Zweitversuch im Jura Examen: Der 6-Punkte-Plan für die optimale Vorbereitung

Das Examen – 20 – 40 % aller Jurastudierenden bestehen es nicht. Wie geht es jetzt weiter? Wir haben einen Plan, wie ihr euch optimal auf den Zweitversuch vorbereitet.

Der 6-Punkte-Plan für den Zweitversuch

Das Ziel aller Jurastudierenden, die zum Examen antreten, ist es zu bestehen. Doch die Zahlen zeigen, dass dieses Ziel regelmäßig, abhängig von Bundesland und Universität, von 20 – 40 % der Studenten nicht erreicht wird. Wenn am Tag der Ergebnisversendung der große Brief im Briefkasten ist, dann ist das für viele zunächst ein Schock, den jeder anders bewältigt. Doch eine Frage stellt sich früher oder später für alle: Wie geht es jetzt weiter?

Examen im ersten Versuch nicht bestanden?
Das gilt für 20 – 40 % der Jura Studierenden. Aber wie geht es jetzt weiter?

Der bisherige Weg, wie auch immer dieser ausgesehen haben mag, hat nicht das erwünschte Ergebnis herbeigeführt und es ist an der Zeit, diesen Weg an die neue Herausforderung anzupassen. Doch gerade kurz nach der Ergebnisverkündung stehen viele noch zu sehr unter Schock, um einen Plan für die Zukunft zu erstellen. Aus diesem Grund habe ich für diesen Beitrag zusammen mit einem befreundeten Coach aus dem Bereich „Personal Empowerment“ einen sechs Punkte Plan aufgestellt, der helfen soll, sich optimal auf den Zweitversuch vorzubereiten.

1. Ruhe bewahren und entspannen

Gerade kurz nachdem die Ergebnisse gekommen sind, können die Emotionen überwältigend sein: Nicht bestanden: Zweitversuch! Verzweiflung, Wut, Trauer – alles ist möglich und alles ist erlaubt. Es spricht nichts dagegen, sich ein paar Tage Zeit zu nehmen, um sich seinen Gefühlen hinzugeben.

Wichtig ist aber schon hier, dass man sich immer wieder klarmacht, dass man mit seinem Ergebnis nicht allein ist und es keinen Grund gibt, den Mut zu verlieren. Am besten verbringt man die Tage in Gesellschaft von guten Freunden oder der Familie, um etwas auf andere Gedanken zu kommen und sich zu beruhigen.

2. Klausureinsicht und Klausuranalyse

Nachdem man sich ein wenig erholt hat, sollte der erste Schritt auf dem Weg zum Zweitversuch die Klausureinsicht sein. Sie ermöglicht, Fehler zu analysieren und ein Gefühl dafür zu bekommen, wo die Probleme lagen. Dabei sollte man genügend Zeit einplanen, um die Klausuren in Ruhe abfotografieren oder kopieren zu können. Bei der Klausurenanalyse empfiehlt es sich, zunächst die Bemerkungen des Korrektors zu lesen und auf Schlagwörter wie „Zeitmanagement“, „Problembewusstsein“ oder „Grundlagenwissen“ zu achten.

Im Anschluss sollte man Klausuren und Randbemerkungen ansehen. So bekommt man wieder ein Gefühl für seine Klausuren, denn immerhin sind im Schnitt zwei bis drei Monate vergangen, seitdem man sie geschrieben hat. Dabei sollte man besonders darauf achten, ob sich Fehlermuster über mehrere Klausuren oder sogar Rechtsgebiete zeigen. Mit diesem Wissen kann man sich jetzt der gezielten Ursachensuche widmen.

3. Ursachensuche: Woran hat es gelegen?

Der wohl wichtigste Teil der Vorbereitung auf den Zweitversuch ist die Ursachensuche. Dabei ist es wichtig, schonungslos ehrlich zu sich selbst zu sein. Von der Genauigkeit und Ehrlichkeit, mit der man diese Ursachensuche betreibt, hängt es wesentlich ab, ob man sich im zweiten Anlauf verbessern kann oder nicht. Es gibt viele Faktoren, im Folgenden sind die sechs aufgelistet, die mir am häufigsten zu Ohren gekommen sind. Für jeden Punkt habe ich ein paar Handlungsempfehlungen zusammengestellt, die helfen, sich an der Stelle für den nächsten Examensversuch zu verbessern.

Zu wenig Vorbereitungszeit

Ein Problem, das besonders häufig Freischusskandidaten betrifft, ist die mangelnde Vorbereitungszeit. Es dürfte niemanden wirklich überraschen, dass sich ein Examen in der Regel nicht in zwei bis drei Monaten vorbereiten lässt. Doch auch bei Kandidaten, die nicht im Rahmen des Freischusses schreiben, kann es am Ende der Examensvorbereitung zu zeitlichen Engpässen kommen. Sollte Zeitmangel ein Grund für das Scheitern im Examen gewesen sein, empfiehlt sich zunächst, die vernachlässigten Themen nachzuarbeiten. Dabei sollte jedoch genau überprüft werden, ob die fehlenden Themen tatsächlich die alleinige Ursache für das Nichtbestehen waren. In der Regel ist Zeitmangel nicht das einzige Problem und ein alleiniges Nachholen der Themen wäre dementsprechend nicht ausreichend.

Fehlendes Grundlagenwissen

Aus den Schlagworten in den Korrekturbemerkungen und der eigenen Klausuranalyse kann erkannt werden, ob es bei den Klausuren bereits an Grundlagenwissen gefehlt hat. In diesem Fall ist das Ziel der Vorbereitung auf den Zweitversuch, dieses Grundlagenwissen aufzufrischen. Dafür eignet sich etwa der Besuch von Anfängerübungen, man kann aber auch überlegen, ein komplettes Repetitorium zu besuchen.

Fehlendes Spezialwissen

Hat sich bei der Klausuranalyse gezeigt, dass die Grundlagen sicher beherrscht werden, es aber an vertieftem Spezialwissen mangelt, weil beispielsweise Probleme nur unzureichend erkannt und bearbeitet wurden, dann sollte der Besuch von Crashkursen in Betracht gezogen werden. Ebenso empfehlen sich insbesondere Aufsätze und Gerichtsurteile, um sich ein vertieftes Wissen zu speziellen Themen und Rechtsgebieten anzueignen.

Unstrukturiertes Wissen

Vielleicht kommt man nach der Analyse auch zu dem Ergebnis, dass man grundsätzlich über das notwendige Wissen verfügt, es in der Klausur nur nicht abrufen konnte. Die Ursache hierfür kann im unstrukturierten Lernen liegen. Denn alles juristische Fachwissen nützt nichts, wenn es nicht methodisch sauber angewendet werden kann. In diesem Fall ist es wichtig, das Gelernte zu strukturieren. Dafür eignen sich die allseits bekannten Mindmaps, aber auch Strukturbäume und Tabellen. Erlaubt ist alles, was Ordnung in eure Gedanken bringt. Zusätzlich hilft es, seine methodischen Kenntnisse im Rahmen von Übungsklausuren zu schulen.

Klausurtaktik

Ein häufiges Problem ist die fehlende Klausurtaktik. Auch wenn es in der Examensvorbereitung immer wieder betont wird, wird es von vielen nicht beherzigt oder falsch umgesetzt: Das Klausuren schreiben selbst. Sei es aus Zeitmangel oder weil man glaubt am Schreiben werde es schon nicht scheitern. Viel zu häufig werden deutlich zu wenige Klausuren in der Vorbereitung geschrieben. Dabei darf jedoch nicht Quantität mit Qualität verwechselt werden. Denn auch 100 geschriebene Klausuren bringen keinen Mehrwert, wenn man sich im Anschluss nicht die Zeit nimmt, um die Nachbesprechungen zu besuchen oder die Klausuren nachzuarbeiten. Neben der Überprüfung des Lernfortschritts sind Probeklausuren ein hervorragendes Mittel, um seine Klausurtaktik zu trainieren. Es gibt keine bessere Gelegenheit, um etwas zu experimentieren und sich auszutesten.

Prüfungsangst

Ein letzter nicht zu unterschätzender Punkt, der insbesondere im Zweitversuch relevant werden kann, ist die Prüfungsangst. Denn es ist egal, wie gut man gelernt hat, wenn man während der Prüfungen Panik bekommt. Ein Weg dieser Prüfungsangst entgegenzuwirken ist auch hier das Schreiben von Klausuren. Darüber hinaus bietet sich gerade die Zeit in der Vorbereitung auf den Zweitversuch an, um sich mit Entspannungsmöglichkeiten zu beschäftigen. Meditation und Atemübungen können sehr hilfreich sein.

4. Lernplan erstellen

Nachdem die Ursachen für das Nichtbestehen für jedes Rechtsgebiet analysiert und je nach Ursache Lösungen ausgearbeitet wurden, kann ein neuer, optimierter Lernplan erstellt werden. Dabei solltet ihr unbedingt daran denken, Zwischenziele und Entspannungspausen einzuplanen.

5. Loslegen!

Der Schock ist überwunden und der Lernplan steht. Jetzt gibt es nur noch eins zu tun: Einfach wieder loslegen.

6. Das Wichtigste zum Schluss: Pausen machen

Es wurde schon an einigen Stellen erwähnt, aber es ist so wichtig und wird von Jurastudierenden so gerne ignoriert, dass es einen eigenen Punkt wert ist. Man sollte Pausen machen und sich belohnen. Sei es mit einem Ausflug, einem Abend mit Freunden oder einer riesigen Schokotorte. Auch hier gilt alles, was legal ist und hilft auch im zweiten Anlauf durchzuhalten, ist erlaubt. Das Wichtigste ist, im Rahmen der Examensvorbereitung den Spaß an Jura nicht zu verlieren.

Die Zeit nach dem Nichtbestehen ist nicht nur erschütternd. Sie ermöglicht auch, aus Fehlern zu lernen und an ihnen zu wachsen.

Ich wünsche allen Examenskandidaten, egal in welchem Anlauf, viel Durchhaltevermögen in der Vorbereitung und Erfolg in den Prüfungen.

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Autorin
Linda Francisca Reinhardt

Linda F. Reinhardt, hat einen Bachelor in Wirtschaftsinformatik und studiert derzeit Rechtswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen mit dem Schwerpunkt Kriminologie und Jugendstrafrecht.

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