Wissenschaftliches Lesen: Inhalte effizient erarbeiten

In der Uni sind sie an der Tagesordnung und auch im Job führt oft kein Weg daran vorbei: Wissenschaftliche Texte. Sie zu lesen, verstehen und verarbeiten ist oft mühsam, kann aber enorm bereichernd sein. Mit den richtigen Methoden fällt wissenschaftliches Lesen nicht schwer. Wir zeigen, wie’s geht.

Wissenschaftliche Texte lesen bringt dich weiter – Im Studium ebenso wie im Alltag

Sich einen wissenschaftlichen Text oder eine Studie zu erschließen, bringt Leser:innen in mehrerlei Hinsicht weiter. Zunächst einmal wird wertvolles Wissen erworben. Egal, ob man sich wissenschaftliche Konzepte und Theorien erarbeitet, oder in ganz aktuellen Publikationen von bahnbrechenden neuen Entdeckungen liest: Der Blick auf die Welt ist danach meistens ein anderer. Wissenschaftliches Lesen kann nicht nur unser Wissen erweitern, sondern auch unser Denken nachhaltig verändern.

Wissenschaftliches Lesen bedeutet in hohem Maße, kritisch zu lesen.

Im Zentrum steht dabei mehr als das Verarbeiten von Informationen, denn auch die grundsätzliche Herangehensweise an Texte ist entscheidend. Nachvollzogen und bewertet werden, müssen die neuen Informationen, ebenso wie der Weg, auf dem sie erlangt wurden: Wissenschaftliches Lesen bedeutet in hohem Maße, kritisch zu lesen.

Das schult zu guter Letzt die Fähigkeit, fundierte Entscheidungen treffen zu können – eine Kompetenz, die sich im Arbeitsleben genauso wie im Alltag als nützlich erweisen kann.

Wann ist ein Text wissenschaftlich?

Wir leben in einer Mediengesellschaft und werden, wenn wir nicht ganz bewusst „abschalten“ nahezu ständig mit neuen Informationen versorgt. Umso dringender stellt sich bereits bei der Literaturrecherche die Frage, wann man es eigentlich mit einer wissenschaftlichen Quelle zu tun hat.

Wissenschaftliche Texte zeichnen sich dadurch aus, dass sie Aussagen treffen, die von empirischen Beweisen gestützt werden. Das können zum Beispiel (statistische) Daten, Beobachtungen und Experimente sein. Der Einfluss persönlicher Meinungen oder Voreingenommenheit („Bias“) wird so klein wie möglich gehalten.

Wissenschaftliche Texte zeichnen sich dadurch aus, dass sie Aussagen treffen, die von empirischen Beweisen gestützt werden.

Das sind – stark zusammengefasst – die Gütekriterien, anhand derer sich die Qualität wissenschaftlicher Forschung bemisst. Sie beeinflussen zum Beispiel die Entscheidung, ob und wie mit der eigenen wissenschaftlichen Arbeit an die Quelle angeknüpft werden kann.

Obwohl vielfach auf eine gute Lesbarkeit und Verständlichkeit geachtet wird, machen die spezifische Fachsprache und die naturgemäß komplexen Inhalte das wissenschaftliche Lesen nicht immer leicht. Doch es handelt sich dabei durchaus um eine Kompetenz, die erworben werden kann.

Selektives Lesen, sinnerfassendes Lesen & Co.: Welche Methoden gibt es?

Ein effizientes Vorgehen beim wissenschaftlichen Lesen ist bei dem heute oftmals hohen Lernpensum unerlässlich: Es spart Zeit und schont gleichermaßen die Nerven. Daher dreht sich zunächst alles um die Frage, was genau erreicht werden soll. Und davon ist schließlich abhängig, mit welcher Intensität gelesen wird und ob selektives Lesen oder sinnerfassendes Lesen der richtige Ansatz sind.

Einige Überlegungen im Vorfeld können bereits stark beeinflussen, wie erfolgreich ein wissenschaftlicher Text gelesen wird: Zunächst sollten sowohl Quelle, Verfasser:in und historischer Hintergrund kritisch eingeordnet werden. Das ist wichtig, um als Leser:in die richtige Haltung zum Text einzunehmen und realistische Erwartungen zu formulieren.

Für das weitere Vorgehen können unterschiedliche Methoden gewählt werden, von denen wir hier eine Auswahl vorstellen:

3 Methoden für wissenschaftliches Lesen


1. Methode: “Skimming”

Das sogenannte Überfliegen („Skimming“) dient dazu, sich schnell einen Überblick über den Inhalt zu verschaffen. Diese Methode kann nützlich sein, um festzustellen, ob ein Text überhaupt wirklich für das eigene Thema relevant ist – oder auch, wenn man schon sehr zielgerichtet auf der Suche nach bestimmten Informationen ist.

2. Methode: “Scannen”

Scannen können nicht nur Roboter, sondern auch unsere Augen: Bei dieser Methode wird ein Text nach bestimmten Schlüsselwörtern oder Ausdrücken durchsucht. Liegt der Text digital vor, geht dies natürlich noch einmal umso schneller. Diese Methode entspricht dem selektiven Lesen. Sie kann nützlich sein, wenn bestimmte Informationen schnell gefunden werden müssen.

Achtung: Ein Grundverständnis des Themas sollte schon gegeben sein, damit die gefundenen Informationen auch richtig eingeordnet werden können.

3. Methode “Aktives Lesen”

Beim aktiven Lesen setzt man sich mit dem Text auseinander und versucht aktiv, den Inhalt zu verstehen. Ziel ist ein sinnerfassendes Lesen. Dazu kann es gehören, sich Notizen zu machen, wichtige Informationen hervorzuheben und Fragen zum Text zu stellen. Die besonders starke Auseinandersetzung mit dem Text dient dazu, sich die neuen Informationen zu merken und diese mit bereits gelerntem zu vernetzen. Aktives Lesen ist zeitintensiv und besonders fordernd.

Genügend Pausen sind hier ausdrücklich erlaubt und helfen, die neuen Informationen zu verarbeiten.

Orientierung dank Markierungstechniken: Text optisch strukturieren

Um sich im Text zu orientieren und einen Überblick zu verschaffen, ist zunächst das Unterstreichen bzw. Markieren der in deinem konkreten Fall besonders relevanten Textstellen hilfreich.

Markiert werden sollte grundsätzlich sparsam

Je nach Lerntyp sollten mehr oder weniger Gedanken auf die richtige Markierungstechnik im Text verwendet werden. Es gibt Studierende, die von einer ausgefeilten visuellen Herangehensweise enorm profitieren. So kann zum Beispiel mit verschiedenen Farben gearbeitet werden, um etwa Kategorien wie „Definitionen“ oder „Thesen“ voneinander zu unterscheiden. Auch Unklarheiten können zunächst einmal markiert werden. Diese können dann später noch geklärt werden – wichtig ist zunächst, dass sie den ersten Lesefluss nicht unterbrechen.

Tipp: Markiert werden sollte grundsätzlich sparsam. Es spricht aber nichts dagegen, Markierungen später wieder zu löschen, wenn man sich erst einmal solide im Text orientiert hat.

Notizen machen: Deine Basis zum Verstehen, Merken und Lernen

Das Zusammenfassen von Texten ist das A und O im Studium. Die eigenen Notizen helfen beim Verstehen, Merken und dienen oftmals dazu, den Lernstoff kurz vor der Prüfung nochmals aufzufrischen. Daher abschließend noch ein paar Tipps zu Notizen.


Neben den bereit erwähnten Markierungen sollten auch Notizen direkt im Text bzw. am Seitenrand gemacht werden. Das hilft, die Struktur des Texts zu verstehen und ist der erste Schritt dazu, wichtige Informationen zusammenzufassen. Es spricht nichts dagegen, die Notizen vom Seitenrand schließlich in den Collegeblock oder ein digitales Dokument zu übertragen und sie dabei abermals zu komprimieren.

Tipp: Um einen besseren Überblick zu behalten, hilft es, die Seitenzahlen aus dem Originaltext hinzuzufügen.

Ebenso können in den Notizen eigene Gedanken, Fragen oder Vorwissen notiert werden. Beim wissenschaftlichen Lesen gilt: Je mehr die Inhalte mit bestehendem Wissen vernetzt werden oder sich daraus schlüssige neue Fragen ergeben, desto erfolgreicher läuft es.

Wissenschaftliche Studien lesen: Darauf kommt es an

Von Fachartikel, über Sekundärliteratur bis zum Essay: Studierenden begegnen unterschiedlichste Formen wissenschaftlicher Texte. Wissenschaftliche Studien zu lesen gehört gerade in den Naturwissenschaften mit dazu, kann aber auch in anderen Disziplinen interessant sein.

Folgende Fragen helfen beim Erschließen einer wissenschaftlichen Studie und beim Einordnen der Ergebnisse: 

  • Welches Studiendesign liegt vor?
  • Wie groß ist die Stichprobengröße?
  • Wie ist die Population beschaffen?
  • Mit welchen Methoden wurden Daten erhoben?
  • Ist die Methodik geeignet, um die Forschungsfrage zu beantworten?
  • Wer hat die Studie durchgeführt, in Auftrag gegeben, bezahlt?
  • Werden im Kapitel „Diskussion“ Einschränkungen und Schwächen der Studie thematisiert?

Endgültige Schlussfolgerungen aus einer einzigen Studie zu ziehen, kann problematisch sein. Es empfiehlt sich, mehrere Quellen hinzuzuziehen.

Digitale Tools: Apps für Notizen beim wissenschaftlichen Lesen

Manche Studierende arbeiten gerne noch mit Textmarkern und Haftnotizen – das ist völlig okay und spricht für eine gute Selbstorganisation. Wer sich beim wissenschaftlichen Lesen gerne von Apps unterstützen lässt, hat etwa folgende Optionen:

Evernote

Evernote ermöglicht das Abspeichern von Notizen in verschiedenen Formaten, die sich im Handumdrehen über verschiedene Geräte hinweg synchronisieren lassen. Eine leistungsstarke Suchfunktion hilft dabei, schnell wichtige Stellen wiederzufinden. Mit dem integrierten Dokumentenscanner können Lernmaterialien, die auf Papier vorliegen, leicht digitalisiert werden und sind fortan auf Handy & Co immer dabei.

OneNote

OneNote ist die digitale Notizbuchplattform von Microsoft. Die App überzeugt vor allem durch gute Organisation und das Einbinden multimedialer Inhalte. Praktisch für Gruppenarbeiten: Mehrere User können in Echtzeit zusammen an den Notizen arbeiten.

GoodNotes

GoodNotes (für iOS- und macOS) unterstützt handschriftliche Notizen, das Kommentieren von PDF-Dateien, Organisation, Backup und Synchronisation. Im Präsentationsmodus können Inhalte anderen gezeigt und zum Beispiel Referate geübt werden. Guter Überblick garantiert: Die Notizen können in Ordnern organisiert und mit Tags versehen werden.

Wissenschaftliches Lesen — Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftliches Lesen ist für Ausbildung und Alltag nützlich und kann das Denken nachhaltig verändern.
  • Kritisches Lesen und das Nachvollziehen und Bewerten neuer Informationen und der Wege, auf denen sie erlangt wurden, sind Voraussetzungen für erfolgreiches wissenschaftliches Lesen.
  • Wissenschaftliche Texte werden durch Aussagen gekennzeichnet, die durch empirische Beweise gestützt werden und den Einfluss persönlicher Meinungen oder Voreingenommenheit minimieren.
  • Es gibt verschiedene Methoden wie das Überfliegen (Skimming), Scannen und aktives Lesen, um effizient wissenschaftliche Texte zu lesen.
  • Markierungstechniken helfen, Texte optisch zu strukturieren und Notizen zu machen, um den Text besser zu verstehen und wichtige Informationen zusammenzufassen.
  • Beim Lesen von wissenschaftlichen Studien sollten Studiendesign, Stichprobengröße, Population, Datenerhebungsmethoden, Methodik und mögliche Einschränkungen beachtet werden.
  • Es ist empfehlenswert, mehrere Quellen hinzuzuziehen, um endgültige Schlussfolgerungen aus einer einzigen Studie zu ziehen.
  • Digitale Tools wie Evernote, GoodNotes und OneNote unterstützen bei wissenschaftlichem Lesen und der Organisation von Notizen.

Wissenschaftliches Lesen — FAQs

Wissenschaftliche Texte basieren auf empirischen Beweisen und reduzieren persönliche Meinungen oder Voreingenommenheit.

Skimming (Überfliegen), Scannen (selektives Lesen) und aktives Lesen (sinnerfassendes Lesen).

Unterstreichen oder Markieren von relevanten Textstellen und Notizen am Seitenrand helfen, den Text zu strukturieren und zu verstehen.

Zusammenfassungen helfen beim Verstehen, Merken und späteren Auffrischen von Lernstoff.

Studiendesign, Stichprobengröße, Population, Datenerhebungsmethoden, Methodik und mögliche Einschränkungen sind wichtige Aspekte beim Erschließen einer Studie.

Die Gütekriterien für wissenschaftliche Forschung, wie empirische Beweise und Reduktion von persönlichen Meinungen oder Voreingenommenheit, beeinflussen die Qualität einer Quelle.

Evernote, GoodNotes und OneNote sind nützliche Apps für das Speichern, Organisieren und Synchronisieren von Notizen bei wissenschaftlichem Lesen.

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