Corona & Jobsuche – Bewerben in Krisenzeiten

Wirtschaftlich oder gesellschaftlich herausfordernde Zeiten sind für alle schwierig. Für Bewerber:innen stellt sich dann die Frage: Ist das ein guter Zeitpunkt, um sich zu bewerben? Wie verändern Krisenzeiten den Bewerbungsprozess? Finden wir es heraus!

1. Bewerben in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie lässt sich eindeutig als eine globale gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise einstufen. Lockdown über Lockdown, Entlassungen, Kurzarbeit – für viele Firmen und ihre Arbeitnehmer:innen war das 2020 bittere Realität und zieht sich auch in 2021 noch hin. Da überlegt man sich als Absolvent:in oder Bewerber:in, ob man sich ausgerechnet jetzt bewerben sollte. 

2. Müssen sich Bewerber:innen in Krisenzeiten mehr anstrengen? 

Die Frage, ob sich Bewerber:innen in Krisenzeiten für einen Job mehr anstrengen müssen, beantworteten 7 von 10 Bewerber:innen mit „Ja“ in einer Umfrage von der softgarden E-Recruiting GmbH (1). Das bestätigen aber nur rund ein Drittel der Recruiter:innen! Die Einschätzung der Bewerberinnen deckt sich nicht mit der Realität der Personaler:innen:

Umfrage:
Müssen Bewerber:innen mehr tun für einen Job?

Bewerbung in Kristenzeit: Statistik / Grafik: Müssen Bewerber:innen mehr tun für einen Job?
70% der Jobsuchenden geben an, sich mehr anstrengen zu müssen
– nur 37% der Recruiter bestätigen das
42% der Befragten sagt, die Berufsaussichten haben sich
durch die Corona Pandemie verschlechtert – 14% haben den gegenteiligen Eindruck.

Studie:
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Berufsaussichten aus?

Das ist für Absolvent:innen und Bewerbende eine gute Nachricht. Vielleicht schrecken einige andere Bewerber:innen in der Krise eher zurück und trauen sich nicht, eine Bewerbung zu schicken. Sie haben Angst vor den Auswirkungen der Krise, zum Beispiel auf eine Probezeit oder die Arbeitszeit. So sinkt womöglich die Anzahl der Konkurrenz. 

Das spiegelt sich auch in der Studierendenstudie 2020 der Unternehmensberatung EY (2) wider. Gefragt nach der Einschätzung der Studierenden zu den Berufsaussichten gaben rund 42 Prozent der Neu-Akademiker:innen an, die Aussichten hätten sich verschlechtert. 

Nur 14 Prozent schätzten die Lage anders ein: Ihrer Meinung nach habe sich die Lage für Berufssuchende deutlich oder zumindest etwas verbessert. 44 Prozent meinten, die Berufsaussichten seien etwa gleich geblieben. 

3. Gibt es mehr oder weniger Bewerbungen in der Corona-Zeit?

44 Prozent der Studierenden denken also, ihre Berufsaussichten haben sich trotz der Krisenlage nicht verändert. Genau das bestätigt eine Analyse des Institute for Competitive Recruiting (3). 

Hier gaben ebenfalls 44 Prozent der Recruiter an, dass die Bewerbungsanzahl trotz Krise eigentlich gleich geblieben sei. Ungefähr gleich viele – 46 Prozent – sagten sogar, dass sie weniger Bewerbungen erhielten. Hier steckt die Chance für Bewerbungswillige! Die Konkurrenz ist derzeit tatsächlich niedriger als sonst.

Befragung:
Bewerben in der Corona-Zeit, Anzahl der Bewerbungen

Infografik: Bewerben in der Corona-Zeit
46% der Recruiter geben an, während der Corana-Zeit weniger Bewerbungen / Stelle
zu erhalten, 6% erhalten mehr Bewerbungen, bei 44% hat sich nichts verändert.

4. Muss mein Lebenslauf auch in der Krise perfekt sein? 

Ja. 

Dabei geht es nicht um berufliche Perfektion, ein Lebenslauf sollte enthalten, was ein Lebenslauf nunmal enthalten muss. Aber nur weil die Konkurrenz gerade niedriger ist, darf man sich niemals dazu verleiten lassen, schlampig zu werden. Lebenslauf, Anschreiben und Co. müssen trotz der Krise weiterhin sorgfältig erstellt werden. Vielleicht bleibt den Unternehmen sogar mehr Zeit, genau auf deine Bewerbung zu schauen. Besser ist also, hier besonders genau zu sein. Worauf Personaler beim Lebenslauf genau achten, erfahrt ihr hier: 

5. Panik vor einer Ablehnung deiner Bewerbung – was tun, damit das nicht passiert? 

Genau wie beim ordentlichen Lebenslauf gilt natürlich auch hier: Bei der Bewerbung wird nicht geschludert! Um herauszufinden, was man gegen die Ablehnungsangst tun kann, muss man sich erstmal klar darüber werden, aus welchen Gründe von Personaler:innen am häufigsten Bewerbungen ablehnen. Lest dazu unseren Artikel: Warum wurde meine Bewerbung abgelehnt? 

6. So verändert sich Bewerben in der Corona-Zeit – technisch

Die Umfrage vom HR-Magazin und des Bewerbermanagement-Systemanbieters softgarden E-Recruiting GmbH (1) unter Bewerber:innen und Recruiter:innen zeigt: Ja, das Bewerben in der Corona-Zeit hat Veränderungen mit sich gebracht. So geben fast 9 von 10 Recruiter:innen an, dass mehr virtuelle Elemente bei der Bewerbung zum Einsatz kommen – zum Beispiel mit einem Video-Interview. Diese Erfahrung bestätigen auch 76 Prozent der Bewerber:innen. 

7. Welche Vorteile hat ein Video-Bewerbungsgespräch?

Ein Bewerbungsgespräch über Videochat-Anbieter wie Slack, Teams, Google Hangouts, Skype & Co. kann durchaus Vorteile für die Bewerber:innen mit sich bringen. 

Ihr seid zu Hause, in einer Umgebung, in der ihr euch wohlfühlt. Für viele, die in Vorstellungsgesprächen eher nervös sind, kann das ein entspannender Vorteil sein. 

Ihr habt keine lange Anreise und könnt somit auch Stellenanzeigen, Jobs und Unternehmen aus anderen Städten ins Auge fassen. Im Bewerbungsgespräch könnt ihr sie dann daraufhin prüfen, ob sich ein Umzug für euch lohnen würde, ohne vorher quer durch die Republik zu reisen. 

Wenn ihr einem Bewerbungsgespräch per Video zustimmt, signalisiert ihr dem Personaler Flexibilität, Technikaffinität und den Willen, diesen Job wirklich zu bekommen – egal in welcher Krise die Welt gerade steckt!

8. Tipps für Bewerbungen per Videochat 

Bei Bewerbungen per Videochat ist es wichtig, das Bewerbungsgespräch trotz aller Umstände genauso ernst zu nehmen wie ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht in einem Raum. Hier sind ein paar Tipps für euer Bewerbungsgespräch per Videochat: 

  • Bereitet euch trotzdem auf das Bewerbungsgespräch ordentlich vor – ihr chattet nicht mit euren Freund:innen, sondern mit potenziellen Arbeitgeber:innen, Vorgesetzten und Kolleg:innen. 
  • Wäscheberg im Hintergrund? Keine gute Idee! Sucht euch lieber einen neutralen Ort in eurer Wohnung für das Gespräch. Eine einfarbige Wand oder ein schönes Stück Stoff im Hintergrund schafft eine bessere ruhigere Atmosphäre und lenkt eure Gesprächspartner:innen nicht ab. 
  • Testet die Technik vorher schon mal, ladet euch die richtige App auf euren Computer, Tablet oder Smartphone. 
  • Testet auch den Winkel der Kamera – von unten in die Nase ist selten vorteilhaft. Baut euch zur Not eine kleine Erhöhung aus Büchern (stabil!) oder einem Karton, damit ihr auf Augenhöhe seid mit eurem technischen Gerät und man trotzdem noch etwas vom Oberkörper sehen kann und nicht nur euer Gesicht. 
  • In die Kamera schauen! Auch wenn es schwer fällt, nicht auf den Bildschirm zu starren, schaut, wenn möglich in die Kamera – so guckt ihr eure Gesprächspartner:innen direkt an. 
  • Zieht euch ordentlich an für das Gespräch – kein:e Recruiter:in möchte euch im Schlafanzug sehen. 
  • Legt euch Block und Stift für Notizen parat und habt ein Glas Wasser griffbereit. 

Mehr Infos zu Online Vorstellungsgesprächen findet ihr hier: Im Online Vorstellungsgespräch überzeugen

Wer sich trotz einer Krisenzeit bewirbt, zeigt Durchhaltevermögen, Flexibilität und Mut – und das wird vielleicht von einer Personalabteilung mit einem Jobangebot belohnt. 

Autorenportät Lisa Friedmann mit Pflanze
Autorin
Lisa Friedmann

Lisa Friedmann (Hamburg), Jahrgang 1984, studierte Informationswissenschaften (Diplom) und arbeitet seit über 15 Jahren als Redakteurin und Content-Managerin für verschiedene Unternehmen. Sie hat keine Ahnung von Pflanzen, aber einen grünen Daumen.