Wie schreibt man ein juristisches Plädoyer?

Das Plädoyer spielt eine wichtige Rolle im Rahmen juristischer Strafverfahren, denn es markiert das Abschlusswort von Anklage und Verteidigung. Hier erfährst du wie man ein Plädoyer schreibt, was ein gutes Plädoyer ausmacht und worauf du beim Aufbau des Plädoyers achten solltest.

Wie schreibt man ein Plädoyer?

Das Plädoyer spielt eine wichtige Rolle im Rahmen juristischer Strafverfahren, denn es markiert das Abschlusswort von Anklage und Verteidigung, bevor das Gericht ein Urteil spricht und kann daher maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang eines Strafprozesses haben. Hier erfährst du, was ein Plädoyer ist, wie man ein Plädoyer schreibt, was ein gutes Plädoyer ausmacht und worauf du beim Aufbau des Plädoyers achten solltest.

Was ist ein Plädoyer?

Das Plädoyer ist die letzte Gelegenheit für eine Partei in einem Strafverfahren, ihre Sicht der Dinge am Ende einer Gerichtsverhandlung vorzutragen, bevor das Gericht ein Urteil spricht. Es wird daher häufig auch als Schlussplädoyer bezeichnet. Es findet seine gesetzliche Ausgestaltung in § 258 StPO. [1]

Da das Plädoyer in der Regel einem festen Aufbau folgt, der zugleich eine Darstellung des Sachverhaltes beinhaltet, empfiehlt sich ein sorgfältig konstruiertes Plädoyer, das alle relevanten Umstände des Strafprozesses ausreichend würdigt und alle juristischen Fragen beantwortet. Ein gelungenes Plädoyer zeichnet sich überdies nicht nur durch juristisches Wissen, sondern auch durch rhetorisches Geschick und eine klare Struktur mit einem roten Faden aus.

Wie baut man ein juristisches Plädoyer auf?

Da das Plädoyer, auch Schlussvortrag genannt, die letzte Möglichkeit von Anklage und Verteidigung ist, sich während eines Strafprozesses zu äußern, sollte der Aufbau des Plädoyers gut strukturiert und nachvollziehbar sein. Sowohl als Staatsanwalt als auch als Anwalt hat sich ein bestimmter Aufbau des Plädoyers etabliert. Das Verteidigerplädoyer, auch Abschlussrede des Anwalts, unterscheidet sich dabei nur geringfügig vom staatsanwaltlichen Plädoyer.

Beim Schreiben eines Plädoyers ist natürlich zu beachten, dass es nicht in allen Details vorbereitet werden kann. Denn es greift den Verlauf der Gerichtsverhandlung auf und geht auf mögliche Sachverhaltsschilderungen und rechtliche Würdigungen der Gegenseite ein.

Du kannst dich für den Schlussvortrag am folgenden Aufbau orientieren. Diese Struktur lässt Raum für neue Erkenntnisse, die sich in der Gerichtsverhandlung ergeben. Sie kannst du notieren und entsprechend aufgreifen und in deinen Vortrag integrieren.

Aufbau Plädoyer Staatsanwalt

  1. Einleitungssatz
  2. Sachverhaltsschilderung aus Sicht der Anklage
  3. Beweiswürdigung
  4. Rechtliche Würdigung
  5. Strafzumessung
  6. Antrag
  7. Nebenanträge
  8. Kosten

Aufbau Verteidigerplädoyer

  1. Anrede
  2. Sachverhaltsschilderung aus Sicht der Verteidigung,
  3. Beweiswürdigung aus Sicht der Verteidigung,
  4. Rechtliche Würdigung aus Sicht der Verteidigung,
  5. Strafart und Strafzumessung
  6. Antrag
  7. Nebenanträge (Haftbefehl, Entschädigung usw.)
  8. Kosten

Ein Plädoyer schreiben als Aufgabe in der Assesorprüfung

Es kann vorkommen, dass du im Rahmen der Klausuren im Strafrecht im zweiten Juristischen Staatsexamen eine Klausur aus anwaltlicher Sicht anfertigen sollst, welche die Anfertigung eines Plädoyers und ein ergänzendes juristisches Gutachten zur Aufgabe hat. Hier kannst du dich an den oben genannten Aufbau des Verteidigergutachtens halten.

Im Gutachten sollten alle zur Anklage gebrachten Straftatbestände erörtert werden. Oftmals kann es im Rahmen einer optimalen Beratung für den Mandanten aber auch sinnvoll sein, im Sachverhalt geschilderte, aber nicht angeklagte Straftatbestände zusätzlich zu den angeklagten zu erörtern. In der Regel beinhaltet eine Plädoyerklausur aus anwaltlicher Sicht einen Aktenauszug samt Anklageschrift und dem Inhalt der Beweisaufnahme.        

Natürlich ist auch eine Aufgabenstellung zur Anfertigung eines Plädoyers aus staatsanwaltlicher Sicht im Rahmen der Strafrechtsklausur in der zweiten Juristischen Staatsprüfung möglich. In der Regel ist dabei das Abschlussplädoyer des Vertreters der Staatsanwaltschaft auszuformulieren. 

Das gehört nicht in ein Plädoyer

Da ein Plädoyer eine Abschlussrede ist, haben wir einige Punkte aufgelistet, die auf keinen Fall im Plädoyer vorkommen sollten. Diese Punkte gehören entweder in die Hauptverhandlung oder im sind generell im Rahmen eines Plädoyers unangebracht:

  • Anklage und Verteidigung sollten keine Tatsachen bewusst falsch darstellen oder verdunkeln
  • Die Plädoyers sollten keine Tatsachen erwähnen, die nicht zur Hauptverhandlung gehören oder die nicht relevant für den Fall sind
  • Persönliche Angriffe auf Nebenkläger, Zeugen oder sonstige Prozessteilnehmende sollten vermieden werden

Exkurs: Das Plädoyer im juristischen Vorbereitungsdienst

Alle Referendare müssen spätestens während der Strafstation ein Plädoyer verfassen. Im Rahmen der sogenannten Sitzungsvertretung, in der Referendare die Staatsanwaltschaft vor Gericht vertreten, müssen sie am Ende der Gerichtsverhandlung ↪ auch ein Plädoyer vortragen. Dieses beinhaltet neben einer Zusammenfassung der Anklage und einer Darstellung des Sachverhaltes sowie einer Beweiswürdigung auch eine rechtliche Würdigung und eine abschließende Strafzumessung samt Antrag.

Fazit: So gelingt das Plädoyer vor Gericht

Ziel des Plädoyers ist es, das Gericht von den eigenen Ausführungen zu überzeugen. Damit das Plädoyer vor Gericht gelingt, ist also primär ein durchdachter Aufbau im Rahmen der hier dargestellten Gliederung zu empfehlen.

Zudem sollte das Plädoyer glaubwürdig sein und auf kohärenten Tatsachen beruhen, denn ein gut strukturiertes und nachvollziehbares Plädoyer kann am Ende der Gerichtsverhandlung den Unterschied zwischen einer Verurteilung und einem Freispruch ausmachen. Alles dies solltest du beachten, wenn du ein Plädoyer schreibst.

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