LL.M. in European Private Law an der University of Amsterdam

Das LL.M.-Programm in European Private Law an der University of Amsterdam: Flexibel gestaltbare Inhalte, geringe Teilnehmerzahl und ein internationales Umfeld machen den Studiengang besonders attraktiv.

Mein LL.M. in Amsterdam oder Wie der Brexit meine Studienpläne änderte

Ursprünglich hatte ich geplant, meinen LL.M. in Großbritannien zu absolvieren. Dann kam der Brexit. Mit diesem explodierten nicht nur die Kosten eines britischen LL.M.-Programms für EU-Studierende, das Land verlor im beruflichen Sinne auch deutlich an Relevanz. Stattdessen absolvierte ich daher einen LL.M. in European Private Law an der University of Amsterdam. Im Endeffekt bin ich froh, dass ich meinen LL.M. in Amsterdam durchlaufen und somit dort eines der schönsten Jahre meines Studiums erlebt habe.

Eine Übersicht zum Programm „European Private Law“

Die Studiengebühren an der University of Amsterdam betragen für EU-Studenten knapp 2500 EUR und das Programm dauert 12 Monate. Ich habe im Februar begonnen, wobei ein Studienstart im September ebenfalls möglich ist.

Unterrichtssprache ist Englisch. Daher brauchen Bewerber einen TOEFL-Score von mindestens 100 Punkten, einen IELTS-Score von 7,0 oder einen vergleichbaren Englisch-Nachweis.

Der Studiengang besteht aus vier verpflichtenden sowie mindestens vier Wahlpflichtmodulen, die teilweise auch aus anderen Studiengängen ausgewählt werden können. Verpflichtend sind Kurse im Europäischen Privatrecht und Vertragsrecht.

Darüber hinaus habe ich Kurse im internationalen Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht, internationalen Deliktsrecht sowie einen rechtsvergleichenden Kurs belegt. Auch mit einem Kurs zur Rechtsethik und einem Praktikum bei einer Großkanzlei konnte ich ECTS-Punkte sammeln.

Das Thema der Masterarbeit kann aus den Kursinhalten oder auch rein nach individuellen Interessen ausgewählt werden. Ich schrieb eine rechtsvergleichende Arbeit zu den Mietpreiskontrollen in der EU. Insgesamt können die Inhalte des LL.M.-Programms sehr flexibel zusammengestellt werden.

Vorteile eines LL.M. Studiums in den Niederlanden im Vergleich zu deutschen Universitäten

Im Vergleich zu den meisten deutschen Universitäten ist die Anzahl der Teilnehmer:innen in den jeweiligen Kursen oft wesentlich geringer, meist zwischen 20 und 50 Personen. Die Dozent:innen kennen die Studierenden mit Namen und es besteht jederzeit die Möglichkeit, ihnen während des Kurses oder später Fragen zu stellen. Auch beim Schreiben der Masterarbeit gab es eine enge Betreuung.

Das Jahr in Amsterdam war für mich die Möglichkeit, das Recht nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen und meinen eigenen Interessen nachzugehen. Gerade in Anbetracht dessen, dass die Gesetze der EU-Länder stetig weiter harmonisiert werden und dass viele Juristen immer internationaler arbeiten, empfehle ich es jedem, die Möglichkeit eines günstigen LL.M.s in den Niederlanden wahrzunehmen.

Wie international ist das Programm wirklich?

Der Nachteil eines Studiums in den Niederlanden, wenn man das so sehen möchte, ist, dass dort viele deutsche Jurastudenten hinkommen. Als ich nach Amsterdam zog, befand sich das gesamte Land noch in einem strengen Lockdown mit Ausgangssperren ab 21 Uhr. Aus diesem Grund waren keine Tourist:innen und auch von meinem LL.M.-Programm nur Niederländer:innen und Belgier:innen in der Stadt. Dadurch konnte ich die Einheimischen richtig kennenlernen und auch an meinem Niederländisch arbeiten.

Mit Lockerung der Corona-Regeln zogen aber auch nach und nach Studierende aus anderen Ländern in die Stadt und es wurde deutlich internationaler. Ich gebe zu, dass ich in der zweiten Hälfte meines LL.M.-Programmes privat fast ausschließlich mit Deutschen zu tun hatte. Wenn man also vollständig in eine neue Kultur oder ein sehr internationales Umfeld eintauchen möchte, dann sind die Niederlande nicht die beste Wahl.

Amsterdam: Kanäle, Treppen und viele Fahrräder

Studentisches Leben: Moderne Uni-Gebäude und traditionelle Wohnungen

Die Amsterdam Law School befindet sich innerhalb des Grachtenrings, also direkt in dem aus einem dichten Netzwerk von Kanälen bestehenden Zentrum der Stadt. Die Gebäude der Universität sind modern und wurden direkt über einen Kanal gebaut, sodass man sein Mittagessen mit Blick auf die unter einem fahrenden Boote genießen kann.

Die schmalen Häuser Amsterdams sind bekannt für ihre steilen Treppen und ausgedehnten Dachterrassen. Wenn ich einen Abend auf der Terrasse von Freunden verbrachte, passierte es nicht selten, dass die Nachbarn über die Dächer kletterten, um sich dem Treffen anzuschließen.

Die Amsterdam Law School bietet nicht nur eine erstklassige Ausbildung, sondern auch eine einzigartige Kulisse für das Studium.

Um die Wohnungssuche sollte man sich in Amsterdam so früh wie möglich kümmern. Viele Studierende suchen sich für ihre Zeit in Amsterdam eine WG in einem dieser traditionell niederländischen Häuser. Hier ist jedoch mit hohen Kosten zu rechnen. Für ausländische Studenten gibt es daher die Möglichkeit, sich auf einen Platz in einem Studentenwohnheim zu bewerben. Ich hatte Glück und bekam für 800 EUR eine Ein-Zimmer-Wohnung mit eigenem Bad und eigener Küche, die nur eine Laufminute von der Universität entfernt war.

Amsterdam: Junge Traumstadt mit hoher Digitalisierung

Fast die Hälfte aller Einwohner in Amsterdam sind unter 50 und das macht sich deutlich bemerkbar. Für Studierende ist Amsterdam eine Traumstadt. Es gibt unzählige Cafés, Restaurants, Läden, Yoga- und Sportstudios, Bars und Clubs. Und das oft direkt an einem Kanal.

Die gesamte Stadt ist, wie es viele junge Menschen ausdrücken würden, sehr „instagrammable“. Nicht fehlen darf in Hollandrad. Mit diesem lässt sich nämlich alles ‚erfahren‘ und Räder genießen auf den meisten Straßen absolute Vorfahrt vor Autos und Fußgängern, ob vorgeschrieben oder auch nur unausgesprochen durchgesetzt.

Egal ob Behörden- oder Arzttermin: In Amsterdam klappt alles schnell und ist vor allem weitgehend digitalisiert.

Mit der Bahn ist man von Amsterdam aus gesehen auch sehr schnell in Utrecht, Den Haag, Haarlem, den entzückenden kleinen Fischerdörfchen im Norden des Landes oder in Zandvoort, dem von Amsterdam nur 20 Minuten entfernten Nordseestrand.

Die Niederländer:innen sind für ihre Effizienz, ihre Freundlichkeit und ihr außerordentlich gutes Englisch bekannt. Bevor ich nach Amsterdam zog, dachte ich immer in Deutschland würde effizient gearbeitet. Seit meinem Jahr im Amsterdam weiß ich, wo die Deutschen überall noch aufholen können. Egal ob Behörden- oder Arzttermin: In Amsterdam klappt alles schnell und ist vor allem weitgehend digitalisiert.

Mittlerweile befinde ich mich im Referendariat, doch meine Wahlstation möchte ich wieder in Amsterdam absolvieren, denn ich kann es kaum erwarten, wieder zurück in dieser Stadt zu sein. Mein Fahrrad steht dort immer noch am Bahnhof und wartet auf meine Rückkehr.

Laura Kintzel
Autorin
Laura Kintzel

Laura Kintzel (LL.M. Amsterdam) hat Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin studiert und ist Rechtsreferendarin am Landgericht Schwerin. Sie ist Co-Founder & CEO von Jura To Go.