
Quereinstieg Lehramt: Wege, Chancen und Herausforderungen
Ohne Lehramtsstudium an einer Schule unterrichten? Der Quereinstieg macht es möglich – besonders in Mangelfächern. Was du mitbringen musst, welche Wege offenstehen und worauf es im Schulalltag ankommt.

Per Quereinstieg ins Lehramt: So gelingt der Sprung ins Klassenzimmer
Du hast ein Studium in Physik oder Kunst abgeschlossen – aber statt im Labor oder im Atelier sitzt du vor einer Schulklasse. Kein klassisches Lehramtsstudium, aber volle Verantwortung: für Kinder, Unterricht, Elternabende und Korrekturen. Willkommen im Alltag vieler Quer- und Seiteneinsteiger:innen an deutschen Schulen.
Lehrkräftemangel als Treiber
Deutschlands Bildungssystem steht vor einer strukturellen Herausforderung: dem Mangel an Lehrkräften. Laut Prognose der Bildungsministerkonferenz fehlen bis 2035 insgesamt 49.000 ausgebildete Lehrkräfte. Um die Lücken zu schließen, setzen viele Bundesländer gezielt auf alternative Zugangswege zum Lehrerberuf. (1)
Eine mögliche Lösung für das Problem: Quereinstieg. Der KMK-Beschluss vom Juni 2024 macht deutlich, neue Wege in den Lehrerberuf sind politisch „ausdrücklich gewollt“. Viele Bundesländer verzeichneten in den vergangenen Jahren bereits hohe Quereinsteigerquoten. In Sachsen-Anhalt lag der Anteil unter den neu eingestellten Lehrkräften im Jahr 2022 bei rund 46 Prozent, in Brandenburg bei knapp 34 Prozent. Bundesweit betrug der Anteil an Quer- und auch sogenannten Seiteneinsteiger:innen im Jahr 2023 laut KMK immerhin 11,9 Prozent. (2)(3)
Quereinstieg, Seiteneinstieg – wo ist der Unterschied?
Die Begriffe werden je nach Bundesland unterschiedlich verwendet. Manche – wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg – trennen zwischen Quer- und Seiteneinstieg, NRW hingegen nicht. Im Groben gilt:
- Quereinstieg: Du hast ein Hochschulstudium in einem nicht-lehramtsbezogenen Fach abgeschlossen und wirst durch ein pädagogisches Qualifizierungsprogramm (z. B. Referendariat) zur Lehrkraft ausgebildet.
- Seiteneinstieg: Du steigst direkt in den Unterricht ein – meist ohne vorherige pädagogische Schulung, dafür mit berufsbegleitender Qualifizierung.
Einen Überblick über Einstellungsmöglichkeiten als Quer- oder Seiteneinsteiger:in in den einzelnen Bundesländern gibt die KMK auf ihrer Internetseite. (4)

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Wer kann quer einsteigen – und in welchen Fächern?
Grundvoraussetzung ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium – meist ein Master, Magister oder Diplom. Besonders gute Chancen hast du, wenn dein Fach auf einer Mangelfachliste steht. Laut dem KMK-Bericht 2024/2025 besteht über alle Schulformen hinweg in diesen Fächern kurz- und mittelfristig der höchste Bedarf:
- Mathematik, Physik, Chemie und Informatik
- Musik und Kunst
- Sonderpädagogik
- berufliche Fachrichtungen wie Elektrotechnik, Metalltechnik oder Pflegewissenschaft
Die Mangelfächer können sich von Jahr zu Jahr und von Bundesland zu Bundesland ändern. Konkrete Bedarfslisten sind meist auf den Websites der jeweiligen Landesministerien (Bildungs- oder Kultusministerium) zu finden. (1)

Themenschwerpunkt Quereinstieg
Quereinstieg: Möglichkeiten & Erfolgschancen für den Neueinstieg
Zwei Wege ins Lehrerzimmer
Im Quereinstieg führen derzeit zwei Wege in den Schuldienst. Der erste ist das Referendariat für Quereinsteiger:innen: Hier durchläufst du den klassischen Vorbereitungsdienst, der in der Regel 18 bis 24 Monate dauert. Während dieser Zeit wirst du im Unterricht begleitet, nimmst an Seminaren teil und legst am Ende das Zweite Staatsexamen ab – damit bist du anschließend regulär ausgebildete Lehrkraft.
Der zweite Weg – in einigen Bundesländern als Seiteneinstieg bezeichnet – ist der Direkteinstieg mit berufsbegleitender Qualifikation. Dieses Modell kommt vor allem in Regionen mit besonders großem Lehrkräftemangel zum Einsatz. Du startest direkt mit Unterricht an einer Schule und absolvierst parallel eine pädagogische Qualifizierung – meist ebenfalls über 18 bis 24 Monate. Unterstützt wirst du durch Mentoring, digitale Fortbildungen und häufig auch durch eine reduzierte Unterrichtsverpflichtung zu Beginn. Solche Programme gibt es beispielsweise in Berlin, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen.
Der KMK-Beschluss vom Juni 2024 sieht zudem vor, dass Länder auch alternative Qualifizierungsformate erproben können – etwa Praxissemester mit integrierter Ausbildung oder modulare Vorbereitungswege für besonders dringend benötigte Fachrichtungen. (5)

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Zwischen Whiteboard und Wirklichkeit: Was Quereinsteiger erwartet
Der Einstieg in den Schuldienst bringt natürlich auch Herausforderungen mit sich: Unterrichtsführung, Differenzierung, Umgang mit heterogenen Lerngruppen – all das will gelernt sein. Ohne ausreichende pädagogische Vorbereitung ist die Belastung gerade zu Beginn hoch, und die Abbruchquote steigt entsprechend.
Umso wichtiger sind daher besonders für Seiteneinsteiger:innen, die kein Referendariat absolviert haben, strukturierte Unterstützungsangebote wie Mentoring, begleitende Qualifizierungsprogramme und ein schrittweiser Einstieg. Diese Maßnahmen helfen nicht nur den Einsteigenden selbst, sondern tragen auch dazu bei, die Unterrichtsqualität zu sichern.

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Moderne Entwicklungen im Lehrerberuf
Der Lehrerberuf verändert sich – nicht nur wegen der Digitalisierung, sondern auch durch neue Anforderungen im Bereich Inklusion bzw. Integration. Du solltest darauf vorbereitet sein, eng mit Schulsozialarbeiter:innen, Sonderpädagog:innen oder Integrationsfachkräften zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig bieten dir digitale Tools wie Lernplattformen oder KI-gestützte Diagnoseinstrumente neue Möglichkeiten.
Auch Themen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Medienkompetenz oder politische Bildung gewinnen an Relevanz. Wer heute in den Lehrerberuf einsteigt, muss also bereit sein, sich kontinuierlich weiterzubilden.
Gehaltsperspektiven für Quereinsteiger
Das Gehalt von Quereinsteiger:innen im Lehramt variiert je nach Bundesland, Schulform und Art der Anstellung. Wer das Zweite Staatsexamen ablegt, kann – je nach Bundesland – auch in eine Verbeamtung übernommen werden. Verbeamtete Lehrkräfte an Gymnasien und Berufsschulen verdienen in der Besoldungsgruppe A13 zwischen 4.744 Euro (Saarland) und 5.247 Euro (Bayern) brutto monatlich. Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte werden teils noch in A12 eingruppiert, hier stellen einige Bundesländer jedoch auf A13 um. (6)
Angestellte Lehrkräfte werden nach den Entgelttabellen des öffentlichen Dienstes bezahlt. Die Bruttogehälter ähneln denen der verbeamteten Kolleg:innen – wegen höherer Abgaben fällt ihr Nettogehalt jedoch meist niedriger aus. (7)
Quereinstieg ins Lehramt: So gehst du vor
- Fachbedarf checken: Wird dein Studienfach gebraucht?
- Zugangsvoraussetzungen prüfen: Jedes Bundesland hat eigene Regeln – siehe Bildungsportale der Länder
- Unterlagen vorbereiten: Studiennachweise, Lebenslauf, ggf. pädagogische Vorerfahrungen
- Bewerbung einreichen: Bei der Schulbehörde oder über zentrale Portale
- Eignungsverfahren absolvieren: In manchen Ländern verpflichtend
- Einstieg: Referendariat oder Direkteinstieg
- Qualifikationsprogramm absolvieren
- Unterstützungsangebote nutzen: Mentoring, Hospitation, kollegiale Beratung
Fazit – Der Quereinstieg in den Lehrerberuf
Wer gerne mit Menschen arbeitet, komplexe Situationen nicht scheut und bereit ist, sich weiterzuentwickeln, findet im Lehrerberuf eine attraktive Aufgabe. Der Quer- und Seiteneinstieg in den Bildungssektor ist heute ein ernstzunehmender Berufsweg – politisch gewollt und weitgehend professionalisiert.
Der Schulalltag kann fordernd und manchmal frustrierend sein, bietet aber enorme Chancen für die persönliche und berufliche Entwicklung. Wer mit fundierten Fachkenntnissen, echter Lernbereitschaft und einem realistischen Blick auf schulische Herausforderungen kommt, kann sich auf einen zukunftssicheren Job freuen, der außerdem gesellschaftlich bedeutsam ist.
Das Wichtigste in Kürze – Quereinstieg ins Lehramt
- Der Quereinstieg ermöglicht es, ohne Lehramtsstudium an Schulen zu unterrichten, insbesondere in Mangelfächern. Voraussetzung ist meist ein abgeschlossenes Hochschulstudium.
- Aufgrund des zunehmenden Lehrkräftemangels setzen viele Bundesländer gezielt auf Quereinsteiger:innen. Der KMK-Beschluss von Juni 2024 unterstützt ausdrücklich alternative Zugangswege in den Lehrerberuf.
- Die Begriffe Quer- und Seiteneinstieg werden je nach Bundesland unterschiedlich verwendet. Während der Quereinstieg oft ein begleitendes Referendariat umfasst, erfolgt der Seiteneinstieg meist direkt in den Unterricht.
- Besonders gefragt sind Bewerber:innen mit Fachabschlüssen in Mathematik, Physik, Chemie, Informatik, Kunst oder beruflichen Fachrichtungen. Diese Fächer gelten laut KMK als Mangelfächer mit hohem Bedarf.
- Es gibt zwei Hauptwege für den Quereinstieg: das Referendariat und der Direkteinstieg mit berufsbegleitender Qualifikation. Beide Wege dauern in der Regel 18 bis 24 Monate und beinhalten pädagogische Schulungen.
- Einige Bundesländer wie Berlin oder NRW bieten strukturierte Programme mit Mentoring und reduzierter Unterrichtsverpflichtung. Diese Programme erleichtern den Einstieg und fördern die Unterrichtsqualität.
- Herausforderungen im Schulalltag wie Klassenführung, Differenzierung und Inklusion erfordern gezielte Unterstützung. Ohne pädagogische Vorbereitung kann die Belastung zu Beginn sehr hoch sein.
- Der Lehrerberuf wandelt sich durch Digitalisierung, Inklusion und neue Bildungsanforderungen. Digitale Tools und interdisziplinäre Zusammenarbeit gehören zunehmend zum Berufsalltag.
- Die Gehälter variieren je nach Bundesland, Schulform und Status. Verbeamtete Lehrkräfte verdienen mehr netto als angestellte Kolleg:innen, da sie weniger Abgaben haben.
- Der Weg zum Einstieg umfasst die Prüfung von Fachbedarf und Voraussetzungen, das Einreichen der Bewerbung und die Teilnahme an Qualifizierungsprogrammen. Unterstützungsangebote wie Mentoring und Hospitation erleichtern den Einstieg zusätzlich.

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