
Unternehmenskultur: Diverse Teams sind erfolgreicher
Erfolgsfaktor Heterogenität in der Arbeitswelt. Mehreren Studien zufolge sind gemischte Teams erfolgreicher als homogene Arbeitsgruppen und treffen für das Unternehmen bessere Entscheidungen. Es lohnt sich, geschlechtergerecht zu sein.
Stereotype am Arbeitsplatz
Es gibt sie noch immer, die klassischen Jobs für Frauen oder für Männer. Aber in den vergangenen Jahren schlugen immer mehr Frauen auch Berufswege ein, die früher vor allem männlich dominiert waren – Tischler, Schreiner, Informatiker, zum Beispiel. Genauso wie es auch langsam immer selbstverständlicher wird, dass Männer ehemals klassische Frauenberufe ergreifen, Stichwort: Männliche Erzieher oder Geburtshelfer.
Das Aufweichen von stereotypen Geschlechternormen bringt nicht nur Freiheit und Entwicklungsmöglichkeiten für Einzelne mit sich, sondern auch wirtschaftlichen Erfolg für Unternehmen. Firmen profitieren davon, wenn ihre Teams gemischt besetzt sind. Keine reinen Männerteams, keine reinen Frauenteams. So blöd es klingen mag, aber gemeinsam sind wir stärker. Jeder profitiert von den Vorteilen der anderen.
Das Institut für Weltwirtschaft aus Kiel fand in einer Studie heraus, wie Gruppen Entscheidungen treffen, je nachdem, wie sie geschlechtertechnisch besetzt sind. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass geschlechtertypisches Verhalten sich bemerkbar macht, sobald ein Geschlecht überrepräsentiert ist (1).
Firmen profitieren davon, wenn ihre Teams gemischt besetzt sind. Keine reinen Männerteams, keine reinen Frauenteams.
Wie arbeiten Frauen?
Je mehr Frauen in einem Team vertreten sind, umso niedriger ist die Risikobereitschaft bei Entscheidungen (1). Aus der Verhaltensökonomie ist bekannt, dass Frauen Ergebnisse erzielen wollen und auf inhaltlicher Ebene diskutieren. Sie versuchen, konsensorientiert zu entscheiden – auch wenn die Entscheidungsfindung deshalb länger dauert (2).
Wie arbeiten Männer?
Im Gegensatz dazu treffen Männer riskantere Entscheidungen, wenn ihr Geschlecht überrepräsentiert ist, ergab die Studie aus Kiel (1). Männer sollen auch in ihren Individualentscheidungen risikobereiter sein als Frauen.
In männlich geprägten Teams trifft derjenige die Entscheidung, der die Macht hat – entweder aus hierarchischen Gründen als Chef oder Teamleiter oder aus einer informellen Machtposition heraus: derjenige, mit mehr Wissen, Kontakten oder mentaler Stärke (2).

Jobmessen & Karrieremessen
Karrieremessen von IQB & myjobfair
Unsere Jobmessen finden als Präsenzveranstaltung oder online statt und bieten Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern die ideale Orientierung in Sachen Karrierechancen.
Achtung, Gruppendynamik!
Die Kieler Studie experimentierte mit unterschiedlichen Zusammensetzungen aus Frauen- und Männergruppen. Dabei kam auch heraus, dass reine Männergruppen ein höheres Risiko eingehen würden als jeder Mann individuell bereit gewesen wäre einzugehen.
Umgekehrt sah das Bild bei reinen Frauenteams aus: In der Frauengruppe trafen die Frauen gemeinsam eine noch weniger riskante Entscheidung als jede einzeln getroffen hätte.
Homogenität verstärkt die Entscheidungstendenz. Auch das ist nicht ideal, resümieren die Forscher:innen. Männergruppen riskieren wider besseren Wissens zu viel, Frauen zu wenig und lassen somit Chancen ungenutzt (1).
Als eine mögliche Ursache für diese Dynamiken werden kulturelle Normen angegeben. Ein gutes Beispiel dafür, dass niemand profitiert, wenn Menschen Geschlechternormen übergestülpt werden.
Warum sind gemischte Teams erfolgreicher?
Laut der Kieler Studie gleichen sich die beiden Geschlechter bei der Entscheidungsfindung gegenseitig aus. Sie treffen sich zwischen ihren Lagern und finden einen Kompromiss. Die Entscheidungen, die in dieser Mitte getroffen werden, sollen ausgewogener und damit besser sein (1).
Gemischte Teams treffen also schon mal bessere, klügere Entscheidungen. Sie agieren darüber hinaus auch wirtschaftlich erfolgreicher – das ergab eine internationale Studie von Unternehmensberatung McKinsey (3).
Diversität in Vorständen und wirtschaftlicher Erfolg ließen sich hier in Zusammenhang bringen. Unternehmen mit dem größten Anteil an Frauen im Topmanagement haben eine 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich effizient zu sein. Dieser Wert ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: 2014 lag er bei 15 Prozent, 2017 schon bei 21 Prozent.
Abgesehen von besseren Entscheidungen und wirtschaftlichem Erfolg zeigen Studien auch, dass Männer persönlich davon profitieren, wenn sie an einem Ort arbeiten, an dem es keine Diskriminierung der Geschlechter gibt (4): Es verbessert ihre Gesundheit, sie haben die Freiheit, sich selbst zu entfalten und die Möglichkeit, finanzielle Verantwortung mit ihren Partner:innen zu teilen. Das klingt doch erstrebenswert!

Stellenmarkt
Myjobportal – die Jobbörse für Akademiker
Ob mit Abschluss oder auf dem Weg dahin: Spannende Jobs und Praktika findest du in Myjobportal, unserer Stellenbörse für Absolvent:innen und Studierende.
Keine Angst vor der Quote
All diese offensichtlichen Vorteile und trotzdem sind Frauen in vielen Führungspositionen noch unterrepräsentiert. Obwohl knapp mehr als die Hälfte der Uni-Absolvent:innen weiblich sind, besetzen Frauen bislang nur rund 20 Prozent der Führungspositionen in Deutschland, und nur 10 Prozent der DAX-Vorstände (5). Das Thema „Quote“ führt häufig zu langen Diskussionen – bei Frauen und Männern. Egal, wie man zur Quote steht, die Vorteile von gemischten Teams sind wissenschaftlich belegt, auch die wirtschaftlichen. Wenn Geld es nicht richtet, dann bedauerlicherweise wohl nur noch das Gesetz.
Gemischte Teams im MINT-Bereich als Lebensrettung
Bessere Entscheidungen, wirtschaftlicher Erfolg. Und Lebensnotwendigkeit! Wenn zum Beispiel Frauen in MINT-Berufen unterrepräsentiert sind, werden sie in der Forschung oft nicht mitgedacht. Das kann in einigen Fällen tödlich sein, wie wir in unserem Artikel „Frauen in MINT Berufen und Studiengängen“ dargelegt haben.

Frauen in MINT Berufen und Studiengängen
Es studieren und arbeiten weniger Frauen als Männer in MINT-Berufen. Warum sich eine Karriere in der MINT-Branche für Frauen lohnt, erfahrt ihr hier.
Diversität in der Arbeitswelt
Nicht nur Geschlechter-Diversität bringt Vorteile in der Arbeitswelt. Die oben bereits genannte Studie von McKinsey untersuchte in ihrer internationalen Forschung auch, welche wirtschaftlichen Vorteile Teams bringen, die Mitarbeiter:innen verschiedener Herkunft beschäftigen (3): Mit 36 Prozent waren auch ethnisch gemischte Teams wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreicher als nicht oder wenig gemischte Teams.
Wie es aktuell um die Diversität in deutschen Unternehmen bestellt ist, erfahrt ihr hier: Diversity in Unternehmen des deutschen Arbeitsmarktes.
Wie wirkt sich kulturelle Vielfalt in der Arbeitswelt aus?
Kulturelle Vielfalt – das ist auch in Deutschland ein Thema, wie das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (kurz KOFA) vom Institut für Wirtschaft, zusammenstellt (6). Sie betonen, dass vielfältig zusammengesetzte Teams das Innovationspotenzial von Unternehmen steigern können. Dabei komme es abgesehen von Indikatoren wie Alter und Geschlecht auch auf den Faktor Herkunft an.
Neben der Steigerung des Innovationspotenzials listen sie auch Verbesserungen bei Arbeitgeber:innenattraktivität, Fachkräftesicherung und verbesserte Kundenorientierung auf.
Vielfältig aufgestellte Teams sind besser aufgestellte Teams.
Anmerkung: In diesem Artikel ist von zwei Geschlechtern die Rede: Frauen und Männern. Dies liegt an den vorliegenden Quellen, die in ihren Studienlagen oft nur zwei Geschlechter untersuchen/anerkennen. Diversität der Geschlechtergalaxie kommt hier – leider noch – nicht vor oder wird noch nicht ausgewertet.
Weiterführende Infos
- (1) Spiegel, 2017 | Männer riskieren zu viel, Frauen zu wenig
- (2) Stern, 2017 | Was Männer von Frauen im Job lernen können
- (3) McKinsey, 2019 | Diversity wins: How inclusion matters
- (4) Süddeutsche, 2013 | Wie Männer von gleichberechtigten Frauen profitieren
- (5) Handelsblatt/BMFSJ, 2021 | Gemischte Teams sind erfolgreicher und müssen selbstverständlich werden
- (6) KOFA, 2020 | Kulturelle Vielfalt im Unternehmen richtig gestalten
- Diversity in deutschen Unternehmen | Statistiken | IQB.de

Lisa Friedmann
Lisa Friedmann (Hamburg), Jahrgang 1984, studierte Informationswissenschaften (Diplom) und arbeitet seit über 15 Jahren als Redakteurin und Content-Managerin für verschiedene Unternehmen. Sie hat keine Ahnung von Pflanzen, aber einen grünen Daumen.
Ähnliche Themen

7 wichtige Tipps für das Zeit- & Selbstmanagement
Trotz aller akademischer Freiheiten, die das Studium gewährt, Struktur und Organisation ist die halbe Miete. Wir haben ein paar Tipps für euch, wie das spielend gelingt.

Jobsicherheit vs. Gehalt – was ist dir wichtiger?
Manche Absolvent:innen oder Bewerber:innen kommen irgendwann an den Punkt, wo eine Entscheidung fällig ist: Suche ich einen Job, der sicher ist? Oder einen mit tollem Gehalt?

Zukunftsfähigkeit: Die eigenen Stärken und den passenden Job finden
Was sind meine Stärken? Was will ich? Wie kann ich damit erfolgreich sein? Richte den Blick auf dich selbst! Wir haben Tipps & Checklisten, die dir helfen.
Mehr Diversity Themen

Diversity
Erfolgreich anwaltlich arbeiten – auch mit körperlichen Handicaps

Diversity
Migranten, Lehrer, Bauingenieure – Stipendien gibt es für viele Zielgruppen

Arbeitsrecht
Exzellent mit Beeinträchtigung – auch im Arbeitsrecht

Diversity
Juracon Jahrbuch 2020 — Besondere Karrierewege

Aktuelle Gesetzgebung
Der Rassebegriff im Grundgesetz – Verfassungstexte zwischen Rechtsdogmatik und politischer Symbolik

Diversity
Diversity in deutschen Unternehmen — Die Statistik zeigt, es gibt Nachholbedarf
Myjobportal
Spannende Jobs und Praktika findest du im Myjobportal, dem Stellenmarkt für Akademiker:innen und Studierende.
Myjobportal StellenmarktF.A.Z. Einspruch Live-Podcast

Kommende Jobmessen
Juracon Frankfurt – Karrieremesse für Juristen
meet@FH Aachen
meet@FH Aachen Bau
Karrieremesse TH Köln Recht und Wirtschaft
F.A.Z. Einspruch Podcast TH Köln
Alle Events anzeigen
Unsere Jobmessen
Unsere Karrieremessen finden als Präsenzveranstaltung oder online statt.
Alle Jobmessen von IQB und MyjobfairStellenmarkt Jura
Spannende Jobs und Praktika für Juristinnen und Juristen findest du im Juraportal
Juraportal Stellenmarkt für Juristen