Migranten, Lehrer, Bauingenieure – Stipendien gibt es für viele Zielgruppen

Um ein Stipendium zu bekommen, braucht man zwingend ein Einser-Abitur? Keineswegs. Denn es gibt auch zahlreiche Fördermöglichkeiten für bestimmte Zielgruppen – darunter Stipendien für Studierende mit Migrationshintergrund, angehende Journalisten, Lehrer oder Bauingenieure oder auch für Menschen mit Behinderung. Wir haben ein paar Beispiele für Euch gesammelt.

Wie viele Stipendien gibt es in Deutschland und wie wird gefördert?

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten: Laut Schätzungen gibt es etwa 2.500 Stipendiengeber – darunter Stiftungen, Unternehmen, Kirchen, Parteien, aber auch Begabtenförderungswerke.

Einser-Abitur nicht unbedingt nötig. Es gibt ca. 2500 Stipendiengeber in Deutschland – für die unterschiedlichsten Zielgruppen.

Manche Stipendien werden über das gesamte Studium hinaus gezahlt, andere nur für einen begrenzten Zeitraum. Einige fördern gezielt bestimmte Zielgruppen, wie Studierende mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen. Wieder andere fördern beispielsweise nur die Abschlussarbeit oder einen Auslandsaufenthalt oder helfen den Studierenden mit Netzwerken oder Praktika bei der Vorbereitung auf den Beruf.

Nur wenige Student:innen nutzen die Möglichkeiten von Stipendien

Obwohl es viele Anbieter von Stipendien gibt, nutzen bislang nur wenige Student:innen diese Möglichkeit zur Studienfinanzierung. Bei einer Umfrage des Online-Portals Statista gaben von 1195 Studierenden gerade mal 1,9 Prozent an, eine solche Förderung zu bekommen. Mit rund 46 Prozent gaben die meisten Student:innen an, von den Eltern beziehungsweise der Familie unterstützt zu werden. Rund 30 Prozent finanzieren sich das Studium mit (Neben-)Jobs, knapp 15 Prozent erhalten eine Förderung nach dem Bundes­ausbildungs­förderungs­gesetz (BAföG).

Stipendien für Menschen mit Migrationshintergrund

Rund 20 Prozent der im Sommersemester 2016 immatrikulierten Studierenden hatten laut der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks einen Migrationshintergrund. Für viele von ihnen ist das Studium aber noch immer eine Frage des Geldes: Unter den Studienabbrechern gaben diejenigen mit Migrationshintergrund deutlich häufiger finanzielle Gründe an als Studierende ohne Migrationshintergrund (24 Prozent im Vergleich zu 14 Prozent). Damit ein Studium nicht am Geld scheitert, bieten einige Stiftungen Förderungen speziell für diese Zielgruppe an.

So will beispielsweise die Peter Fuld Stiftung jungen Menschen helfen, die mit schwierigen Startbedingungen konfrontiert oder aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt sind. Auch mehrere große Stiftungen – darunter die Hans-Böckler-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft oder auch die Heinrich-Böll-Stiftung – haben Stipendien-Programme, die sich unter anderem an Studierende mit Migrationshintergrund richten.

Das Deutschlandstipendium

Das Deutschlandstipendium gibt es seit 2011 – seit dem wurden über 220.000 Studierende gefördert. Ziel des Stipendiums ist es „Junge Talente dabei zu unterstützen, ihr Potenzial optimal auszuschöpfen und sich tatkräftig in die Gesellschaft einzubringen.“ (BMBF) Obwohl der Name den Eindruck erweckt, dass es sich dabei um eine rein staatliche Förderung handelt, ist dies nur teilweise richtig.

Tatsächlich wird das Deutschlandstipendium zur Hälfte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Die andere Hälfte der Förderung übernehmen Unternehmen, Institutionen, Stiftungen und Vereine, aber auch private Förderer. >> Mehr zu Voraussetzungen, Bewerbung und Motivationsschreiben für das Deutschlandstipendium.

Stipendien für bestimmte Berufe

Aber es gibt auch Stipendien, die an bestimmte Fachrichtungen gebunden sind. So können etwa angehende Lehrer:innen oder Ärzt:innen gefördert werden oder Studierende, die später im Bereich Journalismus arbeiten wollen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung bietet etwa mit der Journalistischen Nachwuchsförderung (JONA) ein Programm, das sich gezielt an Medieninteressierte richtet.

Der Deutsche Zahnarzt Service wiederum will Studierende der Zahnmedizin unterstützen. Und selbst die Autobahnen in Deutschland suchen Stipendiat:innen – beziehungsweise die GmbH, die dahinter steht: Das bundesweite Autobahnnetz Deutschlands vergibt für Oktober mehrere Stipendien im Studiengang Bauingenieurswesen und Umweltwissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München.

Stipendien für Menschen mit Behinderung

Für Studierende mit einer Behinderung oder mit chronischer Erkrankung gibt es ebenfalls spezielle Förderungen. So hat es sich beispielsweise die Dr. Willy Rebelein Stiftung zur Aufgabe gemacht, „behinderten Jugendlichen eine Ausbildung oder ein Studium zu ermöglichen beziehungsweise den durch die Behinderung erforderlichen Mehrbedarf zu finanzieren.“

Die Stiftung wurde 1985 von Else Rebelein, der Witwe des Namensgebers, zu seinen Ehren gegründet. Ihr Mann litt nach Angaben der Stiftungsseite an einer Muskelschwächekrankheit. Da das Ehepaar keine gemeinsamen Kinder hatte, brachte Else Rebelein einen Großteil ihres gemeinsamen Vermögens in die Stiftung ein.

Auch das Unternehmen Google vergibt ein Stipendium für Menschen mit Behinderung – die Förderung richtet sich speziell an Studierende in Informatik- oder Computertechnik-Bereichen.

Über weitere Stipendien-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung informiert auch das Deutsche Studentenwerk auf seiner Homepage.

Wo finde ich Anbieter für ein Stipendium?

In diesem Dschungel aus Fördermöglichkeiten das richtige Stipendium zu finden, kann mühsam sein. Doch es gibt auch Internetseiten, die genau dabei helfen. So bietet beispielsweise das Bundesministerium für Bildung und Forschung einen „Stipendien-Lotsen“ an.

Dort kann man nicht nur die Art der Förderung auswählen, sondern auch gezielt nach Stipendien suchen, die sich beispielsweise an Menschen mit Migrationshintergrund, an Frauen oder an Studierende mit Behinderung richten. Die Ergebnisse kann man nach verschiedenen Kriterien filtern und so geeignete Stipendien finden.

Auch die Plattform „MyStipendium“ bietet eine Datenbank für zahlreiche Stipendien. Dort findet man beispielsweise Angebote für Schüler:innen, Studierende oder Doktorand:innen, kann nach dem Studienort oder -fach auswählen. Nutzer können ein eigenes Profil anlegen und die Seite sucht dann nach eigenen Angaben aus 3260 Stipendienmöglichkeiten nach den jeweils passenden Angeboten.

An ausländische Studierende, Graduierte, Promovierte und Hochschullehrer:innen richtet sich dagegen die Stipendiendatenbank des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), die nach eigenen Angaben über 198 Fördermöglichkeiten informiert.

Welche Möglichkeiten gibt es noch, um das Studium zu finanzieren?

Viele Studierende und auch Promovierende setzen auf Nebenjobs, um Ausbildung oder Studium zu finanzieren. Laut Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs finanzierten sich 2019 mit rund 61 Prozent die meisten Promovierenden an deutschen Hochschulen durch ihre Beschäftigung an einer Uni oder einer Forschungseinrichtung. Rund 14 Prozent der Promovierenden gaben dagegen an, von der Partner:in, den Eltern oder Verwandten zu werden. Insgesamt promovierten in diesem Jahr rund 28 700 Studenten erfolgreich an einer deutschen Hochschule.

Viele Student:innen setzen auch auf das bereits angesprochene BAföG. Diese staatliche Förderung können grundsätzlich alle Studierende beantragen – eine besondere Eignung oder Begabung für das Studium muss man beispielsweise nicht vorweisen. Es gibt allerdings auch beim BAföG ein paar Voraussetzungen dafür, dass man die Unterstützung auch erhält. So dürfen die Antragssteller etwa das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. (Quelle: Bundesforschungsministerium – BAföG – Informationen für Studierende (bmbf.de))

Die Student:innen werden nach Angaben des Bundesministeriums für Forschung und Bildung grundsätzlich bis zum Ende der Regelstudienzeit (Förderungshöchstdauer) gefördert. Das Gute daran: Das Geld erhält man auch in der vorlesungsfreien Zeit. In Ausnahmefällen kann die Förderung auch verlängert werden, beispielsweise bei einer Schwangerschaft, zur Kindererziehung oder auch der Pflege eines Angehörigen.

Autorenbild Kathrin Deckert
Autorin
Kathrin Deckert

Kathrin Deckert arbeitet seit rund fünfzehn Jahren als Journalistin – erst selbstständig, dann als Redakteurin einer Nachrichtenagentur, jetzt wieder selbständig. Wenn Sie nicht am Computer sitzt, ist sie am liebsten im oder am Bodensee.

FAQs – Stipendien gibt es für viele Zielgruppen

Z.B. die Peter Fuld Stiftung will jungen Menschen helfen, die mit schwierigen Startbedingungen konfrontiert sind. Auch mehrere große Stiftungen – darunter die Hans-Böckler-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft oder auch die Heinrich-Böll-Stiftung – haben Stipendien-Programme, die sich unter anderem an Studierende mit Migrationshintergrund richten.

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten: Laut Schätzungen gibt es etwa 2.500 Stipendiengeber – darunter Stiftungen, Unternehmen, Kirchen, Parteien, aber auch Begabtenförderungswerke.

Für Studierende mit einer Behinderung oder mit chronischer Erkrankung gibt es ebenfalls spezielle Förderungen. Beispielweise die Stiftung von Dr. Willy Rebelein. Auch das Unternehmen Google vergibt ein Stipendium für Menschen mit Behinderung. Über weitere Stipendien-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung informiert auch das Deutsche Studentenwerk auf seiner Homepage.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung einen „Stipendien-Lotsen“ an, dort kann man gezielt nach Stipendien suchen. Auch die Plattform „MyStipendium“ bietet eine Datenbank für zahlreiche Stipendien. An ausländische Studierende, Graduierte, Promovierte und Hochschullehrer:innen richtet sich dagegen die Stipendiendatenbank des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

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