Literaturrecherche: Relevante Quellen finden und richtig dokumentieren

Von unsystematischer zu systematischer Recherche: Wir zeigen euch die wichtigsten Schritte und Tools, um eure wissenschaftliche Arbeit auf ein neues Level zu heben.

Systematische und unsystematische Literaturrecherche für Bachelor- und Masterarbeiten: Ein Leitfaden

Spätestens wenn es an die Bachelor- oder Masterarbeit geht, kommt kaum ein:e Student:in an ihr vorbei: Die Literaturrecherche ist elementarer Bestandteil eines jeden wissenschaftlichen Schriftstücks. Auch in vielen akademischen Berufen wirst du sie immer wieder brauchen. Sie hilft dir, dich in ein Thema einzuarbeiten, aktuelle Erkenntnisse zu sammeln und erspart dir einiges an Arbeit, indem du nicht ganz bei Null anfängst. Zudem bildet bestehende Literatur oft den Ausgangspunkt und die Legitimation deiner eigenen Fragestellung, Forschungen und späteren Interpretation.

Den Einstieg in die Literaturrecherche schaffen

„Wo fange ich bloß an?“ ist die erste und – zum Glück – meist schwerste Frage der Literaturrecherche. Die Menge an verfügbaren Informationen, Daten, Studien und Quellen – sowohl im Internet als auch in der Universitätsbibliothek – kann zunächst überwältigend sein. Es ist daher sinnvoll, sich schon vorher Gedanken zu machen, was das genaue Ziel der Suche ist, worauf der thematische Fokus liegen sollte und auch, wo die Grenzen der Recherche liegen.

Auch wenn sich im Laufe der Zeit zeigt, dass bestimmte Themen außerhalb des ursprünglichen Rahmens doch näher betrachtet werden müssen, ist es für den Überblick und die Motivation empfehlenswert, sich anfangs auf einige konkrete Suchkriterien zu fokussieren.

Unsystmatische Recherche: Ein erster Überblick

Mit diesem Prozess geht in vielen Fällen wahrscheinlich schon ganz unbemerkt eine sogenannte unsystematische Recherche einher. Sie umfasst die anfängliche, ergebnisoffene Orientierung innerhalb eines Themas, zum Beispiel mit Hilfe von Fachzeitschriften, (Lehr-) Büchern, bereits besuchten Vorlesungen und thematisch einschlägigen Websites. Weil sich, sobald die Recherche ins Rollen gekommen ist, immer mehr weiterführende, verwandte Beiträge und Quellen auftun, spricht man auch vom „Schneeballsystem“. (1)

Genau genommen steckst du also schon mittendrin in deiner Literaturrecherche. Die Nachteile daran: Die unsystematische Recherche ist nicht zielführend, wird schnell unübersichtlich und du kannst nicht sicher sein, dass du alle relevanten und aktuellen Inhalte „erwischst“. Sie eignet sich daher prima für das erste – gerne zeitlich begrenzte – Verschaffen eines Überblicks. Danach ist es aber notwendig, methodisch vorzugehen.

Systematische Literaturrecherche: Der nächste Schritt

Als gezieltere Vorgehensweise ist im nächsten Schritt eine systematische Recherche die richtige Wahl. Dafür definierst du zunächst übergreifende Suchbegriffe und Synonyme. Um die Suche zu verfeinern, legst du Kriterien für relevante Quellen fest, beispielsweise Zeitraum der Publikation, bestimmte Autor:innen und verwandte Schlagworte, die ebenfalls im Text vorkommen können oder sollten. Auch Ausschlusskriterien und -wörter können hilfreich sein. Die Liste mit Suchbegriffen kannst du jetzt in den Datenbanken deiner Wahl abarbeiten. Die gefundene Literatur wird nach den vorab festgelegten Kriterien gesichtet, sortiert und gespeichert.

Spätestens jetzt ist es also wichtig, jede Quelle und auch jede Änderung an deinen ursprünglichen Suchfiltern gut zu dokumentieren. Sonst läufst du Gefahr, deine eigenen Wege später nicht mehr nachvollziehen zu können und schlimmstenfalls von vorn anfangen zu müssen. Eine übersichtliche Dokumentation mit Titel, Autor, Datum der Publikation und eventuell ersten Anmerkungen zum Inhalt hilft dir, den Text, den du beim Schreiben gerade brauchst, schnell griffbereit zu haben. Der anfängliche Aufwand lohnt sich also, weil er später viel Zeit und Arbeit spart (1).

Die gefundene Literatur wird nun ebenso systematisch gelesen und ausgewertet. Das heißt: vom Allgemeinen, Grundlegenden, einfach Verständlichen und Aktuellsten zum Speziellen, Komplexen, Detaillierten und Ursprünglichsten (1).

Recherche in der Bibliothek

Vorbereitung und erste Schritte

Die Universitätsbibliothek ist die erste Anlaufstelle für die Literaturrecherche – hier kannst du davon ausgehen, dass es für die an deiner Uni angebotenen Fächer jede Menge nützliches Material gibt. Jede Bibliothek ist ein bisschen anders, aber grundsätzlich gibt es ein paar Vorbereitungsmaßnahmen, die auf jeden Fall sinnvoll sind. Das sind unsere Tipps:

Formalitäten klären

Mach dich vorab schlau, wie du an einen Bibliotheksausweis kommst und was du dafür brauchst – falls dich nicht schon dein Studierendenausweis zur Nutzung berechtigt. Oft kannst du den Ausweis online beantragen und musst ihn dann nur noch abholen, was du gleich mit deinem ersten Besuch verbinden kannst. Informiere dich außerdem über Ausleihbedingungen und Öffnungszeiten.

Bibliotheksführung für Erstsemester besuchen

Viele Universitätsbibliotheken bieten regelmäßige Führungen für Erstsemester an. Hier wird dir genau gezeigt, wie die Bibliothek sortiert ist, wo sich Lesebereiche, PCs mit Datenbank-, Medien- und Internetzugang und Kopierer befinden und wie das Ausleihen genau funktioniert. Zudem kannst du hier den einen oder anderen hilfreichen Tipp ergattern, wie du dich in der Bücher- und Magazinflut zurechtfindest.

Suchauftrag vorbereiten

Nimm die konkrete Fragestellung und deine Liste mit Suchbegriffen, Autor:innen und Anforderungen an die benötigte Literatur auf jeden Fall mit. Damit kannst du den Katalog oder die Datenbank der Bibliothek gezielt durchsuchen und bekommst neben den verfügbaren Werken auch angezeigt, wo du diese genau findest. Gehst du gemäß systematischer Literaturrecherche vor, wirst du schnell entscheiden können, welche du gebrauchen kannst und welche nicht.

Empfehlungen einholen

Ein guter Ausgangspunkt ist eine Liste mit Literaturempfehlungen von Dozenten, dem Betreuer der Arbeit oder den Mitarbeitenden der Bibliothek. So hast du gleich zu Beginn ein paar konkrete Werke, die du sichten und nach weiterführenden Quellen durchsuchen kannst. An einer eigenen systematischen Recherche, um aktuellere oder themenspezifischere Literatur zu finden, führt das nicht vorbei, aber es erleichtert den Einstieg deutlich.

Angebot der Bibliothek vollumfänglich nutzen

Manche Unibibliotheken haben tolle Services, um dich bei deiner Literaturrecherche zu unterstützen. Viele Bibliotheken führen Online-Kataloge, die du schon vorab zu Hause durchsuchen kannst und bieten Kurse und Tools zum Sammeln, Speichern und Dokumentieren von gefundenen Texten. Oder sie bieten gebündelte Vorab-Bestellung von Literatur an, die dann für dich bereitgelegt wird und die du mit deinem Ausweis nur noch abholen musst. Schaue dich also auf den bibliothekseigenen Websites um, erkundige dich persönlich nach den Möglichkeiten an deinem Standort und nutze sie!

Online-Literaturrecherche: Ein ergänzender Ansatz

Vertrauenswürdige Quellen im Internet

Google und Wikipedia waren bisher deine besten Freunde, wenn du online nach Informationen gesucht hast? Davon musst du dich beim Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten leider verabschieden. Die Quellen, die du regulär im Netz findest, sind nämlich selten akademischer Natur, meist unvollständig und oft sogar unzuverlässig. Nichtsdestotrotz ist eine, teilweise, durch das Internet gestützte Literaturrecherche natürlich nicht tabu. Vorausgesetzt du gehst sie richtig an, kann sie dir helfen, schneller und einfacher an aktuellste Erkenntnisse und insgesamt zu einem noch besseren Ergebnis zu kommen.

Gute, vertrauenswürdige Tools sind themen- und medienübergreifende wissenschaftliche Datenbanken. Zu den bekanntesten weltweit zählen JSTOR und Google Scholar. In Deutschland mindestens genauso gut, weil fortlaufend und nachvollziehbar geprüft, sind die von zahlreichen Bibliotheken und Forschungsinstituten in Kooperation betriebene DBIS, die Elektronische Zeitschriftenbibliothek EZB und die Zeitschriftendatenbank (ZDB) der Deutschen Nationalbibliothek.

Je nach Studiengang und Forschungsgebiet gibt es weitere, spezialisierte Online-Datenbanken für Fachmedien, auf die dich deine Profs, Studierende älterer Jahrgänge oder das Bibliothekspersonal hinweisen können. Für aktuelle Studien und Umfragen zu vielfältigen gesellschaftlichen und branchenspezifischen Themen sind Statista und das Portal vom statistischen Bundesamt Destatis gute Anlaufstellen. Zu bezahlten Portalen bietet oft die Uni oder Bibliothek Gratiszugänge für Studierende. Die Off- und Onlinerecherche gehen also in vielen Fällen Hand in Hand.

Effiziente Nutzung von Datenbanken

Doch wie funktioniert die Suche in Datenbanken mit einer fünf- bis sechsstelligen Menge wissenschaftlicher Publikationen? Die meisten modernen Suchmaschinen bieten die Möglichkeit, nach bestimmten Kriterien zu filtern – da kommt wieder die Vorbereitung gemäß systematischer Literaturrecherche ins Spiel –, oder eine verfeinerte Suche durch bestimmte Befehle, die du mit deiner Suchanfrage direkt in die Haupt-Suchleiste eingibst. Die am häufigsten genutzten sind folgende:

  • Ein oder mehrere gemeinsame Suchbegriffe in Anführungszeichen („…“) werden exakt so gesucht, wie von dir eingegeben. Alle anderen Kombinationen, variierende Schreibweisen oder -fehler werden im Ergebnis nicht angezeigt.
  • Der Zusatz AND (engl. „und“) vor einem Suchbegriff schließt dieses Wort ausdrücklich ein. Gesucht werden Texte, die sowohl den ersten, als auch den zweiten Suchbegriff enthalten. Das funktioniert auch mit mehreren Worten, denen jeweils ein „AND“ vorangesetzt wird.
  • Ähnlich funktioniert es mit dem Wörtchen OR (engl. „oder“). Dieses hilft, Texte zu finden, die eben entweder das eine Suchwort, oder das andere enthalten. So lassen sich zum Beispiel Synonyme oder verschiedene Schreibweisen parallel suchen.
  • Das Minuszeichen (-) direkt vor einem Suchwort schließt dieses aus. Das kann zum Beispiel helfen, Autor:innen zu finden, deren Nachnamen auch eine andere, bekannte Persönlichkeit trägt. Der dazugehörige Vorname oder Beruf mit einem Minus versehen sorgt dafür, dass die irrelevanten Texte nicht angezeigt werden.
  • Ein Sternchen (*) vor oder hinter einem Suchbegriff zeigt an, dass dieser von der Suchmaschine an entsprechender Stelle erweitert werden darf. Somit kannst du unbekannte Teile eines Wortes oder Namens automatisch vervollständigen lassen oder nach allen Worten mit demselben Anfang oder derselben Endung suchen.  

Kriterien für gute wissenschaftliche Literatur

Primäre, sekundäre und tertiäre Quellen

Neben den spezifischen Kriterien, die du passend zu deiner Fragestellung definiert hast, gibt es ein paar allgemeine Regeln und Anforderungen bei der Literaturrecherche. Je nach Fachbereich kann die Gewichtung etwas unterschiedlich sein, aber kennen solltest du sie auf jeden Fall.

Grundsätzlich unterscheidet man in primäre, sekundäre und tertiäre Quellen. Die primäre Quelle ist dabei immer das Original – oder im Zweifel das, was am nächsten rankommt. Sie kann ein ursprüngliches literarisches Werk sein, eine Aufzeichnung von einem Gespräch mit einem Zeugen, eine fotografische Dokumentation, eine Stellungnahme aus erster Hand oder Vergleichbares. Auch Publikationen von Studien oder Fachartikel von Expert:innen im Original zählen zu den Primärquellen. In Sekundärquellen dagegen verleihen Wissenschaftler:innen den Primärquellen ihre eigene Interpretation, eine spezielle Perspektive oder ordnen sie vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse und Erkenntnisse neu ein. Tertiärquellen sind meist gesammelte, zusammengefasste und vereinfachte Erläuterungen wie Lehrbücher oder Zeitungsartikel. Sie sind besonders dafür hilfreich, Sekundär- und Primärliteratur überhaupt erst zu finden (2), (3), (4).

Vertrauenswürdigkeit der Quellen

Für wissenschaftliche Arbeiten sollte immer überprüft werden, wie vertrauenswürdig die Quelle ist – gerade bei sekundären und tertiären Werken. Wer hat sie geschrieben? Ist diese Person qualifiziert, zum Beispiel durch einen akademischen Grad in einem einschlägigen Fachgebiet? Ist der oder die Autor:in unabhängig oder wurde der Beitrag im Auftrag und Interesse einer bestimmten Institution geschrieben? Sind die Quellen nachvollziehbar dokumentiert und wurden korrekt zitiert? All diese Fragen solltest du bei der Nutzung von Literatur bedenken und überprüfen. Letztere ist besonders wichtig: Wenn du in deiner Arbeit zitierst, solltest du dabei immer die Primärquelle bevorzugen. Nur wenn sie nicht verfügbar ist, reicht sekundäre Literatur mit entsprechendem Hinweis auf die angegebene Primärquelle (5).

Korrekte Quellenangaben

Zu guter Letzt ist eine sorgfältige und richtige Angabe deiner Quellen Pflicht. Tust du das nicht, kann das bei einer späteren Überprüfung Konsequenzen bis zum Aberkennen deines Titels nach sich ziehen. Manch ein:e Politiker:in musste sich schon öffentlich dafür verantworten, Textpassagen einfach übernommen und deren Herkunft nicht korrekt ausgewiesen zu haben. Ganz einfach vermeiden lässt sich das durch eine korrekte Quellenangabe. Dazu kann dir deine Uni alle genauen Vorgaben zur Verfügung stellen.

Literaturrecherche – Das Wichtigste in Kürze

  • Die Literaturrecherche ist ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlicher Arbeiten und vieler akademischer Berufe. Sie dient dazu, sich in ein Thema einzuarbeiten und aktuelle Erkenntnisse zu sammeln.
  • Eine unsystematische Recherche verschafft zunächst einen allgemeinen Überblick. Sie kann jedoch schnell unübersichtlich werden und nicht alle relevanten Inhalte abdecken.
  • Die systematische Recherche folgt auf die unsystematische und erfordert die Definition von Suchbegriffen und Kriterien zur Eingrenzung relevanter Quellen. Dies gewährleistet eine gezielte und umfassende Sammlung relevanter Literatur.
  • Dokumentation ist entscheidend, um den Überblick über gefundene Quellen und Änderungen der Suchkriterien zu behalten. Dies verhindert, dass man den Rechercheprozess von vorne beginnen muss.
  • Die Universitätsbibliothek bietet umfangreiche Ressourcen, einschließlich Führungen und Online-Kataloge, um die Literaturrecherche zu unterstützen. Bibliotheken sind speziell auf die Bedürfnisse von Studierenden und Forschenden ausgerichtet.
  • Online-Datenbanken wie JSTOR, Google Scholar und deutsche Bibliotheksdienste sind unverzichtbare Werkzeuge für die Literaturrecherche. Sie bieten Zugang zu einer Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen.
  • Effiziente Suchstrategien in Datenbanken beinhalten die Verwendung von Suchbefehlen und Filtern. Diese Techniken ermöglichen eine präzisere und schnellere Recherche.
  • Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen spielen unterschiedliche Rollen in der Literaturrecherche. Primärquellen bieten die ursprünglichste Information, Sekundärquellen interpretieren diese, und Tertiärquellen fassen sie zusammen.
  • Die Vertrauenswürdigkeit der Quelle muss stets geprüft werden, um die Qualität der eigenen Arbeit sicherzustellen. Dies umfasst die Überprüfung der Qualifikation und Unabhängigkeit der Autoren sowie die Nachvollziehbarkeit der Quellen.
  • Korrekte Quellenangaben sind unerlässlich, um Plagiate zu vermeiden und die wissenschaftliche Integrität zu wahren. Fehlerhafte oder fehlende Quellenangaben können schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen.
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