Projektentwickler in der Immobilienwirtschaft: Kreative Chancen und Karrierewege

Die Umwelt mitgestalten: Projektentwickler in der Immobilienwirtschaft

Viele Studienanfänger verspüren den Wunsch, ihre Umwelt zu prägen. Kaum irgendwo ist das so gut möglich, wie in der Immobilienbranche. Bauwerke bestimmen das Stadt- und Landschaftsbild und beeinflussen das Leben der Menschen, die in und mit ihnen leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen.

Von der Architektur zur Projektentwicklung: Kreativität trifft Verantwortung

Deswegen habe ich nach einem Architekturstudium zunächst in Mailand und Wien als Architekt gearbeitet und anschließend Baurecht und Immobilienwirtschaft studiert, um Projektentwickler zu werden. Dieser Beruf ist reizvoll, weil er sehr große kreative Möglichkeiten bietet. Projektentwickler stellen und beantworten die städtebauliche Frage, was an einem bestimmten Standort tatsächlich gebaut werden soll.

Die Aufgaben sind sehr vielfältig, wobei es vom jeweiligen Unternehmen abhängt, welche davon im eigenen Haus erfüllt werden. Am Anfang steht meist eine Fläche, die im Sinne des Eigentümers bestmöglich genutzt werden soll. In der komprimierten Initiierungsphase können sich kreative Köpfe so richtig ausleben. Ideen werden entwickelt und wieder verworfen, Machbarkeitsstudien werden erstellt, und am Ende steht die Entscheidung für ein Konzept, sei es ein Bürogebäude, eine Logistikhalle oder ein Wohnquartier.

Von Baurecht bis Finanzierung: Die komplexen Schnittstellen in der Projektentwicklung

Bestandshalter vs. Veräußerung: Zwei Ansätze in der Projektentwicklung

Die darauffolgenden Phasen der Detailkonzeption und Realisierung dauern sehr viel länger, nicht selten mehrere Jahre. Während dieser Zeit schaffen die Entwickler in Abstimmung mit der Politik Baurecht, planen die Finanzierung, beauftragen und überwachen Architekten und Baufirmen. Dabei gibt es eine Vielzahl von internen und externen Schnittstellen zu anderen Projektbeteiligten wie Planern, Juristen, Controllern, Banken, Stadtverwaltungen und diversen Dienstleistern.

Warum die Konzeptionsphase über den Projekterfolg entscheidet

Die Regel ist, dass Projektentwickler auf die Veräußerung des fertigen Objekts hinarbeiten und den Vertrieb bei der Vermarktung unterstützen. Es gibt aber auch Bestandshalter, wie das Unternehmen, für das ich tätig bin. In diesem Fall stimmen wir uns eng mit dem Management der hauseigenen Investmentfonds ab, die Eigentümer unserer Projekte werden.

In die Konzeptionsphase fallen zahlreiche Aufgaben, die von vielen als trocken wahrgenommen werden, zum Beispiel juristische oder finanzielle Fragestellungen. Tatsächlich aber spielt in dieser Phase die Musik; der wesentliche Teil der Wertschöpfung findet hier statt, hier entscheidet sich der Erfolg des Projekts.

Nachhaltigkeit und Design vereint: Highlights des Projekts „LUMEN Munich“

Es ist für mich als Projektentwickler jedes Mal eine große Freude zu sehen, wie ein Projekt, an dem ich zum Teil seit Jahren mitgearbeitet habe, Formen annimmt. Wenn es wie geplant funktioniert, sein Quartier positiv beeinflusst und auch seine betriebswirtschaftlichen Ziele erfüllt. Aktuell zählt dazu das „LUMEN Munich“ am Rande der Münchener Altstadt. Dort haben wir ein in die Jahre gekommenes Geschäftshaus durch ein neues mit modernen Einzelhandels- und Büroflächen ersetzt.

Der Clou des LUMEN ist der geschwungene Innenhof, der das natürliche Licht im Tagesablauf optimal ausnutzt und für Behaglichkeit im Innern und hohe Energieeffizienz sorgt. Das Gebäude wertet seine Umgebung auf; erste Einzelhändler und Büromieter sind bereits eingezogen.

Karrierewege in der Immobilienbranche: Typische und exotische Werdegänge

Mein Werdegang als Projektentwickler ist einerseits typisch, denn er begann mit einem Architekturstudium. Andererseits ist es eher die Ausnahme, wie ich noch zwei weitere akademische Abschlüsse anzuhängen, um neben dem technischen auch den juristischen und den finanziellen Teil des Berufs abzudecken. Tatsächlich können die unterschiedlichsten Ausbildungswege geeignet sein.

Manche wählen den spezialisierten Studiengang Projektentwicklung, aber es gibt auch sehr erfolgreiche Quereinsteiger, die etwa ein Geografiestudium absolviert haben. Unabdingbar ist in jedem Fall die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln. Denn der Berufsalltag eines Projektentwicklers ist erheblich vielfältiger, als es ein einzelner Studiengang abbilden kann, und mit dem Rechtsrahmen oder dem Stand der Technik verändert sich auch das relevante Wissen. Praxiserfahrung, aus unterschiedlichen beruflichen Stationen oder Praktika, erhöht die Chancen eines Bewerbers stark.

Große Bandbreite an Arbeitgebern – Wo Projektentwickler ihre Fähigkeiten einbringen können

Ebenso vielfältig wie die Wege zum Beruf des Projektentwicklers sind auch die Unternehmen, die solche beschäftigen. Es gibt Immobiliengesellschaften unterschiedlichster Größe und Spezialisierung, die mehr oder weniger große Teile der Wertschöpfungskette inhouse abdecken, ebenso wie Dienstleister, die diesen zuarbeiten. Wichtige Player auf dem Markt sind auch Wohnungsbaugesellschaften und Unternehmen der öffentlichen Hand. Manche Firmen besitzen größere Projektentwicklungsabteilungen, um alle Leistungen inhouse anbieten zu können, andere halten die Teams schlank und beschäftigen für die unterschiedlichen Aufgaben externe Spezialisten.

Gute Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten

Entsprechend sind auch die Verdienstmöglichkeiten sehr verschieden. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, sind die Einstiegsgehälter tendenziell höher als in anderen Bereichen der Branche. Boni, die an den Projekterfolg gekoppelt sind, können auch eine Rolle spielen.

Die Aufstiegschancen hängen stark von der Größe und dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ab. Einige wenige machen sich als Projektentwickler selbstständig und gehen selbst ins Risiko, womit sie sich praktisch unbegrenzte Steigerungsmöglichkeiten eröffnen. Einige prominente Branchengrößen haben ihr Vermögen mit Projektentwicklungen gemacht.

Fazit: Beruf für Gestalter mit technischer und betriebswirtschaftlicher Ader

Der Beruf des Projektentwicklers ist anspruchsvoll und sehr vielfältig. Auch als Angestellter ist man unternehmerisch tätig. Es kann große Befriedigung bereiten, Projekte, die man selbst gestaltet hat, vollendet zu sehen. Der Kontakt zu internen und externen Teammitgliedern der unterschiedlichsten Professionen macht den Projektentwickler auch zu einem Beruf mit einer Vielzahl an sozialen Kontakten. Wer daran Freude hat, technisches und betriebswirtschaftliches Interesse mitbringt und seine Umwelt gestalten will, hat gute Chancen, in der Projektentwicklung einen erfüllenden Beruf zu finden.

Lukas Neumann
Autor
Lukas W. Neumann

Lukas W. Neumann ist seit 2020 bei HANSAINVEST Real Assets tätig und verantwortet den Bereich Großprojekte. Aktuell realisiert er mit seinem Team eine Quartiersentwicklung in Hamburg sowie eine Büroentwicklung in München.

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