Nein sagen lernen – Wir zeigen, wie es gelingt und haben 9 Tipps für Formulierungen

Häufiger etwas ablehnen, sich im Arbeitsumfeld seltener von anderen einspannen lassen – das lässt sich lernen. Wir zeigen wie sie effektiv und charmant Nein sagen.

Nein sagen lernen – fällt vielen schwer, auch im Beruf

Nein sagen können im Beruf – Warum ist das so wichtig und kann man es lernen? Wir zeigen, wie Sie sich schützen und haben Tipps für Formulierungen.

Häufiger etwas ablehnen, sich im Arbeitsumfeld seltener von anderen einspannen lassen – das kann gelernt werden. Wir zeigen auch Berufseinsteiger:innen, wie dies gelingt und mehr Zeit und Kraft bleibt, die eigenen Ideen voranzubringen.

Wie lerne ich, Nein zu sagen? Ganz einfach: Sie suchen sich ein paar unserer Formulierungen heraus und üben! Es lohnt sich, und jede:r kann es lernen – auch Sie! Auch wenn es Ihnen am Anfang schwerfällt und Sie sich – insbesondere als Berufsanfänger:in – dabei unwohl fühlen. 

Sie denken „Nein“ und sagen dennoch zu?

Denken Sie öfter „Nein“, wenn jemand fragt, ob Sie noch etwas schnell erledigen können? Sie sagen dennoch zu, weil Sie – gerade als Berufsanfänger:in – im Arbeitsumfeld gefühlt nicht Nein sagen können? Welche Einsteigerin und welcher Einsteiger kennt diese Momente, in denen sich Schuldgefühle breitmachen, nicht.

Häufig genug handelt es sich dabei um schwierige, umfangreiche Aufgaben, die kein:e anderer:e übernehmen will und die sich zudem nur schlecht bei der Kund- oder Mandantschaft abrechnen lassen. Besonders herausfordernd ist die Situation, wenn Sie solche Anfragen von den Vorgesetzten erreichen, deren Wichtigkeit Sie bisher nicht richtig einzuschätzen wissen.

Frauen sagen seltener Nein. Warum?

Insbesondere Frauen sagen seltener Nein. In den ersten Berufsjahren führt dies in der Regel dazu, dass oft Arbeiten übernommen werden, für die es keinen Karrierefortschritt, keine Privilegien und selten Anerkennung gibt.

Frauen ist die Beziehung zum Gegenüber wichtig. Sie möchten sich nicht unbeliebt machen und befürchten, dass sich ihr Nein negativ auf die Harmonie und/oder Beziehung zu der Person auswirkt, der sie – mit Blick auf ihren schon jetzt übervollen Schreibtisch – eigentlich eine Ablehnung erteilen müsste. Stattdessen übernehmen sie häufig noch zusätzliche Aufgaben, die sich später meist nicht nur als nebensächliche und unsichtbare Gefälligkeiten entpuppen, sondern auch noch zeitintensiv sind.

So wird man statt „Everybody’s Darling“ schnell „Everybody’s Depp“, da in den allermeisten Fällen der Dank gering ausfällt oder gar ganz ausbleibt. Nicht selten fällt Frauen nach einiger Zeit auf, dass die Herren Kollegen derselben Karrierestufe im Arbeitsumfeld deutlich seltener solche Hilfsarbeiten übertragen bekommen, geschweige denn freiwillig übernehmen.

„Nein sagen“ im Privatleben

Nein zu sagen fällt im Privatleben oft besonders schwer, da hier emotionale Bindungen und tiefere Beziehungen eine Rolle spielen. Bei engen Freunden oder Familienmitgliedern besteht die Befürchtung, die Beziehung zu beschädigen oder die Person zu verletzen. Diese Nähe erzeugt eine größere Verantwortung für die Gefühle und Erwartungen der anderen Person, was das Ablehnen von Bitten oder Anforderungen erschwert. Hinzu kommt, dass in privaten Beziehungen die Konsequenzen eines Neins unmittelbarer und persönlicher sind. Man sieht und interagiert regelmäßig mit diesen Personen, was das Bedürfnis verstärkt, Konflikte zu vermeiden und Harmonie zu bewahren.

Wem es schwerfällt, nein zu sagen, kann dies zunächst mit Fremden zu üben. Dem aufdringlichen Typen, der einem auf der Straße eine Spende aufschwatzen will, sagt man eher nein, als der besten Freundin. Und zwar kein ohne große Entschuldigungen, sondern einfach ein klares „Nein“. Das Üben des Nein-Sagens bei Fremden ist deshalb einfacher, da die emotionale Verbindung und die damit verbundene Verantwortung für die Gefühle der anderen Person deutlich geringer sind.

Bei Fremden ist es weniger wahrscheinlich, dass ein Nein zu langfristigen Konsequenzen in einer Beziehung führt. Dies bietet eine sichere Umgebung, um Selbstsicherheit und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, zu entwickeln, ohne die Sorge, jemanden Nahestehenden zu verletzen oder eine wichtige Beziehung zu gefährden. Indem man mit Fremden beginnt, kann man die notwendige Selbstsicherheit und Klarheit aufbauen, um später auch im Privatleben standhafter sein zu können.

Nein sagen lohnt sich

Es einfach nur gut mit den Anderen zu meinen und aus einem Schuldgefühl heraus deshalb (zu) häufig Ja zu deren Wünschen, Bitten und Anfragen zu sagen, führt nicht unbedingt dazu, dass Sie auf der Karriereleiter vorankommen. Chronische Überlastung und zu wenig Zeit für Themen, die für das berufliche Vorankommen wichtig sind, führen schnell dazu, dass Ihnen gefühlt zeitweise das Abstellgleis droht.

Was hilft? Nein sagen lernen! Es lohnt sich und jede:r kann es lernen – auch Sie! Auch wenn es Ihnen am Anfang schwerfällt, und Sie sich – insbesondere als Berufsanfängerin – dabei schlecht fühlen.

Die Schuldgefühle werden weniger, sobald Sie für sich feststellen, dass es keinen Widerspruch zwischen einer guten Verbindung zu der anfragenden oder anweisenden Person und Ihrem freundlichen und bestimmten Nein gibt. Ihr Gegenüber benötigt Klarheit, keine Rücksichtnahme. Ihre (innere) Haltung und ihr Ton entscheiden darüber, ob ein Nein die Verbindung zu anderen stört. Solange Sie freundlich und klar Ihr Nein kommunizieren, bleibt die Harmonie auch in den allermeisten Fällen erhalten. 

Nein sagen – Formulierungen

9 Tipps und Formulierungen, wie Sie im Beruf mit Erfolg Nein sagen

Sie fragen sich, wie es auch Ihnen im Beruf und besonders als Berufseinsteiger:in gelingt, charmant, klar und mit Fokus auf eine weiterhin gute Beziehung Nein zu sagen? Übernehmen Sie am besten die nachfolgenden 9 Formulierungsbeispiele in Ihr alltägliches Repertoire und Ihre Kommunikation im beruflichen Umfeld und kommunizieren Sie ab sofort Ihr Nein freundlich, aber bestimmt.

Tipp 1: Formulieren Sie klar und charmant

Kommunizieren Sie Ihr Nein klar, aber charmant. Im Sinne von: „Du weißt ja, dass ich fast alles für dich mache. Aber das geht gerade nicht. Tut mir leid.“ Das führt in den allermeisten Fällen dazu, dass sich die betreffende Person von Ihnen dennoch gut behandelt fühlt, obwohl sie einen Korb bekommt. Die Harmonie bleibt gewahrt.

Tipp 2: Verständnis zeigen

Zeigen Sie Verständnis für die Situation der anderen Person, und sagen Sie nicht als erstes Nein.. Zum Beispiel so: „Stimmt, das Protokoll muss auch noch geschrieben werden.“ Machen Sie aber gleichzeitig deutlich, dass Sie dafür gerade keine Zeit haben.

Tipp 3: Formulierung im Konjunktiv

Sagen Sie im Konjunktiv zunächst, dass sie gerne helfen würden, sodass die jeweilige Person erkennt, dass nur ihre Bitte und nicht sie selbst als Person abgelehnt wird. Formulieren Sie es beispielsweise so: „Ich würde das Protokoll wirklich gerne für dich übernehmen. Ich bin nur im Moment derart unter Zeitdruck …“

Tipp 4: die gute Begründung

Begründen Sie Ihre Ablehnung, sodass Ihr Gegenüber Sie besser versteht. Erklären Sie, welches überaus wichtige Projekt Sie liegen lassen müssten, um die Aufgabe zu übernehmen – zum Beispiel so.: „Ich kann leider nicht. Der Chef will … schon morgen …“

Ihre Haltung und ihr Ton entscheiden darüber, ob ein Nein die Verbindung zu anderen stört. Wenn Sie Ihr Nein klar und charmant kommunizieren, bleibt die Harmonie in den allermeisten Fällen erhalten.

Tipp 5: der Dank

Bedanken Sie sich für die Anfrage und sagen Sie gleichzeitig direkt, aber freundlich Nein, in dem Gefühl, dass Ihr Gegenüber Sie sicher verstehen wird. Etwa so: „Danke, dass du mich fragst, Klaus. Leider geht es dieses Mal nicht. Ich muss noch … vorbereiten. Ein anderes Mal gerne wieder“.

Tipp 6: die Kompetenz des Gegenübers

Blenden Sie die Eigenkompetenz Ihres Gegenübers wieder ein, die diese Person ausgeblendet hat: „Andreas, das bekommst du doch sicher selbst hin?“

Tipp 7: die Verhandlung

Verhandeln Sie und handeln Sie eine adäquate Gegenleistung für Ihr Ja aus. Das könnten Sie so formulieren: „Ich mache das gerne für dich, wenn du für mich dafür … übernimmst.“ Wenn Ihr Gegenüber nicht akzeptiert, sind es nicht Sie, die absagt, sondern Ihr Gegenüber, der die von Ihnen angesprochene Gegenleistung nicht übernehmen möchte.

Tipp 8: Zusagen, aber verschieben

Sagen Sie ja, aber verschieben Sie die Erledigung „Gern übernehme ich die Überarbeitung des Angebots für dich, sobald ich … und … erledigt habe. Reicht es am Montag noch?“ Sie werden überrascht sein, wie viele Anfragen plötzlich doch nicht so wichtig sind – eine Strategie, die vor allem am Anfang, wenn Sie sich noch nicht zutrauen, direkt abzulehnen, gut funktioniert.

Tipp 9: Bleiben Sie hartnäckig beim Nein

Sagen Sie wiederholt und freundlich Nein: „Nein, dieses Mal übernehme ich das Protokoll nicht.“ Ganz besonders als Frau, denn die Herren Kollegen sind es meistens nicht gewohnt, dass eine Frau Nein sagt und es auch so meint. Rechtfertigen Sie sich nicht oder entschuldigen Sie Ihre Ablehnung nicht, denn das schwächt Ihre Position. Wiederholen Sie stattdessen ihr Nein freundlich und mitunter wortwörtlich und mehrfach.

Ein Nein steht für sich. Das durchzuziehen, ist nicht immer angenehm.

Wer aber dem Gegenüber dabei freundlich in die Augen blickt und nach dem Nein konsequent schweigt und die Redepause aushält, entscheidet die Lage oft für sich.

Probieren Sie es erst im vertrauten Umfeld und dann auch gegenüber Ihren Vorgesetzten, Kolleg:innen, Kund:innen oder Mandant:innen. Es wird nicht lange dauern und Sie werden immer häufiger eine für Sie wichtige Erkenntnis gewinnen: Nein ist ein ganzer Satz. Es zu sagen und auszuhalten, ist möglich.

Wie lerne ich öfter nein zu sagen? Ganz einfach, suchen Sie ein paar unserer Formulierungen heraus und üben Sie!

Portrait Dr. Anja Schäfer
Autorin
Dr. Anja Schäfer

Dr. Anja Schäfer ist Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien, Anwältin und Host des „Juristinnen machen Karriere!“ Podcast. Als  Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Juristinnen in puncto Netzwerkaufbau, Selbstmarketing und Sichtbarkeit als Expertin. Sie spricht über diese Themen in Vorträgen (z.B. auf den Juracon Karrieremessen), in Workshops und bei den von ihr deutschlandweit sowie digital veranstalteten Networking-Events, wie „Juristinnen netzwerken …“ .

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