazin.

Über Baker McKenzie

Als eine der führenden deutschen Anwaltskanzleien berät Baker McKenzie nationale und internationale Unternehmen und Institutionen auf allen Gebieten des Wirtschaftsrechts. In Deutschland vertreten rund 200 Anwält:innen mit ausgewiesener fachlicher Expertise und internationaler Erfahrung die Interessen ihrer Mandant:innen an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main und München. Baker McKenzie ist regelmäßig auf den Karrieremessen von IQB und Myjobfair vertreten.