Kann ChatGPT eine Jura Hausarbeit schreiben und bestehen?
Können Chatbots Jurastudierenden bei der Erstellung von Hausarbeiten und Gutachten helfen? Wir haben uns das mit ChatGPT mal genauer angeschaut und die Möglichkeiten und Auswirkungen untersucht.
Die Auswirkungen von ChatGPT auf die juristische Ausbildung
Die anfängliche Euphorie unter Jura-Studierenden, die nach der Veröffentlichung von ChatGPT zu spüren war, legte sich fast genauso schnell wieder. Zu ungenau und unzuverlässig waren die Antworten. Zurück bleiben die Fragen, welche Auswirkungen der Chatbot auf das Rechtswesen, das Jurastudium und das Referendariat haben kann oder wird.
Ein zentraler Punkt dabei ist, ob ChatGPT eine Jura-Hausarbeit schreiben kann und wie man damit umgehen sollte. Für viele Hochschulen sind generative Textprogramme wie ChatGPT aktuell ein wichtiges Thema. An den meisten Universitäten gibt es bislang keine Vorgaben, viele überlassen den Lehrkräften die Entscheidung, ob der Einsatz von KI gestattet ist. Die Universitäten Köln und Münster haben bereits eine Regelung: Sie verbieten derzeit KI-Tools als zulässiges technisches Hilfsmittel für die Erstellung von Hausarbeiten explizit [1].
Ein aktuelles Rechtsgutachten, das vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Auftrag gegeben wurde, fordert hier grundsätzliche Regelungen. Hochschulen sollen definieren, unter welchen Voraussetzungen KI-Tools wie ChatGPT von Studierenden eingesetzt werden können. Ein generelles Verbot von KI-Tools in Hochschulen sei aber nicht zielführend, so ein Ergebnis des Gutachtens. [2]
Die Debatte: Kann ChatGPT Jura-Hausarbeiten schreiben?
Abgesehen von einem möglichen Verbot – grundsätzlich kann ChatGPT eine Jura-Hausarbeit schreiben und auch den dafür häufig notwendigen Gutachtenstil anwenden. Fraglich ist allerdings, ob der Chatbot in der Lage ist, komplexe juristische Probleme korrekt zu lösen. Oder ob er dabei nicht möglicherweise plagiiert oder gar halluziniert, also einfach einen Lösungsweg erfindet, der nicht der juristischen Realität entspricht.
Außerdem hat ChatGPT in seiner aktuellen Fassung in der Regel nur einen sehr begrenzten Zugriff auf urheberrechtlich geschützte, wissenschaftliche, juristische Artikel in Deutschland, da diese in der Regel hinter Login-Schranken liegen. So sind für Jurist:innen wichtige Datenbanken wie Beck-online oder Juris nicht im Wissensschatz der offenen generativen KI enthalten.
Juristische Verlage und Datenbanken arbeiten allerdings mit Hochdruck an spezifischen Chatbots, die Zugriff auf ihre Inhalte haben und diese entsprechend verarbeiten können. Wolters Kluwer bieten bereits jetzt GPT-Zusammenfassung von Urteilen und Beschlüssen in ihrer kostenpflichtigen Datenbank an. Es wird also vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis die Ergebnisse KI-gestützter juristischer Hilfsmittel auch in die Hausarbeiten von Studierenden einfließen. [3]
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Möglichkeiten und Grenzen von ChatGPT in der juristischen Arbeit
ChatGPT in der Jura Hausarbeit: Potenzial und Einschränkungen
Eine juristische Hausarbeit ist auch immer eine wissenschaftliche Arbeit, die verschiedene, in ihrer Komplexität variierende Aufgaben beinhaltet. Hier liegt auch – noch – die große Schwäche von ChatGPT. Zwar kann die KI grundsätzlich dabei helfen, eine Jura Hausarbeit anzufertigen, allerdings sollten Studierende hier vorsichtig sein, denn ChatGPT hat immer noch große Probleme damit, juristische Sachverhalte und insbesondere komplexere Probleme richtig zu lösen.
Fehler & Halluzinationen in ChatGPT-Lösungen
Häufig macht die KI Fehler und präsentiert selbstbewusst falsche Lösungen oder kommt vom Thema ab. Studierende müssten daher immer die von ChatGPT vorgeschlagenen Lösungswege noch einmal auf ihre Richtigkeit prüfen, umschreiben und in der Regel auch stilistisch anpassen, da das KI-Tool auch beim Gutachtenstil teilweise gravierende Fehler macht.
So stellt sich die Frage, ob ChatGPT im Rahmen einer Jura Hausarbeit überhaupt ein sinnvolles Hilfsmittel ist, denn der Zeitaufwand der Korrektur ist enorm und man muss ohnehin recherchieren, um das Ergebnis auf Richtigkeit prüfen zu können. Es ist also (noch) schlussendlich effizienter und vor allem sicherer, die Hausarbeit direkt selbst zu schreiben.
Zukunftsperspektiven von KI in der juristischen Ausbildung
Wie stark das KI-Tool bei Jura Hausarbeiten in Zukunft agieren wird, lässt sich bisher nicht sagen, aber es ist davon auszugehen, dass ChatGPT sich auch bei der Lösung komplexer juristischer Sachverhalte stark verbessern wird.
Studierende, die Prompt Engineering lernen und ChatGPT also nutzen – sei es als Recherchetool oder zur konkreten Ausformulierung von ganzen Textabschnitten – sollten sich auf jeden Fall bewusst sein, dass die KI nicht immer nur die objektive Wahrheit abbildet. Die Gefahr ist, dass sie gerade bei komplexen juristischen Problemen oftmals an der eigentlichen Frage vorbeischreibt.
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Historischer Kontext
Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) in der juristischen Ausbildung und Praxis hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und beginnt, die Art und Weise, wie Recht praktiziert und gelehrt wird, langsam aber sicher zu verändern. Dabei spielen insbesondere Sprachmodelle wie ChatGPT eine übergeordnete Rolle, denn mit ihrer Fähigkeit, anspruchsvolle Schreib- und Rechercheaufgaben auszuführen, können sie potenziell Aufgaben übernehmen, die zuvor hoch qualifiziertes Personal erforderten.
Das markiert einen signifikanten Wandel in der Rechtsbranche, der noch in den Kinderschuhen steckt und dessen ganze Auswirkung bisher nicht abgeschätzt werden kann. KI-basierte Anwendungen haben jedoch das Potenzial, die juristische Ausbildung und Praxis grundlegend zu verändern. Die Auswirkungen und das Interesse von Universitäten und Wirtschaft an den Möglichkeiten von KI in der Rechtsbranche sind überall zu spüren. So wurde beispielsweise an der renommierten der Yale Law School im Frühjahr 2023 ein neuer Kurs eingeführt, der sich mit KI und Verfahrensrecht befasst. [4]
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Rechtliche Aspekte von KI-generierten Inhalten
Urheberrechtliche Herausforderungen bei KI-generierten Werken
Die Nutzung von KI-generierten Inhalten in akademischen Arbeiten wirft neben der Frage nach der Qualität der Ergebnisse auch urheberrechtliche Fragen auf. Dabei ist die Kernfrage, wer als Schöpfer eines KI-generierten Werkes anzusehen ist – die Entwickler:innen der KI, die Nutzer:innen, die die KI steuern, oder die KI selbst? Die meisten Rechtssysteme erkennen derzeit keine eigenständige Urheberschaft durch KI an.
Die Rolle des Prompt-Engineerings bei der Bestimmung der Urheberschaft
Dies führt zu einer Grauzone in Bezug auf Urheberrechte, die akademische Institutionen zunehmend zu adressieren versuchen. Bei der Beantwortung der Frage der Urheberschaft eines von der KI erstellten Werkes könnte langfristig vorwiegend das Prompt-Engineering eine zentrale Rolle spielen. Denn: Je detaillierter, umfangreicher und komplexer die Prompts, also die Anweisungen an die KI, erteilt werden, desto größer die schöpferische Kraft der Person, die den Prompt erstellt und somit deren urheberrechtlich relevante persönliche geistige Schöpfung.
Persönliche geistige Schöpfung als Kern des Urheberrechts
Denn, grundsätzlich ist ein Werk gemäß § 2 Abs. 2 UrhG nur dann schutzfähig, wenn eine persönliche geistige Schöpfung des Urhebers vorliegt. Man kann sich dafür natürlich auch technischer Hilfsmittel bedienen, wie beispielsweise Computer und Software. Auch künstliche Intelligenz kann daher, wenn die Nutzer:innen ein ausreichendes Maß an Schöpfungskraft beisteuern, als technisches Hilfsmittel zur Schaffung eines Werkes genutzt werden.
Fallabhängige Urheberrechtsansprüche und die Zukunft des KI-Urheberrechts
Es wird dabei immer auf den konkreten Einzelfall ankommen und Nutzer:innen werden möglicherweise zukünftig nachweisen müssen, dass sie eine ausreichende schöpferische Kraft zur Erschaffung aufgewendet hat. Das Spannungsverhältnis von KI und Urheberrecht ist ein komplexes Thema und es bleibt abzuwarten, wie sich die Rechtsbranche und das Urheberrecht entwickeln werden.
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Juristische Anwendungsbereiche & Expertenmeinungen
ChatGPT ist jetzt schon ein mächtiges Tool, das bereits in einigen juristischen Bereichen Anwendung findet. Dabei hilft das KI-Tool aktuell, insbesondere bei der Filterung und Zusammenfassung größerer Datensätze und der Voranalyse und Zuordnung von Rechtsproblemen. Zur Lösung juristischer Probleme ist die KI bisher nicht fähig, zumal bei komplexen juristischen Sachverhalten immer ein Rechtsanwalt selbst den Sachverhalt überprüfen sollte, um schwerwiegende Fehler auszuschließen.
Einige Universitäten und Bildungseinrichtungen ziehen bereits Konsequenzen aus der Entwicklung und Verfügbarkeit von KI-Systemen. Die Universität Hohenheim beispielsweise hat Empfehlungen für den Einsatz von KI in Prüfungen ausgesprochen, die ab dem Wintersemester 2023/24 wirksam wurden. Diese beinhalten, dass generative KI-Systeme unter bestimmten Bedingungen als Hilfsmittel bei unbeaufsichtigten schriftlichen Prüfungsleistungen eingesetzt werden dürfen. [5]
In der juristischen Ausbildungspraxis haben sich auch Professor:innen schon daran versucht, juristische Fragestellungen, Aufsätze und kleinere Fälle mithilfe von ChatGPT zu schreiben. Die Ergebnisse waren bisher ernüchternd. Zwar hat die KI immer einen entsprechenden Text in rasanter Geschwindigkeit geliefert, jedoch kam es häufig zu großen Fehlern, insbesondere bei der Lösung von komplexen juristischen Problemen. Es ist allerdings zu erwarten, dass sich die generative KI auch im juristischen Sektor schnell verbessern und zukünftig in der Lage sein wird, schwierige rechtliche Probleme zu lösen.
Zukunftsausblick: KI-Revolution in der Rechtsbranche
Die Einführung generativer KI-Tools hat das Potenzial, die Rechtsbranche in allen Bereichen zu verändern. Zwar bleibt abzuwarten, wie sich Tools wie ChatGPT im Einzelnen entwickeln. Aufgrund der konstanten Verbesserung und der Möglichkeit, auf Echtzeitdaten zuzugreifen, ist jedoch jetzt schon davon auszugehen, dass Chatbots zukünftig noch mächtiger werden und sich weitere professionelle Anwendungsfelder erschließen.
Studierende, Professorinnen und Anwälte sollten die Entwicklungen der KI daher primär als Chance, statt als Bedrohung begreifen, denn die AI-Tools können dabei helfen, zeitintensive Arbeitsschritte zu vereinfachen und so insgesamt effizienter zu arbeiten. Schlussendlich bleiben Notarinnen, Rechtsanwälte, Richterinnen, Staatsanwälte und viele weitere Berufe im Rechtswesen trotz des Einsatzes von KI unerlässlich – sei es vor Gericht, um strategische Entscheidungen zu treffen oder zur Pflege von Mandantenbeziehungen.
Auch stellt sich die Frage, ob aufgrund der zunehmenden Fähigkeiten der KI-Tools Hausarbeiten möglicherweise langfristig durch mündliche Prüfungen ersetzt werden könnten, um die Integrität der Bewertung zu gewährleisten und dem Missbrauch von KI in schriftlichen Arbeiten entgegenzuwirken. Es ist denkbar, dass die zunehmende Verwendung von KI-Tools dazu führen könnte, dass mündliche Prüfungen in der juristischen Ausbildung in der Zukunft an Bedeutung gewinnen. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Universitäten und Bildungseinrichtungen ihre Prüfungsrichtlinien anpassen werden, um auf die rasanten technischen Entwicklungen zu reagieren.
Legal Tech
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Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Themen rund um Legal Tech und Informationstechnologie im Arbeitsalltag von Juristinnen und Juristen.
Handlungsempfehlungen: Effektiver Einsatz von KI-Tools im Jurastudium
Studierende sollten die neuen KI-Tools mit Vorsicht genießen und sie gleichzeitig als Chance begreifen. Wenn diese sich im juristischen Arbeitsbereich verbessern, kann dies für viele Studierende einiges an mühseliger Fleißarbeit reduzieren und so dabei helfen, sich auf die wesentlichen Bereiche ihres Studiums zu konzentrieren.
Folgende Punkte sollten Studierende auf jeden Fall im Umgang mit KI-Tools wie ChatGPT beachten:
- Nutzung von KI-Tools mit Professor:innen und Dozent:innen absprechen.
- Kritische Nutzung der KI-Tools und eigene Überprüfung der Ergebnisse.
- Verwendung von KI-Tools zur Förderung des kritischen Denkens und zur Entwicklung eigener Argumente, anstatt sich ausschließlich auf vorgefertigte Antworten zu verlassen.
- Sensibilisierung für Datenschutz und ethische Aspekte im Umgang mit KI-Tools, insbesondere im Hinblick auf die Verarbeitung persönlicher oder sensibler Daten.
- Verantwortungsvoller Umgang mit KI-Tools heißt auch, bei Verwendung und Veröffentlichung der Ergebnisse der KI transparent zu sein und entsprechende Stellen zu kennzeichnen.
Karrieremagazin Redaktionsteam
Liebevoll für euch zusammengestellt vom Karrieremagazin Redaktionsteam von IQB & Myjobfair
Quellen & Weblinks
- [1] Regeln zu ChatGPT an Universitäten oft unklar | Tagesschau
- [2] Einsatz von generativer KI in Prüfungen | Universität Hohenheim
- [3] GPT-Zusammenfassung von Urteilen und Beschlüssen | Wolters Kluver
- [4] AI and the Possibilities for the Legal Profession | Yale University
- [5] Didaktische und rechtliche Perspektiven auf KI-gestütztes Schreiben in der Hochschulbildung | Hochschulforum Digitalisierung
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