Arbeiten von Zuhause aus? Corona hat das Homeoffice attraktiver gemacht

Die Corona-Krise hat bei vielen Menschen nicht nur das Privatleben auf den Kopf gestellt – auch unsere Art zu Arbeiten hat sich verändert. Während das Homeoffice in vielen Unternehmen vor der Pandemie undenkbar war, ist es heute ein wesentlicher Teil der Arbeitswelt geworden. Doch welche Auswirkungen hat das auf Arbeitnehmer:innen und Unternehmen? Wir haben uns Studien dazu angeschaut.

Wie viele Menschen arbeiten im Homeoffice?

Die Corona-Krise hat zu einem ungeahnten Aufschwung des Homeoffice geführt: Seit Beginn der Pandemie im März vergangenen Jahres hat sich die Zahl der angebotenen Homeoffice-Arbeitsplätze mehr als verdoppelt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hervor (1). Während der Pandemie haben demnach mehr als 64 % der Beschäftigten voll oder teilweise im Home-Office gearbeitet.

Für viele Arbeitnehmer:innen ist das Arbeiten von Zuhause aus durchaus attraktiv: Eine Studie der Universität Konstanz unter knapp 700 Menschen hat herausgefunden, dass 56 Prozent der Befragten auch in Zukunft zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten möchte (2). Auch die Unternehmen stehen dem inzwischen deutlich positiver gegenüber als noch vor Corona: Laut der Umfrage des BSI wollen 58 % der Firmen das Angebot auch nach der Pandemie aufrechterhalten oder sogar ausweiten.

Welche Vorteile bringt das Homeoffice?

Keine Kollegen, die an die Tür klopfen, keine lauten Gespräche in der Umgebung, kein Telefonklingeln, das dauernd stört: Viele Menschen verbinden das Homeoffice mit mehr Ruhe, mehr Konzentration und mehr Produktivität.

Bei der Befragung der Universität Konstanz gaben drei Viertel bis vier Fünftel der Teilnehmer:innen an, dass sie im Homeoffice sowohl engagierter als auch produktiver arbeiten. „Zudem berichten durchgehend über 45 Prozent der Befragten, dass sie im Homeoffice besser und effektiver arbeiten als im Büro“, heißt es bei der Hochschule. Was den meisten Befragten besonders gefällt: Das Homeoffice gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Arbeits- und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren.

Die Wissenschaftler:innen der Uni Konstanz haben die Mitmachenden ihrer Studie von März bis Juni 2021 noch einmal befragt und festgestellt, dass der Wunsch nach Homeoffice noch stärker geworden ist. „Während unsere Befragten beispielsweise im Oktober 2020 durchschnittlich 2,79 Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten wollten, lag dieser Wert bei der jüngsten Befragung im Juni 2021 bei 3,28 Tagen pro Woche“, schreiben die Forscher und Forscherinnen. Die Beschäftigten wünschten sich vor allem eine „hybride Arbeitswelt“, also eine Kombination aus Homeoffice und Büro.

Welche Nachteile hat das Arbeiten von Zuhause aus?

Doch das Arbeiten von Zuhause aus bringt nicht nur Vorteile. Studien belegen auch, dass damit Gefahren einhergehen können – etwa durch psychische Überlastung, Vereinsamung oder auch Karrierenachteile. Eine Befragung der Bertelsmann-Stiftung vom Dezember 2020 ergab, dass nach Ansicht der Hälfte der Beschäftigten im Homeoffice soziale Kontakte schlechter aufrecht erhalten werden können und der Kontakt zu anderen Teams schwerer fällt. (3)

„Hier kann sich die Hoffnung von Home-Office als neue Wunderwaffe für schnelles und agiles Arbeiten oder Quelle für Kosten- und Zeitersparnis als Nachteil für die Kultur von Unternehmen entwickeln, wenn das soziale Miteinander in der Kaffeeküche oder das Lernen voneinander am Arbeitsplatz fehlen“, schreibt der Experte für Führung und Unternehmenskultur bei der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Habich, auf der Homepage der Studie.

Andere Befragungen weisen beispielsweise auch auf gesundheitliche Probleme hin, weil etwa der Arbeitsplatz am Küchentisch bei vielen nicht ergonomisch ist und geeignete Stühle fehlen. Anderen Arbeitnehmer:innen fehlt vielleicht auch ein großer Bildschirm oder ein stabiles Internet, um gut arbeiten zu können.

Für Unternehmen kann das Homeoffice ebenfalls Nachteile bringen: Sie müssen sich beispielsweise mehr Gedanken darüber machen, ob die IT-Sicherheit gewährleistet ist. Laut der BSI-Umfrage gaben acht Prozent der Unternehmen an, dass sie während der Pandemie auf Cyberangriffe reagieren mussten. Je kleiner die Firma desto schwerwiegender waren demnach die Folgen der Attacken: Jedes vierte Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten bewertete sie laut Studie als „sehr schwer“ oder sogar „existenzbedrohend“.

5 Tipps für gutes Arbeiten im Homeoffice

Reduziere Störungen:

Suche Dir einen ruhigen Arbeitsplatz, idealerweise in einem eigenen Raum, in dem Du die Tür hinter Dir zumachen kannst. Geht das nicht, schaffe Dir mit Hilfe von Raumtrennern einen abgetrennten Bereich.

Sorge für eine gute Arbeitsatmosphäre:

Achte darauf, dass an Deinem Arbeitsplatz genügend Licht vorhanden ist und dass Du nicht abgelenkt wirst – etwa vom Fernseher, einem Buch oder dem Handy, das neben Dir liegt.

– Schaffe Rituale:

Die Vorstellung, im Schlafanzug und vom Bett aus zu arbeiten, mag verlockend sein. In der Praxis funktioniert das aber meist nicht besonders gut. Vielen Menschen helfen Routinen, um besser in den Arbeitsalltag hineinzukommen. Beginne beispielsweise immer zur gleichen Zeit oder ziehe Dir Arbeitskleidung an, als wenn Du ins Büro gehen würdest.

– Denke an Pausen:

Wer konzentriert arbeitet, kann schon mal das Mittagessen oder eine Klopause vergessen. Doch darauf solltest Du achten, um langfristig gut arbeiten zu können. Wenn Du keine speziellen Büromöbel hast, sind vor allem auch sogenannte bewegte Pausen wichtig: Im Internet findest Du Anleitungen für kurze Gymnastikübungen. Wenn Du darauf keine Lust hast, kannst Du beispielsweise auch einfach jedes Mal beim Telefonieren aufstehen und ein wenig im Raum herum laufen.

– Halte Dich an den Feierabend:

Wenn man von Zuhause aus arbeitet, können die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem leicht verschwimmen. Wenn möglich, lege die Arbeit ganz buchstäblich beiseite: Fahre den Computer herunter, schließe das Arbeitszimmer ab, lege die Unterlagen weg. Das hilft, um abzuschalten und sich bis zum nächsten Arbeitstag erholen zu können.

Autorenbild Kathrin Deckert
Autorin
Kathrin Deckert

Kathrin Deckert arbeitet seit rund fünfzehn Jahren als Journalistin – erst selbstständig, dann als Redakteurin einer Nachrichtenagentur, jetzt wieder selbständig. Wenn Sie nicht am Computer sitzt, ist sie am liebsten im oder am Bodensee.

 

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