Kann ChatGPT eine Jura Hausarbeit schreiben und bestehen?

Können Chatbots Jurastudierenden bei der Erstellung von Hausarbeiten und Gutachten helfen? Wir haben uns das mit ChatGPT mal genauer angeschaut und die Möglichkeiten und Auswirkungen untersucht.

Die Auswirkungen von ChatGPT auf die juristische Ausbildung

Erste Erfahrungen von Studierenden mit ChatGPT

Die anfängliche Euphorie unter Jura-Studierenden, die nach der Veröffentlichung von ChatGPT zu spüren war, legte sich fast genauso schnell wieder. Zu ungenau und unzuverlässig waren die Antworten. Zurück bleiben die Fragen, welche Auswirkungen der Chatbot auf das Rechtswesen, das Jurastudium und das Referendariat haben kann oder wird.

Kann ChatGPT eine Jura-Hausarbeit schreiben?

Ein zentraler Punkt dabei ist, ob ChatGPT eine Jura-Hausarbeit schreiben kann und wie man damit umgehen sollte. Für viele Hochschulen sind generative Textprogramme wie ChatGPT aktuell ein wichtiges Thema.

An den meisten Universitäten gibt es bislang keine Vorgaben, viele überlassen den Lehrkräften die Entscheidung, ob der Einsatz von KI gestattet ist. Die Universitäten Köln und Münster haben bereits eine Regelung: Sie verbieten derzeit KI-Tools als zulässiges technisches Hilfsmittel für die Erstellung von Hausarbeiten explizit [1].

Pilotprojekt an der Universität Bielefeld

Einen anderen Weg geht die Universität Bielefeld: Dort startete 2025 ein Pilotprojekt, bei dem Jura-Studierende im Familienrecht erstmals KI-gestützt Hausarbeiten verfassen dürfen. Die eingesetzte KI arbeitet ausschließlich mit geprüften Inhalten der juris-Datenbank und liefert transparente Quellenangaben.

Studierende müssen jedoch ihre Eigenständigkeitserklärung anpassen, um den verantwortungsvollen Umgang mit der Technik zu dokumentieren. Ziel des Projekts ist es, Erfahrungen im reflektierten Einsatz von KI in der juristischen Ausbildung zu sammeln. [2]

Neue Richtlinien an der Universität Regensburg

Auch die Universität Regensburg hat neue Richtlinien eingeführt: Dort ist der Einsatz von KI in schriftlichen Prüfungsleistungen wie Hausarbeiten grundsätzlich erlaubt, allerdings unter der Bedingung, dass die Nutzung klar gekennzeichnet wird. Studierende müssen beispielsweise angeben, wann sie KI zur Paraphrasierung von Randnummern, zur Optimierung eigener Formulierungen, zur Gliederung oder zur Visualisierung von Inhalten verwendet haben.

Gleichzeitig betonen die Regelungen, dass KI-Ausgaben keine eigenständigen juristischen Quellen darstellen — Fehler oder „Halluzinationen“ einer KI werden als falsch zugeschriebene Argumente behandelt. Ergänzend wird erstmals ein Kurs zur KI-Kompetenz im Jurastudium angeboten, um Studierende im Umgang mit solchen Werkzeugen praxisnah zu schulen. [3]

Rechtsgutachten zu KI in der Hochschullehre

Die grundsätzliche Haltung der Universitäten gegenüber dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist jedoch nach wie vor eher zurückhaltend. Ein Rechtsgutachten, das vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Auftrag gegeben wurde, fordert hier grundsätzliche Regelungen. Hochschulen sollen definieren, unter welchen Voraussetzungen KI-Tools wie ChatGPT von Studierenden eingesetzt werden können.  Ein generelles Verbot von KI-Tools in Hochschulen sei aber nicht zielführend, so ein Ergebnis des Gutachtens. [4]

Die Debatte: Kann ChatGPT Jura-Hausarbeiten schreiben?

Abgesehen von einem möglichen Verbot – grundsätzlich kann ChatGPT eine Jura-Hausarbeit schreiben und auch den dafür häufig notwendigen Gutachtenstil anwenden. Fraglich ist allerdings, ob der Chatbot in der Lage ist, komplexe juristische Probleme korrekt und vor allem sauber zu lösen oder ob er dabei nicht möglicherweise plagiiert oder gar halluziniert. Denn nicht selten denkt sich ChatGPT Quellen aus, die nicht existieren, was zu höchst unangenehmen Nachfragen und zum Nichtbestehen der Hausarbeit führen kann.

Fraglich ist allerdings, ob der Chatbot in der Lage ist, komplexe juristische Probleme korrekt und vor allem sauber zu lösen.

ChatGPT hat in seiner aktuellen Fassung in der Regel nur einen sehr begrenzten Zugriff auf urheberrechtlich geschützte, wissenschaftliche, juristische Artikel in Deutschland, da diese meistens hinter Login- und Bezahlschranken liegen. So sind für Jurist:innen wichtige Datenbanken wie Beck-online oder Juris nicht im Wissensschatz der offenen generativen KI enthalten. Dadurch sinkt die Qualität der Arbeit, die ChatGPT allein aufgrund dieser fehlenden Komponente überhaupt leisten kann, bereits drastisch.

Juristische Verlage und Datenbanken arbeiten allerdings mit Hochdruck an spezifischen Chatbots, die Zugriff auf ihre Inhalte haben und diese entsprechend verarbeiten können. Wolters Kluwer bietet bereits jetzt GPT-Zusammenfassung von Urteilen und Beschlüssen in ihrer kostenpflichtigen Datenbank an. Es wird vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis KI-gestützte Ergebnisse vermehrt Eingang in die juristischen Hausarbeiten von Studierenden finden. [5]

Möglichkeiten und Grenzen von ChatGPT in der juristischen Arbeit

ChatGPT in der Jura Hausarbeit: Potenzial und Einschränkungen

Fehler & Halluzinationen in ChatGPT-Lösungen

ChatGPT hat immer noch große Probleme damit, juristische Sachverhalte und insbesondere komplexere Probleme richtig zu lösen

Zukunftsperspektiven von KI in der juristischen Ausbildung

Studierende, die Prompt Engineering lernen und ChatGPT also nutzen – sei es als Recherchetool oder zur konkreten Ausformulierung von ganzen Textabschnitten – sollten sich auf jeden Fall bewusst sein, dass die KI nicht immer nur die objektive Wahrheit abbildet. Die Gefahr ist, dass sie gerade bei komplexen juristischen Problemen oftmals an der eigentlichen Frage vorbeischreibt.  

Der Einfluss von Sprachmodellen wie ChatGPT auf die Rechtswissenschaft

KI in der juristischen Praxis: Anwendungsfelder und Grenzen

Ziel ist nicht, Juristinnen und Juristen zu ersetzen, sondern sie durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten zu entlasten.

Automatisierung statt Ersatz: Die Rolle von KI im juristischen Alltag

Die Rolle des Prompt-Engineerings bei der Bestimmung der Urheberschaft

Persönliche geistige Schöpfung als Kern des Urheberrechts

Fallabhängige Urheberrechtsansprüche und die Zukunft des KI-Urheberrechts

Einsatzmöglichkeiten von KI im juristischen Alltag

Zukunft der Hausarbeit im Zeitalter der KI

Neue Prüfungsmodelle mit KI-Unterstützung

Zukunftsperspektiven: Einsatz von ChatGPT & Co. im Rechtssystem

Die Einführung generativer KI-Tools hat das Potenzial, die Rechtsbranche in allen Bereichen zu verändern. Zwar bleibt abzuwarten, wie sich Tools wie ChatGPT im Einzelnen entwickeln. Aufgrund der konstanten Verbesserung und der Möglichkeit, auf Echtzeitdaten zuzugreifen, ist jedoch jetzt schon davon auszugehen, dass die technischen Fähigkeiten von Chatbots weiter verfeinert und sich so weitere professionelle Anwendungsfelder erschließen werden.

Effizienzsteigerung durch KI: Vorteile und Grenzen im juristischen Alltag

Studierende, Professorinnen und Anwälte sollten die Entwicklungen der KI daher primär als Chance, statt als Bedrohung begreifen, denn KI-Tools können dabei helfen, zeitintensive Arbeitsschritte zu vereinfachen und so insgesamt effizienter zu arbeiten.

Schlussendlich bleiben Notarinnen, Rechtsanwälte, Richterinnen, Staatsanwälte und viele weitere Berufe im Rechtswesen trotz des Einsatzes von KI relevant – sei es vor Gericht, um strategische Entscheidungen zu treffen oder zur Pflege von Mandantenbeziehungen.

KI und Prüfungsformate: Hausarbeit vs. mündliche Prüfung

Auch stellt sich die Frage, ob aufgrund der zunehmenden Fähigkeiten der KI-Tools Hausarbeiten möglicherweise langfristig durch mündliche Prüfungen ersetzt werden könnten, um die Integrität der Bewertung zu gewährleisten und dem Missbrauch von KI in schriftlichen Arbeiten entgegenzuwirken.

Es ist denkbar, dass die zunehmende Verwendung von KI-Tools dazu führen könnte, dass mündliche Prüfungen in der juristischen Ausbildung in der Zukunft an Bedeutung gewinnen. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Universitäten und Bildungseinrichtungen ihre Prüfungsrichtlinien anpassen werden, um auf die rasanten technischen Entwicklungen zu reagieren.

  • Nutzung von KI-Tools mit Professor:innen und Dozent:innen absprechen.
  • Kritische Nutzung der KI-Tools und eigene Überprüfung der Ergebnisse.
  • Verwendung von KI-Tools zur Förderung des kritischen Denkens und zur Entwicklung eigener Argumente, anstatt sich ausschließlich auf vorgefertigte Antworten zu verlassen.
  • Sensibilisierung für Datenschutz und ethische Aspekte im Umgang mit KI-Tools, insbesondere im Hinblick auf die Verarbeitung persönlicher oder sensibler Daten.
  • Sensibilisierung für Datenschutz und ethische Aspekte im Umgang mit KI-Tools, insbesondere im Hinblick auf die Verarbeitung persönlicher oder sensibler Daten.
  • Verantwortungsvoller Umgang mit KI-Tools heißt auch, bei Verwendung und Veröffentlichung der Ergebnisse der KI transparent zu sein und entsprechende Stellen zu kennzeichnen

Dieser Beitrag wurde zuerst im Dezember 2023 veröffentlich und zuletzt aktualisiert am 29.09.2025

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