LL.M. nach dem Berufseinstieg an der University of Edinburgh

Unser Autor berichtet über den LL.M. in International Banking Law and Finance an der University of Edinburgh und zeigt, dass ein Masterstudium nach dem Berufseinstieg Vorteile bietet. Edinburghs Ruf, das anspruchsvolle Curriculum und das lebendige Studentenleben machen das Studium empfehlenswert.

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LL.M. in International Banking Law and Finance an der University of Edinburgh

LL.M. nach dem Berufseinstieg

Jurastudierende, die einen LL.M. absolvieren möchten, stehen oft vor der schwierigen Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für das Masterstudium im Ausland. Typischerweise entscheiden sich die meisten Studierenden für die Zeit unmittelbar nach dem ersten oder dem zweiten Staatsexamen. Mein Erfahrungsbericht soll zeigen, dass ein LL.M. auch nach dem Berufseinstieg nicht nur möglich ist, sondern auch Vorteile mit sich bringen kann.

Pandemiebedingt konnte ich meinen ursprünglichen Plan, nach dem zweiten Staatsexamen ins Ausland zu gehen, nicht verwirklichen und entschied mich daher für den Berufseinstieg.

Die Wahl des Arbeitgebers

Ein wichtiger Faktor bei der Wahl meines künftigen Arbeitgebers war dann allerdings die Möglichkeit, den LL.M. zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Zum Glück gibt es mittlerweile einige Kanzleien, die einem solchen Vorhaben offen gegenüberstehen.

Hier bietet insbesondere Oppenländer ein überzeugendes und bereits länger etabliertes Nachwuchsförderungskonzept. Anwält:innen können bei Oppenländer nach einiger Zeit in der Praxis entweder in das Promotionsmodell wechseln und eine Doktorarbeit schreiben oder für ein Masterstudium ins Ausland gehen.

Manche entscheiden sich sogar dafür, beide Programme zu absolvieren. Sowohl der Doktortitel als auch der LL.M. werden nach Abschluss mit einem Gehaltsaufschlag honoriert. Für mich war von Anfang an klar, dass ich von dieser Möglichkeit Gebrauch machen will.

Die Vor- und Nachteile des LL.M.-Studiums nach Berufseinstieg

Vorteile eines LL.M.-Studiums nach Berufseinstieg

Aus meiner Sicht bestehen bei einem LL.M.-Studium nach Berufseinstieg vor allem folgende Vorteile: Man kann bei der Wahl des Programms viel gezielter vorgehen und ein Programm auswählen, von dem man am meisten in seinem Beruf profitieren wird.

Vor Berufseinstieg weiß man oft noch gar nicht, in welches Rechtsgebiet es einen am Ende beruflich verschlägt. Neben der Sprache und den wissenschaftlichen „Skills“ kann man so zusätzlich wertvolle nützliche Kenntnisse passend zur Berufspraxis erwerben und damit den Nutzen des LL.M. noch steigern. In der Regel sind zudem die finanziellen Möglichkeiten nach Berufseinstieg deutlich größer.

Plant man den LL.M. rechtzeitig, kann man unter Umständen etwas Geld für das Studium zurücklegen. Da das LL.M.-Jahr mit hohen Ausgaben verbunden ist, ist dies ein nicht unwesentlicher Faktor. Nicht zu unterschätzen ist auch die Sicherheit, an seinen Arbeitsplatz zurückkehren zu können, und die Freiheit, sich während des Auslandsjahres darüber keine Gedanken machen zu müssen.

Nachteile und Überlegungen für ein spätes LL.M.-Studium

Aber natürlich hat das späte LL.M.-Studium auch Nachteile: Man muss sich zunächst darauf einstellen, dass die meisten Kommiliton:innen deutlich jünger sein werden als man selbst.

Die Mehrheit der Mitstudierenden sind frisch gebackene Bachelor-Absolvent:innen und werden eher Anfang bis Mitte zwanzig sein. Zumindest in meinem Kurs gab es aber auch einige Kommiliton:innen, die bereits mehrere Jahre gearbeitet hatten, bevor sie zum Masterstudium nach Edinburgh kamen. Zudem steht nicht jeder Arbeitgeber der Berufsunterbrechung positiv gegenüber. Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, das Thema im Bewerbungsgespräch anzusprechen.

Studieren in Edinburgh: Banking Law & Finance

Gründe für die Entscheidung für die University of Edinburgh

Für die University of Edinburgh entschied ich mich vor allem, weil sie über einen hervorragenden Ruf in UK verfügt und regelmäßig auf den oberen Rängen in den Hochschulrankings landet. Zudem erschien mir der Bewerbungsprozess unkompliziert und die Aussicht, ein Jahr in einer der schönsten Städte Europas zu verbringen, war verlockend.

Meine Wahl fiel auf das Programm im International Banking Law and Finance. Das hat sich im Nachhinein als goldrichtig für mich erwiesen. Da ich zuvor im M&A und Corporate Finance gearbeitet hatte, schlossen sich viele Inhalte des Programms unmittelbar an meine anwaltliche Tätigkeit an.

Ich kann dieses Programm allen empfehlen, die sich für wirtschaftliche Zusammenhänge interessieren und verstehen wollen, wie unser Finanzsystem funktioniert. Man muss aber bereit sein, über den juristischen Tellerrand zu blicken und sich intensiv mit den wirtschaftswissenschaftlichen Modellen und Theorien auseinanderzusetzen. In manchen Kursen haben wir mehr Ökonomen als Rechtswissenschaftler gelesen.

Inhaltlicher Schwerpunkt des Studiums

Thematischer Mittelpunkt des Programms sind die Kapitalmärkte, das Bankwesen und Unternehmenstransaktionen. Diese Gebiete werden umfassend behandelt. Das Programm ist so konzipiert, dass man sowohl die vertragsgestaltende Perspektive eines Anwalts als auch die regulatorische Sicht der Aufsichtsbehörden kennenlernt.

Das Studienformat: Seminare und Aufsätze

Der Unterricht fand in Seminarform statt. Das bedeutet, dass jede Woche eine umfangreiche reading list samt Fragen zu einem bestimmten Thema ausgeteilt wurde und man sich durch das Abarbeiten der reading list auf die Besprechung des Themas im Kurs vorbereiten sollte.

Dadurch war die tatsächliche Zeit, die man in Lehrveranstaltungen verbrachte, sehr überschaubar. Insgesamt hatten wir wöchentlich etwa 6 Stunden Präsenzunterricht. Die meiste Zeit verbrachte man mit der Vorbereitung der Veranstaltungen und vor allem mit dem Schreiben von Aufsätzen.

Leistungsbewertung und Flexibilität im Studium

Alle Leistungsnachweise werden im LL.M. in Edinburgh in Form von Aufsätzen erbracht. Es werden also keine Klausuren geschrieben. Das hat den Vorteil, dass man die Arbeit mehr oder weniger gleichmäßig über das Semester verteilen und sich vertieft mit bestimmten Themen auseinandersetzen kann, die einen besonders interessieren. Durch die bewusste Wahl des Aufsatzthemas aus dem angebotenen Themenpool kann man auch die Schwerpunkte seines Studiums innerhalb des Masters steuern.

Gute Karrieremöglichkeiten nach dem Abschluss

Insgesamt bereitet das Programm die Studierenden hervorragend auf eine Tätigkeit im Finanzsektor vor. Nicht umsonst haben zahlreiche ehemalige Mitstudierende nach ihrem Abschluss Jobs bei der Europäischen Zentralbank (EZB), der FCA (der britischen BaFin) sowie den Zentralbanken und Aufsichtsbehörden in ihren Heimatländern ergattert.

Die Stadt und das Studierendenleben.

Die schottische Hauptstadt gilt völlig zurecht als eine der schönsten Städte im Königreich und bietet alles, was das Studentenherz begehrt. Die Kulturlandschaft ist überwältigend und auch Outdoor-Freunde kommen durch die zahlreichen Parks und die Nähe zu den Highlands auf ihre Kosten. Über die Universität kann man aus einer schier unendlichen Anzahl an Societies wählen, die sich allen möglichen Sportarten und sonstigen Interessen wie Debattieren, Politik etc. widmen. Langweilig wird es daher in Edinburgh nie.

Das Vorurteil, dass die Menschen in Schottland unglaublich freundlich und hilfsbereit sind, kann ich aus meiner Erfahrung nur bestätigen. Dies macht es sehr leicht, als Neuankömmling in Schottland Anschluss zu finden.

Durch die vielen kulturellen Veranstaltungen in der Stadt und die zahlreichen Festivals bekommt man auch reichlich Gelegenheit, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Nur der schottische Akzent blieb für mich auch nach einem Jahr in Edinburgh tatsächlich eine Herausforderung.

Als Fazit kann ich das Studium in Edinburgh jedem, der sich dafür interessiert, uneingeschränkt empfehlen.

Dieser Artikel erschien zuerst im mylawguide 2023, dem Karrierehandbuch für Juristinnen und Juristen.

Arthur Eichmann
Autor
Arthur Eichmann
Arthur Eichmann ist Rechtsanwalt/Associate im Gesellschaftsrecht und M&A bei OPPENLÄNDER Rechtsanwälte. Er studierte an der Universität Mainz Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt im Recht der Kapitalgesellschaften und Kapitalmärkte. Während seines Studiums war er Stipendiat der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Nach seinem Studium war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsches und europäisches Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht (Prof. Dr. Verse) der Juristischen Fakultät in Heidelberg tätig. Zusätzlich zu seinem deutschen Abschluss absolvierte er einen Masterstudiengang im internationalen Bankrecht und Finance an der University of Edinburgh.