Neuer Studiengang, neue Berufe: Digital Humanities ist vielseitig

Digital Humanities – klingt dystopisch und nach Cyborgs, ist aber die spannende Kombination aus traditionellen Geisteswissenschaften und digitalen Anwendungen. Hier entstehen aufregende, vielseitige Berufe für Menschen, die Lust auf Technik und Kultur haben.

Digital Humanities – ein neue Berufe für Geisteswissenschaftler und Digital-Fans

Digital Humanities – klingt dystopisch und nach Cyborgs, ist aber die spannende Kombination aus traditionellen Geisteswissenschaften und digitalen Anwendungen. Hier entstehen nicht nur viele neue Forschungsmöglichkeiten, sondern auch aufregende, vielseitige Berufsbilder für Menschen, die Lust auf Technik und Kultur haben.

Digital Humanities ist ein sehr vielfältiges, breites Studiengebiet, das eine ganze Reihe neuer Berufe hervorbringt. Durch die steigende Verfügbarkeit von Daten sowie immer besser entwickelten technischen Anwendungen entstehen innovative Forschungsmöglichkeiten.

Es werden geisteswissenschaftliche Inhalte digitalisiert, mit statistischen Methoden erschlossen und analysiert sowie weiterverarbeitet für Kuratierung und anschließende Repräsentation. Kurz gesagt: Alles, was Kultur umfasst, wird in einer digitalen Form zugänglich gemacht.

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Was ist Digital Humanities?

Digital Humanities, auch digitale Geisteswissenschaften genannt, umfasst viele, auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Fachrichtungen. Gerade durch die Kombination dieser Vielfältigkeit entsteht ein besonders interessantes Studien- und späteres Berufsfeld. Dazu gehören:

  • Informationswissenschaft
  • Informatik und angewandte Informatik
  • Philosophie
  • Sprachwissenschaften
  • Anglistik und Romanistik
  • Germanistik
  • Computerlinguistik
  • Kunstgeschichte
  • Geschichte
  • Archäologie
  • Archäoinformatik
  • Ethnologie
  • Medien-, Kunst-, Theater- und Musikwissenschaften
  • Literaturwissenschaft
  • Literary Computing

Worum geht es bei Digital Humanities?

Digital Humanities vereint klassische Geisteswissenschaften mit moderner Technik der MINT Fächer. Tradition trifft digitales Zeitalter. Bei der Vernetzung werden Arbeitsweisen von beidem miteinander verbunden. Durch die Digitalisierung kann das kulturelle Erbe ganz neu interpretiert, aufbereitet und bewahrt werden.

Studierende lernen in kultur- und sozialwissenschaftlichen Fächern Grundlagen der Germanistik, Komparatistik, Geschichte, Museologie, Philosophie etc. und in den eher technischen Seminaren Informatik, Textkodierung und digitale Gestaltung. Die Geisteswissenschaften erfahren dadurch eine hohe Anwendungsorientierung und machen die Absolvent:innen fit für Kulturberufe im Informationszeitalter.

An diesen Universitäten und Hochschulen kann man Digital Humanities studieren

Man kann Digital Humanities sowohl im Bachelor als auch im Master studieren. Der Bachelor wird oft als Kombi-Studiengang mit einem weiteren Fach als Haupt- oder Nebenfach angeboten. Ein Master ist auch als reiner Digital-Humanities-Master möglich. In Deutschland kann man Digital Humanities oder fachverwandte, ähnliche Fächer an einigen Universitäten studieren. (i)

Ein Bachelor in Digital Humanities ist zum Beispiel in diesen Städten möglich:

  • Göttingen
  • Leipzig
  • Würzburg
  • München
  • Erlangen

Den Master für Digital Humanities kann man hier machen:

  • Dresden
  • Erlangen
  • Göttingen
  • Leipzig
  • Paderborn
  • Regensburg
  • Stuttgart
  • Trier
  • Würzburg

Falls euch andere Universitätsstädte mehr zusagen, aber euch die Fachrichtung interessiert, schaut doch mal, ob die Uni eurer Wahl Kurse oder Studiengänge in fachverwandten Richtungen anbietet. Zum Beispiel Data and Discourse Studies, Cultural Data Studies oder Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Auch in diesen Fächern kann man im weiten Berufsfeld der Digital Humanities Fuß fassen.

Digital Humanities studieren in Göttingen

Die altehrwürdige Universität in Göttingen geht moderne Wege: Hier kann man Digital Humanities studieren. Die Schwerpunkte des Fachbereichs liegen in digitaler Bild- und Objektwissenschaft, Computerlinguistik, digitaler Literaturwissenschaft sowie digitaler Paläographie und historischer Grundwissenschaft. Über die aktuellen Projekte kann man sich auf der Seite des Fachbereichs informieren.[ii] Göttingen ist eine beliebte Universitätsstadt – rund 20 Prozent der Bevölkerung sind Studierende.[iii] 

Digital Humanities studieren in Leipzig

Digital Humanities kann man in Leipzig an der Universität studieren. Das Bachelorstudium setzt sich aus Pflicht- und Wahlpflichtveranstaltungen zusammen. Rund ein Drittel der Leistungspunkte werden aus der Informatik eingereicht, hinzu kommen Fächer der digitalen Geisteswissenschaft, ein Wahlfach, Bachelorarbeit sowie Schlüsselqualifikationen. Als Besonderheit führt Leipzig an, dass es ein Studiengang der angewandten Informatik als Anwendung in den Geisteswissenschaften ist. Er beinhaltet englischsprachige Module, ein Auslandsaufenthalt ist möglich.[iv]

Digital Humanities studieren in Würzburg

Die digitale Geisteswissenschaft studiert man in Würzburg am Lehrstuhl für Neuere Literatur und Computerphilologie, der zur Philosophischen Fakultät gehört. Es gibt keine Zulassungsbeschränkung für Digital Humanities. Nach dem Bachelor noch den Master machen? Auch das geht im schönen Würzburg.[v]

Digital Humanities studieren in München

Digital Humanities sind an der Universität München genaugenommen ein Aufbaustudium, das man zum Beispiel mit einem Bachelor in Geschichte, Kunst und Multimedia, Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaft oder Theaterwissenschaft ergänzen kann. Auch Masterstudierende, Promovierende oder Lehramtsstudierende, die mit einem Hauptfach an der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften immatrikuliert sind, können das Zertifikatsprogramm absolvieren. Das geht schnell: Für Digital Humanities sind hier vier Semester vorgesehen. [vi]

Digital Humanities studieren in Erlangen

Digital Humanities – in Erlangen heißt es offiziell Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften – kann im Zwei-Fach-BA-Studiengang als Erst- oder als Zweitfach studiert werden. In den ersten Semestern lernt man hier unter anderem Grundlagen in Programmiersprachen, Mathematik und theoretischer Informatik. Die erworbenen Kenntnisse werden anschließend im Praxismodul auf geistes- und sozialwissenschaftliche Fragestellungen angewendet. Das Besondere in Erlangen ist der interdisziplinäre Ansatz, der fachliche Kompetenzen aus drei verschiedenen Fakultäten vereint: Informatik aus der Technischen Fakultät, die Geisteswissenschaften der Philosophischen Fakultät und Kulturgeographie aus der Naturwissenschaftlichen Fakultät. [vii]

Digital Humanities: In welchen Berufen kann man arbeiten?

Studium erfolgreich absolviert, und was nun? Im Prinzip können Absolvent:innen der Digital Humanities in den gleichen Berufsfeldern tätig werden, wie andere Geisteswissenschaftler:innen. Ihr Vorteil ist die zusätzliche Qualifikation im methodischen und technischen Kompetenzbereich, der für Arbeitgeber:innen immer relevanter wird.

Arbeitsaufgaben in Berfusfeldern der Digital Humanities

Hier sind einige Bereiche und Aufgabengebiete, in denen man mit einem Studium der Digital Humanities arbeiten kann:

  • Durchführung und Betreuung von quantitativen Analysen mithilfe von Computersystemen, die große Datenmengen oder Informationen, Texte oder Bilder erfassen können, zum Beispiel, um etwas über die Verbreitung von kulturellen Themen, die Entstehung von Wortneuschöpfungen oder über die linguistische Beeinflussung von Gesellschaften zu erfahren
  • Einrichtung und Gestaltung von Datenbanken als Grundlagen für weitere Verarbeitung mittels Analysen
  • Aufbereitung und Visualisierung digitalisierter/digitaler Inhalte für eine Repräsentation – zum Beispiel auf Projektwebseiten oder in Ausstellungen
  • Erstellung digitaler Editionen, das können beispielsweise Literatur- oder Musikeditionen sein, die neu aufbereitet werden
  • Digitalisierung von Texten und Informationen, beziehungsweise die Ermöglichung zur Digitalisierung von textuellen Daten für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren
  • Auf- und Ausbau von digitalen Informationssystemen in Bibliotheken, Archiven oder Museen
  • Langzeitarchivierung bisheriger digitaler Inhalte, deren technischen Formate schon nicht mehr zeitgemäß sind (Stichwort: Disketten – Inhalte, die so archiviert wurden, werden in absehbarer Zeit nicht mehr so einfach lesbar sein)

Neue Berufe und Tätigkeitsfelder, die in den Digital Humanities entstanden sind

Hier sind einige Beispiele für neue Berufe und Tätigkeitsfelder, die in den Digital Humanities entstanden sind oder sich weiterentwickelt haben:

  1. Datenanalysten und Data Scientists: Diese Berufe sind in der Digital Humanities besonders gefragt, da sie große Mengen an digitalen Daten analysieren und interpretieren, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.
  2. Digitale Archivare und Kulturerbe-Spezialisten: Diese Fachleute sind darauf spezialisiert, kulturelles Erbe zu digitalisieren, zu katalogisieren und zu bewahren, um den Zugang zu historischen Dokumenten, Kunstwerken und Artefakten zu ermöglichen.
  3. Text- und Sprachanalysten: Sie nutzen Textanalyse- und Sprachverarbeitungstechnologien, um literarische Werke zu analysieren, Übersetzungen zu verbessern oder linguistische Forschung zu betreiben.
  4. Digitale Historiker: Digitale Historiker verwenden digitale Technologien und Datenbanken, um historische Forschung zu unterstützen und historische Ereignisse und Entwicklungen zu visualisieren.
  5. Online-Publizisten und Content-Strategen: Diese Berufe konzentrieren sich auf die Erstellung von Inhalten für Websites, soziale Medien und andere digitale Plattformen, wobei oft ein Verständnis für die Zielgruppe und digitale Trends erforderlich ist.
  6. Digitale Kuratoren: Digitale Kuratoren sind verantwortlich für die Auswahl und Präsentation von digitalen Inhalten, sei es in Museen, Online-Ausstellungen oder anderen virtuellen Umgebungen.
  7. Digital Humanities-Management und Projektmanagement: Diese Positionen beinhalten die Leitung von Digital Humanities-Projekten, die Ressourcenallokation, Planung und Koordination erfordern.
  8. Ethikberater für digitale Geisteswissenschaften: Angesichts der ethischen Fragen im Umgang mit digitalen Technologien in den Geisteswissenschaften können Ethikberater gefragt sein, um die Integration ethischer Prinzipien in Forschungsprojekte sicherzustellen.

Die Berufsfelder und -möglichkeiten in den Digital Humanities werden weiterhin wachsen und sich weiterentwickeln. Neue Technologien und digitale Trends werden neue Möglichkeiten schaffen, und Absolventinnen und Absolventen dieses Studiengangs sind gut positioniert, um in verschiedenen Sektoren tätig zu werden, in denen die Verbindung von Geisteswissenschaften und Technologie gefragt ist.

Was verdient man mit Digital Humanities?

Digital Humanities – Gehalt und Tarifstrukturen im Branchenvergleich

Die Gehälter für Digital-Geisteswissenschaftler:innen hängen stark von den Unternehmen und Einrichtungen ab, in denen sie tätig werden. Wer in Archiven oder im Bereich von Wissenschaft und Forschung tätig sein wird, dessen/deren Gehalt orientiert sich oft am Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Dort ist die Entgeltgruppe 13 möglich, je nach Berufserfahrung sind das dann 4.000 bis 6.000 Euro brutto.[viii] Führungspositionen können auch in der Stufe darüber liegen.

Die freie Wirtschaft orientiert sich oft ebenfalls am Tarifvertrag, hier sind Gehälter aber Verhandlungssache. Wer sich Richtung Lehre orientiert und eine Professur anstrebt, wird nach der sogenannten Besoldungsordnung W bezahlt, hier liegen die Gehaltsstufen zwischen 5.000 und rund 8.000 Euro – auch hier je nach Erfahrung und Dienstjahren.[ix]

Verdienstmöglichkeiten in den Digital Humanities: Welche Faktoren bestimmen das Gehalt?

Individuelle Gehälter können stark von verschiedenen Faktoren abhängen. Dazu gehören die Gesamtqualifikation, Arbeitserfahrung, der Standort (Gehälter können in großen Städten tendenziell höher sein), die Art des Arbeitgebers (z. B. Universität, Unternehmen, öffentliche Einrichtung) und die spezifischen Aufgaben im jeweiligen Berufsfeld.

Studium und Beruf der Digital Humanities sind sehr viel jünger als andere reine Geisteswissenschaften oder Informatik, klare Berufe, Gehälter oder Verdienstspannen sind somit zur Zeit noch schwer zu definieren. Der interdisziplinäre Ansatz macht den Bereich aber besonders spannend und zukunftsfähig. Die in Studium und Praxis erworbenen Kenntnisse bereichern die Forschung immens und bringen frischen Wind und aufregende Perspektiven für Geisteswissenschaftler mit.

Autorenportät Lisa Friedmann mit Pflanze
Autor
Lisa Friedmann

Lisa Friedmann (Hamburg), Jahrgang 1984, studierte Informationswissenschaften (Diplom) und arbeitet seit über 15 Jahren als Redakteurin und Content-Managerin für verschiedene Unternehmen. Sie hat keine Ahnung von Pflanzen, aber einen grünen Daumen.

FAQs – Digital Humanities

Digital Humanities sind eine Kombination aus traditionellen Geisteswissenschaften und digitalen Anwendungen. Hier werden geisteswissenschaftliche Inhalte digitalisiert, mit statistischen Methoden erschlossen und weiterverarbeitet für Kuratierung und anschließende Repräsentation. Kurz gesagt: Alles, was Kultur umfasst, wird in einer digitalen Form zugänglich gemacht.

Digital Humanities vereint klassische Geisteswissenschaften mit moderner Technik. Bei der Vernetzung werden Arbeitsweisen von beidem miteinander verbunden. Studierende lernen in kultur- und sozialwissenschaftlichen Fächern Grundlagen der Germanistik, Komparatistik, Geschichte, Museologie, Philosophie etc. und in den eher technischen Seminaren Informatik, Textkodierung und digitale Gestaltung.

Der Bachelor in Digital Humanities ist z. B. in Göttingen, Leipzig, Würzburg, München oder Erlangen möglich. Einen Master kann man in Dresden, Erlangen, Göttingen, Leipzig, Paderborn, Regensburg, Stuttgart, Trier und Würzburg machen.

Im Prinzip können Absolventen der Digital Humanities in den gleichen Berufsfeldern tätig werden, wie andere Geisteswissenschaftler. Ihr Vorteil ist die zusätzliche Qualifikation im methodischen und technischen Kompetenzbereich, der für Arbeitgeber:innen immer relevanter wird. Sie können beim z. B. beim Auf- und Ausbau von digitalen Informationssystemen oder der Einrichtung und Gestaltung von Datenbanken eingesetzt werden.

Das Gehalt in den Digital Humanities variiert je nach Arbeitsbereich und Erfahrung. Im öffentlichen Sektor orientieren sich Gehälter oft am Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (TV-L), mit möglichen Einkommen zwischen 4.000 und 6.000 Euro brutto. In Führungspositionen kann es höher sein. In der freien Wirtschaft sind Gehälter verhandelbar, aber oft am Tarifvertrag orientiert. Wer in die Lehre geht und eine Professur anstrebt, kann zwischen 5.000 und 8.000 Euro verdienen.

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