Jurastudium an der Universität Göttingen – Erfahrungsbericht

Unsere Autorin studiert Rechtswissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen und ist sowohl von der Universität als auch von der Stadt überzeugt. Ein Erfahrungsbericht.

Jura: Studium an der Uni Göttingen?

„Zwischen Frankfurt und Hamburg“ ­– Wer für das Jurastudium nach einer klassischen deutschen Universitätsstadt sucht, wird früher oder später auf das südniedersächsische Göttingen stoßen. Zentral gelegen und mit einem Semesterticketradius bis an die Nordsee, bietet sich ein gut vernetzter Studienort, der einiges zu bieten hat. Wer ein Jurastudium in Göttingen in Betracht zieht, dessen Erwartungen kann ein Studium an der Georgia Augusta und ein Leben in der traditionsreichen Universitätsstadt mühelos übertreffen.

Eine ausgesprochen angenehme Besonderheit des juristischen Studiums an der Georg-August-Universität ist der Aufbau des Schwerpunktstudiums. Dieses verbringt man mit dem Schreiben einer Seminararbeiten und einer Studienarbeit, die jeweils zu 15 Prozent in die Examensnote einfließen.

Die Universitätsstadt Göttingen

Offiziell zählt Göttingen mit seinen knapp 120.000 Einwohner:innen zwar bereits zu den Großstädten. Die Anonymität und langen Wege der Großstadt sucht man hier jedoch vergeblich. Wenn die Spaziergänger:innen auf den Wallanlagen schlendern, die Cafés von Studierenden und Professor:innen frequentiert werden und frischgebackene Doktorand:innen in Göttinger Tradition das Gänseliesel vor dem alten Rathaus küssen, ist das Unistadt-Idyll perfekt. Wenn es dann noch regnet, ist man wirklich angekommen.

Mit ungefähr 31.000 Studierenden auf nur 120.000 Einwohner:innen ist Göttingens Stadtbild wesentlich von seiner Universität geprägt. Zu den studentischen Bedürfnissen gehören neben dem Wissenserwerb auch außeruniversitäre Aktivitäten, weshalb Göttingen mit einer hohen Kneipendichte glänzt.

Während die malerische Innenstadt mit ihren Fachwerkhäusern tagsüber unaufgeregt und gemütlich dreinschaut, kommen mit Einbruch der Dunkelheit die Studierenden aus den Bibliotheken und Hörsälen in die Bars. Wenn es warm genug ist, werden die abendlichen Treffen auch gerne auf den Campus, den historischen Wilhelmsplatz, die Schillerwiesen und viele weitere studentisch geprägte Plätze verlagert, an denen man schnell und mühelos neue Bekanntschaften macht. 

Mit dem Fahrrad als zuverlässigstem Begleiter lässt sich jeder dieser Orte innerhalb kurzer Zeit erreichen und auch der Heimweg ist ohne öffentliche Verkehrsmittel schnell zu bewerkstelligen. Ein beschauliches, aber lebendiges Unistädtchen eben.

Das Jurastudium an der Uni Göttingen

Das Jurastudium ist – wie andernorts auch – lang und das Staatsexamen anspruchsvoll. Dass Reformbedarf besteht, kann auch der Standort Göttingen nicht verschleiern. Eine ausgesprochen angenehme Besonderheit des juristischen Studiums an der Georg-August-Universität ist jedoch der Aufbau des Schwerpunktstudiums. Dieses verbringt man mit dem Schreiben einer Seminararbeit und einer Studienarbeit, die jeweils zu 15 Prozent in die Examensnote einfließen.

Diese beiden Schwerpunktsleistungen bieten nicht nur die Gelegenheit, sich intensiv mit juristischen Themen abseits des üblichen Prüfungsstoffes auseinanderzusetzen, man vermeidet dadurch auch das Schreiben von klassischen Schwerpunktklausuren. Wer Hausarbeiten Klausuren vorzieht und gerne wissenschaftlich arbeitet, kann sich hier also mehr als glücklich schätzen. Zur Vorbereitung auf ebenjenes wissenschaftliche Arbeiten ist für die Zulassung zum Schwerpunktstudium das Absolvieren einer weiteren, vorbereitenden wissenschaftlichen Hausarbeit Voraussetzung, der sog. vorbereitenden Leistung.

Anders als an manch anderer Universität ist es in Göttingen unproblematisch möglich, den Schwerpunkt nach den Klausuren des staatlichen Teils der Ersten Pflichtfachprüfung zu absolvieren.

Schwerpunkt nach den Klausuren

Anders als an manch anderer Universität ist es in Göttingen unproblematisch möglich, den Schwerpunkt nach den Klausuren des staatlichen Teils der Ersten Pflichtfachprüfung zu absolvieren.

Dies hat den Vorteil, dass man im Rahmen des Hauptstudiums bereits juristisches Verständnis erworben hat, das einem im Schwerpunkt zugutekommt, sowie bestenfalls einen Bereich ausmachen konnte, dem man besondere Begeisterung entgegenbringt.

Mit neun breit gefächerten Schwerpunktbereichen bietet sich hier eine große Auswahl an Interessengebieten. Neben den Klassikern wie bspw. dem Wirtschafts- oder Medienrecht, den Grundlagen des Rechts oder auch dem Internationalen Recht fällt vor allem der Bereich Medizinrecht auf, der an nur wenigen Universitäten in Deutschland angeboten wird und sich großer Beliebtheit erfreut.

Was spricht für ein Jurastudium in Göttingen?

Neben den Argumenten, die für die juristische Fakultät der Georgia Augusta sprechen, überzeugt die gute Infrastruktur der Universität selbst. In Göttingen genießt man die Vorzüge einer Campusuni, bei der sich der Uni-Alltag auf den Zentralcampus nahe der Innenstadt fokussiert.

Dieser bietet mit seinem breiten Angebot an Bibliotheken – dem Juridicum, dem Blauen Turm, dem Lern- und Studiengebäude, der Staats- und Universitätsbibliothek, dem Oeconomicum und dem Theologicum – Platz zum Lernen und Arbeiten. Als Ausgleich dazu trifft man sich in den campuseigenen Cafés für Kaffee, Kuchen, Franzbrötchen oder auch ein Bier aus dem benachbarten Brauereistädtchen Einbeck.

Ebenso stechen die bereits prämierten Mensen des Göttinger Studentenwerks heraus. Durch das abwechslungsreiche Angebot und die Möglichkeit, Hauptgericht und Beilagen nach den eigenen Vorstellungen zusammenzustellen, ist für alle etwas dabei, ob vegan, vegetarisch, „natürlich fit“ oder Fisch und Fleisch. Letzteres zumindest in der Zentralmensa, die Mensa am Turm wurde im vergangenen Jahr auf ein komplett vegetarisches und veganes Angebot umgestellt.

Das Freizeitangebot rund um die Uni Göttingen

Wenn man schließlich genug vom Campus hat, lädt auch das breite Angebot der frei zugänglichen Anlage des Unisports dazu ein, neue Sportarten in den Kursen auszuprobieren oder mit Freunden nach Belieben einen der Tennis-, Beachvolleyball- und Soccerplätze zu mieten.

Das Kulturticket, das als Teil des Semestertickets allen Studierenden zugutekommt, ermöglicht darüber hinaus freien bzw. ermäßigten Eintritt zu kulturellen Veranstaltungen. Freier Eintritt im Theater oder für einen Euro zum Basketballspiel der Bundesligamannschaft der BG Göttingen – die Möglichkeiten sind vielfältig.

Wer vom Studium in einer echten Universitätsstadt träumt, wird in Göttingen fündig. Und wenn es einen doch mal in die Ferne zieht, kommt man mit dem Semesterticket schließlich auch zum Baden ans Meer oder zum Wandern in den benachbarten Harz. 

Victoria Kautzner - Autorin bei IQB und Myjobfair - Karrieremagazin
Autorin
Victoria Kautzner

Victoria Kautzner studierte Jura an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Schwerpunkt „Historische und philosophische Grundlagen des Rechts“. Sie arbeitet am Institut für Grundlagen des Rechts der Georg-August-Universität Göttingen.