Akademische Karriere von Bachelor bis Habilitation – Abschlüsse und Perspektiven an der Universität

Ob Berufseinstieg nach dem Bachelor, Spezialisierung im Master, Forschung mit Promotion oder Professur mit Habilitation – die akademische Laufbahn bietet vielfältige Wege und Optionen. Wir sagen dir, wie du deine Uni-Karriere gezielt planst.

Karriere-Kompass von Bachelor bis Habilitation: Orientierung für deine Uni-Karriere

Der Studienstart ist für viele ein neuer, wichtiger Lebensabschnitt. Aber wie geht es danach weiter? Wer an einer Hochschule studiert, wird früher oder später mit Fragen zur eigenen akademischen Laufbahn konfrontiert: Reicht ein Bachelorabschluss für den Berufseinstieg? Lohnt sich ein Master? Ist eine Promotion nur etwas für angehende Professor:innen? Und was genau ist eigentlich eine Habilitation? Wir navigieren durch die Stationen einer Uni-Karriere.

Karriereplanung im Studium: So findest du deinen Weg in der Wissenschaft

Die akademische Karriere ist kein geradliniger Weg, sondern ein flexibles System mit vielen Optionen – von der fachlichen Spezialisierung im Master bis zur Forschung auf höchstem Niveau. Doch nicht jeder Schritt ist für jede:n sinnvoll. Gerade für Studierende und Absolvent:innen lohnt es sich, frühzeitig einen Überblick über mögliche Wege zu gewinnen – sei es mit dem Ziel einer Professur, einer wissenschaftlichen Tätigkeit oder einer akademisch geprägten Karriere in Wirtschaft und Gesellschaft.

Dieser Artikel bietet dir eine strukturierte Übersicht über die zentralen Stationen einer Uni-Karriere – inklusive Voraussetzungen, typischer Abläufe und beruflicher Perspektiven. Damit du gezielt planen kannst, wohin dein Weg dich führen soll.

Doch keine Sorge: Wer zum Studienbeginn noch nicht genau weiß, wohin es gehen soll in der akademischen Karriereleiter – manches klärt sich für dich auch mit der Zeit. Es müssen nicht alle Entscheidungen sofort getroffen werden.

Bachelorstudium – der Einstieg in die akademische Laufbahn

Der Bachelor als Basis akademischer Qualifikation

Das Bachelor-Master-Abschlusssystem hat in den meisten Studienrichtungen das frühere Diplom ersetzt und bildet heute den Regelfall an deutschen Hochschulen. Es folgt einem zweistufigen Modell, das aufeinander aufbauende Studienabschlüsse vorsieht: zunächst den Bachelor, anschließend den Master. (1)

Das Bachelorstudium ist der erste reguläre Studienabschluss an Hochschulen und bildet die Grundlage für jede weitere akademische Qualifikation. Es dauert in der Regel sechs Semester (drei Jahre) und umfasst 180 ECTS-Punkte (2). Ziel ist es, grundlegende fachliche, methodische und wissenschaftliche Kompetenzen zu vermitteln – und den ersten berufsqualifizierenden Abschluss zu bieten.

Berufseinstieg oder Master: Wege nach dem Bachelorabschluss

Der Bachelor eignet sich sowohl für den direkten Berufseinstieg als auch als Sprungbrett für weiterführende Studiengänge. Viele Studierende entscheiden sich nach dem Abschluss für ein Masterstudium, insbesondere wenn sie sich spezialisieren oder später in Forschung, Entwicklung oder höhere Positionen einsteigen möchten. Aber auch der direkte Einstieg ins Berufsleben – etwa über Traineeprogramme, Volontariate oder Juniorstellen – ist möglich, besonders in praxisorientierten Studienfächern.

Wichtig zu wissen: In vielen Studiengängen bietet das Bachelorstudium noch Raum zur Orientierung. Wer im Laufe der Semester feststellt, dass ein angrenzendes Fachgebiet besser passt, kann dies beim Übergang in den Master oft anpassen – je nach Voraussetzungen und Studienverlauf. Daher lohnt es sich, während des Bachelors gezielt Schwerpunkte zu setzen, Praktika zu machen und Interessen zu erkunden.

Masterstudium – Spezialisierung oder Umorientierung

Der Master als zweite Stufe im Hochschulsystem

Das Masterstudium ist der zweite akademische Abschluss im sogenannten „gestuften Studiensystem“ (Bachelor → Master → Promotion) (3). Es dauert meist zwei bis vier Semester und baut entweder direkt auf dem Bachelor (konsekutiv) auf oder richtet sich an Berufstätige mit Hochschul- und Praxiserfahrung (weiterbildend) (4).

Für viele ist der Master die logische Fortsetzung des Studiums – sei es zur fachlichen Vertiefung, zur Erweiterung der beruflichen Perspektiven oder als Voraussetzung für eine spätere Promotion. In vielen Branchen ist ein Bachelor ausreichend, in anderen unterstützt ein Master höhere Positionen, mehr Gehalt, andere Berufsperspektiven (5).

Mehr Verantwortung und erste Schritte in die Forschung

Fast jede:r zweite Bachelor-Absolvent:in entscheidet sich für die Fortführung des Studiums im Master, 66 Prozent der Universitäts-Bachelors und 31 Prozent der Fachhochschul-Bachelors (6). 

Ein Masterstudium erfordert mehr Eigenverantwortung, wissenschaftliches Arbeiten auf höherem Niveau und in manchen Fällen auch eine erste eigene Forschung. Wer schon währenddessen auf eine akademische Laufbahn zielt, kann gezielt Module, Forschungsseminare oder erste Veröffentlichungen anstreben – oft in enger Zusammenarbeit mit Lehrstühlen oder Graduiertenprogrammen.

Tipp: Frühzeitig über Bewerbungsfristen, Sprachvoraussetzungen und Zulassungsbeschränkungen informieren – gerade bei spezialisierten oder internationalen Programmen.

Gut zu wissen: In einer Umfrage für die Wirtschaftswoche gaben Personaler an, dass der Master-Abschluss für Einstellungen der favorisierte ist (15). Das allein sollte aber nicht deinen akademischen Werdegang beeinflussen. Wichtig ist, dass du deine Uni-Karriere nach deinen Wünschen und Ideen gestaltest, um erfolgreich – und zufrieden – zu sein.

Staatsexamen – das klassische Studienmodell in bestimmten Berufen

Neben dem gestuften Bachelor-Master-System gibt es in Deutschland noch einige Studiengänge, die mit dem Staatsexamen abschließen. In der Regel für Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie, Lebensmittelchemie, Rechtswissenschaften und – je nach Bundesland und Schulform – Lehramt (7).

Diese Studiengänge gehen nicht über Bachelor und Master, sondern führen zum ersten Staatsexamen. Oft folgt ein Referendariat oder eine vergleichbare praktische Ausbildungsphase, die mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen wird.

Studiengänge mit Staatsexamen sind oft sehr anspruchsvoll, bieten aber klare Strukturen und genießen eine hohe Anerkennung auf dem Arbeitsmarkt. Für viele Berufe ist dieser Abschluss ohnehin eine Voraussetzung.

Promotion – Einstieg in die Forschung

Voraussetzungen, Motivation und Alternativen auf dem Weg zur Promotion

Die Promotion ist der dritte akademische Grad im konsekutiven Hochschulsystem – und ein großer Schritt in eine wissenschaftliche Karriere. Wer promoviert, arbeitet eigenständig an einer vertieften wissenschaftlichen Fragestellung und verfasst dazu eine Dissertation, die Doktorarbeit. Am Ende steht – nach erfolgreicher Verteidigung – der Doktortitel. Dieser ist in vielen Studiengängen möglich und nicht unbedingt vergleichbar mit einem medizinischen Doktortitel.

Eine Promotion ist vor allem dann sinnvoll, wenn du langfristig in Forschung, Lehre oder wissensintensiven Bereichen arbeiten möchtest – etwa in der Wissenschaft, in der Industrie-Forschung oder in strategischen Beratungen. Auch im öffentlichen Dienst, im Wissenschaftsjournalismus oder bei NGOs kann ein Doktortitel Türen öffnen. Wichtig ist: Eine Promotion sollte nicht aus Mangel an Alternativen begonnen werden – Motivation und Eigeninitiative sind entscheidend, da der Pfad zur Promotion kein Selbstläufer ist und ein gewisses Engagement erfordert.  

In der Regel benötigt man einen Masterabschluss als Voraussetzung für die Promotion. Für besonders qualifizierte Bachelor-Absolvent:innen gibt es jedoch sogenannte Fast-Tracks an Universitäten, über die Master und Promotion parallel erworben werden können. (8)

Wege in die Promotion

Individuelle Promotion

  • Du suchst dir selbst ein Thema und eine:n Betreuer:in, die als „Doktormutter/Doktorvater“ agieren.
  • Die Arbeit ist flexibel, aber in der Regel allein.
  • Es gibt keine speziellen Bewerbungsfristen.
  • Die individuelle Promotion kann nebenberuflich erfolgen.
  • Die Finanzierung ist nicht per se gegeben.
  • Die Promotionsleistung ist in der Regel die Dissertation und eine mündliche Prüfung. 

Strukturierte Promotion

  • Du promovierst in einem Programm mit fester Betreuung, Kursen und Austausch mit anderen Promovierenden (z. B. Graduiertenkollegs).
  • Bewerbungszeiträume sind oft vorgegeben, oft auch die Promotionsdauer.
  • Die Anzahl der Promovierenden ist oft begrenzt und wird über Auswahlverfahren getroffen.
  • Spezielle Workshops und Veranstaltungen sind verpflichtend und mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden.
  • Die Betreuung ist intensiv.
  • Die Promotion ist häufig durch eine Stelle oder ein Stipendium finanziert.

Je nach Wahl des Promotionsweges dauert die Promotion ca. drei bis fünf Jahre. Männer und Frauen sind bei der Promotion übrigens fast gleichauf. 2023 waren 48 Prozent der Promovierenden weiblich, 52 Prozent männlich. (9) (10)

Habilitation – der klassische Weg zur Professur

Die Habilitation ist in vielen Fächern noch immer der traditionelle Nachweis der wissenschaftlichen Lehrbefähigung – und galt lange Zeit als die Eintrittskarte zur Professur. Sie stellt die höchste akademische Qualifikation in Deutschland dar und dokumentiert die Fähigkeit, eigenständig zu forschen und zu lehren.

Was ist eine Habilitation?

Für die Habilitation verfasst du eine eigenständige, umfangreiche Forschungsarbeit und weist deine Lehrkompetenz nach, z. B. durch Vorlesungen, Lehrevaluationen oder hochschuldidaktische Kurse. Das Ziel ist, die Lehrbefugnis für ein bestimmtes Fachgebiet zu erwerben, die „venia legendi“. (11)

Ablauf und Anforderungen unterscheiden sich nach Fach und Universität stark. In der Regel wir die Habilitation über ein Gremium bewertet – die Habilitations-Kommission –, das für die Begutachtung der Habilitationsschrift, die Organisation der Habilitationsprüfung und die Entscheidung über die Verleihung venia legendi zuständig ist.

Voraussetzungen für die Habilitation

Ohne Promotion passiert hier nichts. Die abgeschlossene Promotion ist der vorangegangene Schritt zur Habilitation. Darüber hinaus werden Lehrpraxis an Hochschulen und eine nachgewiesene Forschungstätigkeit mit hoher Qualifikation, wie Publikationen oder Drittmittelprojekte, erwartet (12).

Der Weg zur Habilitation ist lang – im Schnitt sind die Habilitierten 42 Jahre alt (13). In einigen Fachrichten, z. B. in der Medizin, den Geisteswissenschaften oder Jura, hat die Habilitation weiterhin großes Gewicht und steht für eine starke Karriere. In manchen Fächern ist sie noch immer der sicherste – wenn auch nicht der einzige – Weg zur Professur. In anderen Bereichen gewinnen alternative Modelle wie die Juniorprofessur mit Tenure Track an Bedeutung.

Alternativen zur Habilitation – andere Wege zur Professur

Alternativen zur Habilitation

In einigen Fächern ist die klassische Habilitation weiterhin Standard, auch wenn es mittlerweile mehrere gleichwertige Alternativen gibt. Die neuen Karrierewege sind planbarer, transparenter und international anschlussfähiger – für viele junge Forschende sind das gewichtige Argumente.

Juniorprofessur, Tenure-Track oder Professur durch Berufserfahrung

  • Juniorprofessur: Die Juniorprofessur ist ein wissenschaftlicher Qualifikationsweg auf Zeit, meist über eine Dauer von sechs Jahren. Sie ermöglicht selbständige Forschung und Lehre ohne eine klassische Habilitation. Nach drei bis vier Jahren erfolgt oft eine Zwischenevaluation. Wenn diese erfolgreich ist und die Stelle mit einem Tenure-Track verbunden, kann daraus eine unbefristete Professur werden.
  • Tenure Track: Das Modell der Tenure-Track-Professur stammt aus den USA und setzt sich zunehmend auch in Deutschland durch. Wer sich in der Juniorphase bewährt, kann in der Regel nach sechs Jahren in eine Lebenszeitprofessur übergehen, ohne erneute Ausschreibung. Die Tenure-Phase ist klar definiert und soll jungen Wissenschaftlern Gewissheit über den dauerhaften Verbleib im Wissenschaftssystem geben (14).  
  • Professur ohne Habilitation: An Fachhochschulen oder in anwendungsorientierten Bereichen ist eine Professur möglich ohne Habilitation. Stattdessen zählen Promotion oder mehrjährige Berufserfahrung außerhalb der Hochschule sowie eine pädagogische Eignung.

Akademische Laufbahn heute: Alternativen, Chancen und Perspektiven

Wer eine akademische Laufbahn anstrebt, muss heute nicht mehr zwingend auf klassische Weise habilitieren. Es gibt verschiedene Wege zur Professur – je nach Fachkultur, Interessen und Karriereziel. Wichtig ist, frühzeitig Klarheit über den gewünschten Weg zu gewinnen und gezielt darauf hinzuarbeiten.

Ein akademischer Werdegang eröffnet nicht nur den Weg zur Professur – sondern bietet auf jeder Stufe berufliche Einstiegsmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven. Ob mit Bachelor, Master, Promotion oder Habilitation: Je nach Abschluss und Fachrichtung stehen dir unterschiedliche Karriereoptionen offen.

Autorenportät Lisa Friedmann mit Pflanze
Autor
Lisa Friedmann

Lisa Friedmann (Hamburg), Jahrgang 1984, studierte Informationswissenschaften (Diplom) und arbeitet seit über 15 Jahren als Redakteurin und Content-Managerin für verschiedene Unternehmen. Sie hat keine Ahnung von Pflanzen, aber einen grünen Daumen.