Das Jura Prädikatsexamen – 10 Tipps für die erfolgreiche Examensprüfung

Das Erreichen eines Prädikatsexamens gilt als eines der erstrebenswertesten Ziele für Studierende der Rechtswissenschaft. Es eröffnet nicht nur die Möglichkeit, in renommierten Kanzleien oder im öffentlichen Dienst Karriere zu machen, sondern verspricht auch von Beginn an ein attraktives Gehalt. Um das begehrte Prädikat zu erhalten, muss man im Staatsexamen mindestens die Note „vollbefriedigend“ erzielen. Wir haben ein paar Tipps zum Gelingen.

Wie man ein Prädikatsexamen erreicht: Ein Leitfaden für Jurist:innen

Die Abschlussnoten am Ende der beiden juristischen Staatsexamen sind für den beruflichen Werdegang von Juristinnen und Juristen von entscheidender Bedeutung. Nicht ohne Grund verbringen viele Examenskandidat:innen Monate in eifriger Vorbereitung, denn in kaum einem anderen Fach haben die Noten eine derart große Bedeutung für den weiteren Karriereverlauf.

Viele Großkanzleien verlangen Prädikatsexamina in beiden Staatsprüfungen – Doktortitel und LL.M. sind gern gesehene Add-ons. Daher ist das Ziel der meisten Examenskandidat:innen möglichst in beiden Staatsexamen ein Prädikatsexamen, also mindestens 9,00 Punkte, zu erreichen. Der Leistungsdruck ist für viele entsprechend hoch. In diesem Artikel erfährst du, was ein Prädikatsexamen ist, warum es so wichtig ist und wie du es erreichen kannst.

Was ist ein Prädikatsexamen Jura?

Die Notenskala in den juristischen Staatsprüfungen reicht von 0 bis 18 Punkte. Bestanden ist die Prüfung ab vier Punkten aufwärts. Ein Prädikatsexamen in der juristischen Ausbildung bedeutet, dass in der Staatsprüfung mindestens die Bewertung  „vollbefriedigend”, also wenigstens 9,00 Punkte erreicht wurden.

Welche Rolle spielt das Prädikatsexamen für die juristische Karriere?

Da die Abschlussnote eine große Rolle bei der juristischen Laufbahn spielt, ist das Erreichen von Prädikatsexamina für viele Berufszweige, wie die Karriere in einer Großkanzlei oder im höheren Justizdienst unerlässlich. In einigen Großkanzleien benötigen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger neben zwei Prädikatsexamina zusätzlich eine Promotion und/oder einen Master of Laws (LL.M.).

Durchschnittsnoten Jura 1. Examen

Im bundesweiten Durchschnitt legten Studierende das erste Staatsexamen nach 10,9 Semestern ab, wobei Studierende in NRW mit 9,4 Semestern am schnellsten waren. Dabei erreichen nur etwa 15 bis 20 Prozent der Absolvent:innen in der juristischen Staatsprüfung ein Prädikatsexamen. Während 26,9 % der Examenskandidat:innen das Erste Staatsexamen nicht bestehen. Ein „sehr gut“ bekommen nur etwa 0,3 Prozent, ein  „gut” circa 7 %. Wer das Examen mit „gut” abschließt, gehört also schon zum absoluten Spitzenfeld der Absolvent:innen. Die Zahlen variieren je nach Bundesland und Examensdurchgang. [1]

Zahlen – Wie viele Studierende erreichen ein Prädikatsexamen?

Ergebnisse Erstes Staatsexamen 2021:

  • 29 (0,3 %) „Sehr gut“
  • 609 (7,0 %) „Gut“
  • 2672 (30,6 %) „vollbefriedigend“

Ergebnisse Zweites Staatsexamen 2021:

  • 6 (0,1 %) erreichen die Note „Sehr gut“
  • 219 (2,3 %) erreichen die Note „Gut“
  • 1819 (19 %) erreichen die Note „Vollbefriedigend“

Die Ergebnisse des 1. und 2. Staatsexamens werden regelmäßig vom Bundesamt für Justiz veröffentlicht. [1]

Gab es jemals 18 Punkte in einem Jura-Examen?

Die Note „Sehr gut“, also eine Note mit einer Eins vor dem Komma, erhalten Absolvent:innen mit einer Punktzahl zwischen 14 und 18 Punkten. Theoretisch ist es zwar möglich, im juristischen Staatsexamen 18 Punkte zu erreichen, aber aufgrund der strengen Bewertung ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieses Ergebnis in der Praxis erreicht wird. Insgesamt erreichen nur 0.3 Prozent der Examenskandidat:innen ein Sehr Gut. Ein Prüfungsergebnis mit der Höchstpunktzahl von 18 Punkten ist uns nicht bekannt.

Das juristische Repetitorium für den Examenserfolg

Viele Examenskandidat:innen nutzen private Repetitorien, um sich gezielt auf das Staatsexamen vorzubereiten. Diese juristischen Kurse wiederholen und vertiefen die wesentlichen Inhalte des Jurastudiums oder des Referendariats. Ihr Ziel ist es, die Teilnehmenden gezielt auf das erste juristische Staatsexamen oder das Assessorexamen vorzubereiten und ihre Fähigkeiten in der Fallbearbeitung, Klausurtechnik und im juristischen Gutachtenstil oder Urteilsstil zu verbessern.

Repetitorien gibt es in verschiedenen Formaten, z. B. Präsenzunterricht, Klausurenkurse, Crash-Kurse, Online-Kurse und Einzelunterricht. Früher war es üblich, dass fast alle Studierenden kostenpflichtige Repetitorien zur Examensvorbereitung nutzten. Mittlerweile bieten jedoch nahezu alle Universitäten eigene Repetitorien an, die eine umfassende Vorbereitung auf das erste Staatsexamen gewährleisten.

Wie bereite ich mich effektiv auf das Staatsexamen vor?

10 Tipps für ein Prädikatsexamen

Das Erreichen eines Prädikatsexamens ist eine herausfordernde, aber erreichbare Aufgabe.  Bei der Vorbereitung auf ein erfolgreiches Staatsexamen spielen eine Vielzahl von Faktoren eine wichtige Rolle. Wir geben dir einige Tipps, die dir helfen können, dich optimal auf das juristische Examen vorzubereiten und die 9 Punkte Grenze zu knacken.

  1. Frühzeitige Vorbereitung: Beginne mit der Vorbereitung auf das Examen so früh wie möglich. Das umfasst sowohl das Wiederholen der für das Examen relevanten Rechtsgebiete als auch die Vorbereitung auf die Prüfungssituation. Je früher du anfängst, desto eher kannst du deine Schwächen erkennen und gezielt daran arbeiten, sie zu beseitigen.
  2. Klausurenschreiben & Klausurentraining: Klausuren zu schreiben, gehört zu den wichtigsten Übungen bei der Vorbereitung auf das Examen. Probeklausuren mit echten Examensklausuren helfen dir dabei, ein Verständnis für die tatsächlichen Anforderungen an die schriftliche Prüfung zu erhalten. Überdies wiederholst du dabei, dein materielles Wissen und übst in Form von Falllösungen zielgerecht. Durch das Schreiben vieler Probeklausuren kannst du deine Klausurtechnik verbessern und eine gewisse Routine entwickeln, die dir dabei helfen kann, in den echten Examensklausuren wertvolle Zeit zu sparen und ruhig zu bleiben. Außerdem wird dein Umgang mit den Gesetzestexten trainiert, du entwickelst eine Falllösungskompetenz und verbesserst deinen Schreibstil im Allgemeinen.  
  3. Anwendung des Wissens: Neben dem Klausurentraining und der konkreten Anwendung deines juristischen Wissens solltest du gezielt das bisher gelernte materielle und prozessuale Wissen gesondert üben und so gezielt Wissenslücken schließen.
  4. Feedback einholen: Lass deine Probeklausuren korrigieren und berücksichtige die Anmerkungen der Korrektoren. So kannst du Fehler korrigieren und vermeiden, dass du diese in Zukunft erneut machst.
  5. Lernpsychologie & Stressmanagement: Das Staatsexamen stellt eine große psychische Belastung dar. Techniken zur Stressbewältigung können dir helfen, entspannt und stressfrei durch die Prüfungen zu kommen, sodass du deine bestmögliche Leistung abrufen kannst.
  6. Lerngruppen: Nutze Lerngruppen, um dich mit anderen auszutauschen, auf dem neuesten Stand zu bleiben und zusätzliche Motivation zu erhalten. Lerngruppen können dir auch dabei helfen, Feedback zu erhalten und stellen eine tolle Abwechslung zum regulären Lernalltag dar.
  7. Aktuelle Rechtsprechung verfolgen: Neben dem materiellen Prüfungsstoff solltest du die aktuelle Rechtsprechung verfolgen – das gilt insbesondere für die mündliche Prüfung, bei der auch gern auf aktuelle Urteile eingegangen wird. Auch in der Vorbereitung auf die schriftlichen Aufsichtsarbeiten solltest du aktuelle Urteile einbeziehen.
  8. Routinen entwickeln: Am besten entwickelst du eine Lernroutine, die dir dabei hilft, das vorgenommene Pensum einzuhalten, denn die Examensvorbereitung ist ein Prozess, der einen langen Atem, Geduld und Disziplin voraussetzt. Am besten erstellst du dir einen realistischen Lernplan, an dem du dich orientieren kannst.
  9. Wiederholen, Wiederholen, Wiederholen: Das wichtigste ist am Ende, dass du das Wissen in der Prüfung passgenau einsetzen kannst. Daher ist es essenziell, relevantes Examenswissen, den Aufbau der Klausuren und wichtige Urteile immer wieder zu wiederholen, sodass du das Erlernte im Schlaf aufsagen könntest.
  10. Entspannt bleiben: Natürlich ist es immer leichter gesagt als getan, doch sowohl bei der Examensvorbereitung, als auch in der Examensprüfung solltest du dich nicht zu sehr stressen und versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren. Stress und Hektik führen dazu, dass du unnötige Fehler machst und in der Prüfungssituation nicht dein ganzes Potenzial abrufen kannst. Eine gute Vorbereitung, Routine und Fokusübungen können dir dabei helfen, auch in angespannten Prüfungssituationen entspannt zu bleiben.

Fazit – so erreichst du ein Prädikatsexamen im Jura-Staatsexamen

Mit der richtigen Vorbereitung, Durchhaltevermögen und Disziplin steht einem Prädikatsexamen nichts im Weg. Du solltest dir allerdings auch bewusst sein, dass eine juristische Karriere auch ohne ein Prädikatsexamen möglich ist, das gilt umso mehr in Zeiten von Fach- und Führungskräftemangel, der sich längst auch auf Anwaltskanzleien und andere juristische Berufsfelder erstreckt hat. Ein Examen ohne Prädikat ist daher kein Weltuntergang. Zudem spielt ein bisschen Glück in jeder juristischen Prüfung eine nicht unerhebliche Rolle. Vielleicht kennst du den zu prüfenden Fall schon, oder bist auf dem Rechtsgebiet besonders fit – oder umgekehrt. Mit unseren Tipps und Ratschlägen kannst du eine solide Grundlage schaffen, um in der Examensprüfung mindestens ein Vollbefriedigend zu erreichen.

FAQ – Prädikatsexamen Jura

Hat man mindestens 9 von 18 Punkten erreicht, gilt das Examen als Prädikatsexamen. Schafft man in beiden Examina ein Prädikat, also ein Doppel-Prädikat, zählt man zu den Top-Jurist:innen in Deutschland.

Ein Prädikatsexamen in Jura gilt als besonders anspruchsvoll. Dies liegt sowohl an der hohen Stoffmenge und Komplexität des Examensstoffes als auch an den strengen Bewertungskriterien der Prüfungen. Daher erreicht nur ein kleiner Prozentsatz der Prüfungskandidat:innen ein Prädikatsexamen.

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