Job Crafting – gestalte deinen Job, wie es dir gefällt
DIY ist im Dauertrend und macht auch nicht vor deinem Job halt. Wie wäre es, sich selbst die Aufgaben so zu gestalten, wie es einem guttut und gefällt? Was man unter Job Crafting versteht und wie du es anwenden kannst, erfährst du hier.
Job Crafting – gestalte deinen Job, wie es dir gefällt
Stricken, basteln, malen … DIY steht nicht erst seit der Pandemie hoch im Kurs. Menschen finden in den unterschiedlichsten kreativen Hobbys ihre persönliche Erfüllung. Sie dienen nicht nur als Zeitvertreib, sondern sind darüber hinaus auch eine Möglichkeit, seine Individualität zum Ausdruck zu bringen. Do-it-yourself eben, und auch do-it-your-way? Wie schön wäre es, man könnte sich seine Aufgaben im Job auch selbst stricken? Das geht, man nennt es Job Crafting.
Was ist eigentlich Job Crafting?
Job Crafting beinhaltet mehrere Dimensionen. Es bedeutet, den eigenen Job selbstbestimmt zu gestalten, so dass die individuellen Stärken und Leidenschaften optimal eingesetzt werden (Task Crafting). Darunter fallen die physischen Aspekte eines Jobs, die kognitiven Komponenten – also die Bedeutung der Aufgaben (Cognitive Crafting) – und die sozialen Bereiche wie Beziehungen im Beruf zu anderen (Relational Crafting).
Task Crafting – Anpassung der Aufgaben
Es gibt sicher diverse Aufgaben, die einem besser gefallen oder besser liegen, gegen andere sträubt man sich immens. Ein Beispiel für Task Crafting oder Aufgabenorientiertes Job Crafting könnte sein: Ein:e Mitarbeiter:in füllt hingebungsvoll und gewissenhaft lange Excel-Tabellen für die Abrechnung aus, etwas, das eine andere Person langweilt, überfordert oder einfach nur widerstrebt. Diese wiederum hat kein Problem damit, Kunden telefonisch zu kontaktieren, etwas, das anderen regelrecht Schweißausbrüche verursacht. Im Team könnte man diese beiden Aufgaben also gut nach Präferenz verteilen und beide Angestellten wären mit ihren Tasks zufrieden.
Zum Task Crafting gehört auch eine Optimierung von Aufgaben, zum Beispiel durch Erfahrung. Eine Aufgabe wurde schon immer so und so gemacht und du hast aber beim Durchführen dieser Aufgabe gemerkt, wie es besser geht? Es wäre unklug, das nicht anzupassen und diesen Task zu optimieren.
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Cognitive Crafting – Veränderung der Wahrnehmung und Interpretation der Arbeit
Kognitionsorientiertes Job Crafting oder Cognitive Crafting legt den Fokus auf die höhere Bedeutung einer ansonsten vielleicht nicht so erfüllenden Aufgabe. Als übertragenes Beispiel dient die Perspektive auf den Bau einer schönen Kirche. Eine Person, die immer nur Mörtel anrührt, soll sich dementsprechend vorstellen, wie sie dazu beiträgt, ein beeindruckendes Gebäude zu errichten. Wahrscheinlich der schwerste Punkt im Job Crafting.
Relational Crafting – Veränderung der Interaktionen
Beim Relational Crafting oder beziehungsorientiertem Job Crafting geht es um die Zusammensetzung von Teams, wer arbeitet am liebsten oder besten mit wem zusammen? Es geht auch darum, zu überlegen, welche Kollege:innen man noch nicht (gut) kennt und ob es sinnbringend sein könnte, sie näher kennenzulernen. Ist ja auch klar: Wer gerne mit seinen/ihren direkten Kolleg:innen zusammenarbeitet, hat ja auch mehr Spaß bei der Arbeit.
Wer sich im Prozess des Job Craftings mit den Beziehungsgefügen im Beruf beschäftigt und feststellt: Kolleg:innen oder Kund:innen – das ist ohnehin nichts, was einem/einer leicht fällt und man würde viel lieber allein arbeiten, findet hier Tipps für Jobs ohne Menschenkontakt.
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Woher stammt der Begriff Job Crafting?
Das Konzept des Job Crafting gibt es schon seit den 80er Jahren, bekannter wurde es in den frühen 2000ern durch die Organisationspsychologinnen Amy Wrzesniewski und Jane E. Dutton. Synonym wird auch der Begriff Job Shaping verwendet. Beides folgt dem Konzept, aktiv und eigenständig Aufgaben im Beruf an die individuellen Stärken anzupassen.
Welche Vorteile hat Job Crafting für mich?
Stell dir vor, dein Beruf – der hoffentlich sowieso zu dir passt – und deine Rolle auf deinem Arbeitsplatz würde mit deinen persönlichen Stärken und Werten total übereinstimmen? Du wärst vermutlich sehr zufrieden. Und genau das ist der große Vorteil von Job Crafting. Mitarbeitende sollen dadurch zufriedener sein, eine hohe Motivation und großes Engagement mitbringen. Ein wichtiger Punkt, denn einer EY-Studie aus dem Jahr 2023 zufolge, bezeichnen sich nur noch 71 Prozent der Arbeitnehmer:innen als motiviert (1). Job Crafting könnte dazu beitragen, die Motivation durch mehr Freude an den Aufgaben zu steigern.
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Welche Vorteile hat Job Crafting für Firmen?
Zufriedene, hoch motivierte Mitarbeitende bleiben länger bei ihren Arbeitgebenden. Das gesteigerte Engagement kann zu einer höheren Produktivität führen und die Stimmung innerhalb eines Teams verbessern. All diese Punkte zahlen nicht nur auf Gewinne ein, sie halten auch Personalkosten niedrig, denn unzufriedene Mitarbeitende wechseln womöglich irgendwann vor lauter Unzufriedenheit den Job. Eine:n Arbeitnehmer:in zu ersetzen dauert mitunter Monate und kostet. Konkret: Rund 167,2 Mrd. Euro betragen die potenziellen Kosten des Mangels an emotionaler Bindung für die deutsche Wirtschaft aufgrund von Produktivitätsverlusten (2).
Eine höhere Arbeitszufriedenheit soll zu einer höheren Mitarbeiterloyalität und -produktivität führen. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, der Job stimmt mit individuellen Stärken und Werten überein, bleiben sie eher im Unternehmen.
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Erste Schritte zum Job Crafting
Es ist leider nicht ganz wie bei „Backe, backe Kuchen“ – es gehört dann doch sehr viel mehr dazu, als ein paar Zutaten in eine Schüssel zu werfen und die Backform kurz in den Ofen zu schieben. Die Initiative Gesundheit und Arbeit skizziert als möglichen Leitfaden (aus Unternehmenssicht) folgende Schritte, um Job Crafting umzusetzen. (3)
- Job Crafting Expertise aufbauen (ohne gründliches Basiswissen geht es nicht)
- Unternehmen kennenlernen und Anknüpfungspunkte identifizieren (welche Maßnahmen gibt es bereits und wo könnte man welche einführen?)
- Zielgruppe definieren (für wen könnte es relevant sein, bzw. möglich sein?)
- Status quo ermitteln (Bedarfsanalyse und die Frage, ob Job Crafting der richtige Ansatz ist oder etwas ganz anderes benötigt wird)
- Sensibilisierung und Überzeugungsarbeit im Unternehmen (Aufklärungsarbeit im Unternehmen über Auswirkungen und Vorteile sowie Identifizierung von relevanten Akteur:innen)
- Beratungstools nutzen
- Evaluation
- Austausch mit einem Beratungsnetzwerk
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Was kann ich selbst tun, um Job Crafting zu fördern?
Wenn deine Firma nicht von selbst auf die Idee mit dem Job Crafting kommt, ist Eigeninitiative gefragt! Acht Schritte zum nachhaltigen Erfolg stellt die Barmer Krankenkasse mit der Universität St. Gallen auf (4). Einige davon kannst du als Arbeitnehmer:in selbst gehen oder vorbereiten.
Schritt 1 – Arbeitsaufgaben analysieren
Welche Aufgaben sind vorhanden, wie ist der Zeitaufwand der Aufgaben und welchen Impact haben sie für das Unternehmen?
Schritt 2 – Eigene Stärken identifizieren
Identifikation der eigenen Stärken mit Selbstreflektierungsmethoden. Man kann auch gut Freund:innen, Bekannte oder Kolleg:innen fragen – es ist immer spannend, wie die externe Einschätzung ausfällt. Sie können dir Aspekte über dich verraten, die du persönlich ganz anders wahrnimmst.
Schritt 3 – Ist-Zustand analysieren
Gegenüberstellung von Arbeitsaufgaben, Stärkennutzung sowie Zeit-Faktoren zur Identifikation von Verbesserungspotenzial. Wie bei Schritt 2 gilt auch hier: Selbst ohne Job Crafting ist dieser Schritt ganz interessant. Wenn man mal alle Aufgaben auflistet und welche Zeit man für sie benötigt, fallen einem sicher gleich ein paar Verbesserungsideen ein. Braucht es jedes Meeting? Welche Arbeitsschritte sind unnötig lang, häufig oder könnten durch Tools abgekürzt werden?
Schritt 4 – Peer-Coaching durchführen
Gespräche über die Analyse und den daraus abgeleiteten Verbesserungsvorschlägen mit relevanten Akteur:innen. Wer Job Crafting umsetzen möchte, muss ja nicht nur mit den Vorgesetzten sprechen. Einige Änderungen betreffen womöglich auch die direkten oder indirekten Kolleg:innen. Auch sie müssen mitgenommen werden, damit es funktionieren kann.
Schritt 5 – Ziele definieren
Ziele ermitteln aus den vorangegangenen Schritten der Analyse und den Diskussionen. Alle sind an Bord, der Ist-Zustand ist eindeutig? Dann kann es jetzt an Schritt 5 gehen: Realistische Ziele definieren. Tipp: Man muss nicht die ganze Firma umkrempeln – Job Crafting kann auch (erstmal) mit kleinen Veränderungen starten. Die Ziele hochstecken kann man immer noch, wenn es gut läuft.
Schritt 6 – Abstimmung im Team
Koordination im Gesamtteam und neue Zusammenstellung von Aufgabenverteilung und Rollen. Kleinste Änderungen sind auch ohne große koordinative Tätigkeiten möglich, sollen jedoch umfangreichere Craftings stattfinden, braucht es Überblick, Struktur und Offenheit im Team.
Schritt 7 – Job Crafting umsetzen
Umsetzung der Maßnahmen im Team und im Arbeitsalltag. Endlich kann der DIY-Arbeitsprozess beginnen. Wer alle vorherigen Schritte sorgfältig durchgeführt hat, kann der Vision des Job Craftings folgen und endlich die Anpassungen vornehmen.
Schritt 8 – Prozess reflektieren und verstetigen
Wie bei den Schritten aus dem Leitfaden der Initiative für Gesundheit und Arbeit gilt es, die umgesetzten Maßnahmen stetig zu evaluieren und zu reflektieren. Was läuft gut, was hat Optimierungsbedarf? Die Änderungen durch das Job Crafting sind nicht zementiert, wenn etwas nicht funktioniert, kann man es anpassen oder rückgängig machen, ohne das ganze Experiment als gescheitert erklären zu müssen. Neue Analyse, neue Schritte, neue Herangehensweise – all das kann mit den bekannten Schritten angepasst werden.
Man sieht bei beiden Leitfäden gleich: Es könnte ein längerer Prozess werden, Job Crafting zu implementieren. Aber wenn du überzeugt bist, dann lohnt sich schon der Weg zum Ziel! Durch die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken, den Arbeitsaufgaben mit allen beinhalteten Aspekten, lassen sich kleine und große Maßnahmen treffen, um den Arbeitsalltag (nicht nur für eine Einzelperson) zu optimieren.
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Herausforderung und Grenzen von Job Crafting
In vielen Berufen ist es schlicht nicht möglich, sich Arbeitsplatz, -weise und -aufgaben selbst zu gestalten, zum Beispiel weil ein Schichtsystem elementar für die Produktionssicherheit ist oder bestimmte fachliche Kompetenzen nötig sind. Kleinere individuelle Punkte lassen sich aber auch hier mitunter mit den Vorgesetzten klären.
Zudem müssen auch die Vorgesetzten mitspielen. Job Crafting in einem Betrieb einzuführen, kann große Veränderungen mit sich bringen und mit Veränderungen tun sich einige Chef:innen und Kolleg:innen schon auch mal schwer. Mit dem Job Crafting einher geht ein gewisser Kontrollverlust für Vorgesetzte und es kann unter Umständen mehr Überzeugungsarbeit erfordern, um die positiven Aspekte des Job Crafting herauszustellen.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss durch maßgeschneiderte Aufgaben auf den Arbeitsumfang. Personen, die dazu neigen, sich zu viel aufzuhalsen, geraten womöglich in eine Überlastungssituation, die sie also solche gar nicht so schnell wahrnehmen – macht ja schließlich Spaß, so ein individualisierter Arbeitstag!
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Jobcrafting – Das Wichtigste in Kürze
- Job Crafting ermöglicht es Mitarbeitenden, ihre Aufgaben so zu gestalten, dass sie ihren Stärken und Interessen entsprechen. Es umfasst physische, kognitive und soziale Anpassungen der Arbeit.
- DIY-Trend findet auch im Arbeitsleben Anwendung, indem man seine Jobaufgaben individuell anpasst. Job Crafting kann die Arbeitszufriedenheit erhöhen und Stress reduzieren.
- Task Crafting: Aufgabenorientiertes Job Crafting erlaubt Mitarbeitenden, Aufgaben nach ihren Vorlieben zu verteilen und zu optimieren. Dies kann durch Erfahrung und Präferenz erfolgen.
- Cognitive Crafting: Kognitionsorientiertes Job Crafting verändert die Wahrnehmung und Interpretation der Arbeit. Es hilft, den tieferen Sinn und die Bedeutung selbst in routinemäßigen Aufgaben zu erkennen.
- Relational Crafting: Beziehungsorientiertes Job Crafting konzentriert sich auf die Verbesserung der Arbeitsbeziehungen und Teamzusammenstellung. Es fördert die Zusammenarbeit und erhöht den Arbeitsspaß.
- Job Crafting wurde in den 1980er Jahren eingeführt und durch Amy Wrzesniewski und Jane E. Dutton in den 2000er Jahren bekannt gemacht. Es ist auch als Job Shaping bekannt.
- Job Crafting steigert die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden. Unternehmen profitieren durch geringere Fluktuation und höhere Produktivität. Zufriedene Mitarbeitende bleiben länger im Unternehmen und tragen zu einer positiven Teamdynamik bei.
- Die Umsetzung von Job Crafting erfordert Expertise, Analyse des Status quo und Sensibilisierung im Unternehmen. Die Initiative Gesundheit und Arbeit bietet dafür einen Leitfaden.
- Mitarbeitende können selbst Schritte zum Job Crafting einleiten, wie die Analyse von Arbeitsaufgaben und Stärken sowie die Abstimmung im Team. Eigeninitiative ist hierbei entscheidend.
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