Wie wird man eigentlich Patentanwalt – und warum?

Als Spezialisierung bietet das Patentrecht Einblicke in technische Innovationen und fordert juristisches Geschick, um Erfindungen rechtlich zu schützen. Es vereint technische Neugier mit rechtlichem Know-how.

Als Anwalt im Patentrecht „Es wird bei uns nie langweilig“

Dr. Moritz Meckel ist als Rechtsanwalt, als Patentanwalt sowie als European Patent Attorney zugelassen. Er hat in Frankfurt Rechtswissenschaft und Physik studiert. Nach dem Referendariat stieg er bei einer internationalen Großkanzlei im Bereich „Patent Litigation“ ein. Seit Januar 2022 ist er Partner bei Finnegan in München.

Dr. Caroline Haas und Alexandre Hoffmann arbeiten als Patentanwälte und European Patent Attorneys im Münchner Büro von Finnegan. Caroline hat in Biochemie promoviert und berät vorwiegend Mandanten aus den Bereichen Life Science und Pharma in Litigation-Fragen. Alexandre hat Elektro- und Informationstechnik studiert und verfügt über umfangreiche Erfahrung mit Patenterteilungs- und Patentstreitverfahren.

Die Mandanten bei Finnegan sind so vielfältig wie die Fälle – wir vertreten sowohl deutsche Mittelständler als auch international tätige Konzerne. «

Finnegan ist eine unter anderem auf Patent Litigation spezialisierte Kanzlei. Erzählt ein wenig, was das in der Praxis heißt.

Caroline: Wir konzentrieren uns im Münchner Büro von Finnegan darauf, Mandanten in allen Streitigkeiten zu beraten, die technische Schutzrechte betreffen, sprich Patente und Gebrauchsmuster. Dies betrifft sowohl Verletzungsverfahren vor den deutschen Zivilgerichten als auch sogenannte Rechtsbestandsverfahren vor dem Bundespatentgericht, dem deutschen und dem europäischen Patentamt. Dort geht es dann um Nichtigkeits-, Einspruchs- oder Löschungsverfahren.

Alexandre: Vielleicht ergänzend zur Erläuterung: Eine Patentverletzungsklage behandelt die Frage, ob ein Produkt ein Patent verletzt. Dafür sind die Landgerichte zuständig. In einer Nichtigkeitsklage, welche beim Bundespatentgericht einzureichen ist, wird über die Rechtsbeständigkeit des Patents entschieden, also die Frage, inwieweit es zu Recht erteilt wurde. Darum geht es auch in Einspruchsverfahren bei den Patentämtern.

Moritz: Praktisch fallen unsere Tätigkeiten in das Schema, das auf alle Bereiche der Prozessführung zutrifft: Wir müssen den Sachverhalt klären, ihn rechtlich bewerten und dann bei Gericht oder vor dem Patentamt vortragen. Nur ist der Sachverhalt bei „Patent Litigation“ immer ein technischer. Daneben stellen sich natürlich auch immer strategische und wirtschaftliche Fragen, weil es im Hintergrund um wirtschaftliche Ziele geht.

Technischer Sachverhalt klingt jetzt kompliziert…

Moritz: Das ist mal wieder ein typisches Klischee! Von einem Rechtsanwalt wird kein technisches Vorwissen erwartet. Man muss aber in der Tat die Bereitschaft haben, sich technische Zusammenhänge erklären zu lassen, und nachfragen, bis man sie verstanden hat. Die Mandanten sind erfahrungsgemäß sehr geduldig. Außerdem haben wir im Team auch Patentanwälte wie Caroline und Alexandre, die am Fall mitarbeiten und in ihrem technischen Bereich unterstützen. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man den Fall erst einmal von Grund auf verstehen muss. Die Richter beim Landgericht sind nämlich auch keine Techniker und die Aufgabe des Anwalts besteht darin, diese Richter zu überzeugen. Das erfordert adressatengerechte Kommunikation.

Wer als Rechtsanwalt bei uns einsteigt, ist zunächst einmal für das „klassische“ Zivilprozessrecht zuständig.

Da die Verfahren oft einen hohen Streitwert haben und für die Mandanten essenziell sind, muss jedes Detail stimmen. Andererseits kann man es sich dann aber auch leisten, jedes prozessuale und sonstige Detail zu durchdenken. Wir machen da keine halben Sachen.

Wer möchte, kann sich auch in die Verfahrensordnung beim Europäischen Patentamt einarbeiten. Mittelfristig wird das gerade in Gründung befindliche einheitliche europäische Patentgericht, der „Unified Patent Court“, hinzukommen. Beides unterliegt nicht der ZPO, sondern einem eigenen Recht.

Woher kam euer Interesse am Patentrecht?

Moritz: Ich habe mich schon immer für Recht, Technik und Wirtschaft interessiert. Nach dem Abitur habe ich mich dann für ein Doppelstudium eingeschrieben: Physik und Rechtswissenschaft. Das Patentrecht und insbesondere die Patentstreitigkeiten sind quasi die Synthese meiner beiden Studienfächer. Aber wie gesagt: Man muss keine Naturwissenschaft studiert haben, um in diesem Bereich ein erfolgreicher Rechtsanwalt zu werden.

Caroline: Schon in der Schule schlug mein Herz für Naturwissenschaften und für Sprachen. Das Berufsbild des Patentanwalts bietet beides: Als technischer Experte setzt man sich sprachlich mit juristischen Sachverhalten auseinander, oft auch auf Englisch. Streitige Verfahren bieten dabei eine besonders spannende Herausforderung, den Mandanten optimal zu vertreten – eine Art kompliziertes, kreatives Planspiel für Erwachsene mit hoher Praxisrelevanz.

Wie sieht ein typisches Mandat bei Finnegan aus? Und wie international ist eure Arbeit?

Caroline: Ein typisches Mandat betrifft eine Patentverletzungsklage und ein dazugehöriges Rechtsbestandsverfahren, also einen Einspruch oder eine Nichtigkeitsklage. Dabei vertreten wir ungefähr gleich häufig Kläger und Beklagte und erarbeiten zusammen mit unserem Mandanten entsprechende Angriffs- oder Verteidigungsstrategien.

Alexandre: Die Mandanten bei Finnegan reichen von deutschen Mittelständlern bis zu global tätigen Wirtschaftsunternehmen, wobei letztere allerdings den größten Teil der Arbeit ausmachen. Die Arbeit bei Finnegan ist also sowohl aufgrund der Tatsache, dass die meisten unserer Mandanten global tätig sind, als auch durch die Zusammenarbeit mit den Finnegan Büros in den USA, UK und in Asien sehr international.

Was ist am Patentrecht besonders spannend? … und was ist besonders herausfordernd daran?

Alexandre: Mich reizt an dem Beruf, dass man ständig in neue Bereiche eintaucht und somit immer Neues dazulernt. Kurz gesagt, es wird nie langweilig. Sowohl für die Patentanwälte als auch für die Rechtsanwälte in unserem Team ist es herausfordernd, im technischen und im rechtlichen Bereich immer auf dem neusten Stand zu sein.

Moritz: Das stimmt, man lernt definitiv nie aus. Außerdem ist die Relevanz der meisten Fälle für die Parteien sehr hoch. Es geht meist um die Frage, ob jemand sein Produkt vom Markt nehmen muss, weil er damit die Rechte eines anderen verletzt. Diese Frage kann existenziell sein. Auch das macht es spannend und gelegentlich herausfordernd.

Finnegan ist in Deutschland noch relativ neu im Markt. Was macht die Arbeit bei Finnegan besonders?

Caroline: Finnegan ist in den USA bereits eine der Top-Kanzleien im IP-Bereich. Das gilt vor allem für den Litigation-Bereich. Wir haben uns für das Münchner Büro das Ziel gesetzt, hier eine entsprechende Reputation für Litigation in Europa und insbesondere Deutschland aufzubauen. Zusätzlich zu unserer anwaltlichen Tätigkeit beschäftigen wir uns deshalb auch intensiv mit Business Development und mit Marketing. Darüber hinaus bietet Finnegan eine Vielzahl von Fortbildungen und Projekten, die die persönliche Entwicklung und die Karriere fordern und fördern.

Alexandre: Besonders sind in meinen Augen vor allem die angenehme Arbeitsatmosphäre und die sehr gute firmenseitige Unterstützung für die Associates. Das heißt, Finnegan bietet viele Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten bei der Planung der eigenen Karriere. Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger werden zudem von Anfang an in die Mandatsarbeit eingebunden und übernehmen kontinuierlich mehr und mehr Verantwortung – das sagen natürlich alle Kanzleien, aber bei uns ist das wirklich so. Beispielsweise erstellen sie erste Entwürfe der bei Gericht einzureichenden Schriftsätze, natürlich immer unter Mitwirkung eines erfahrenen Anwalts.

Welche Fähigkeiten sollten jüngere Kolleginnen und Kollegen für euren Bereich mitbringen?

Moritz: Da wir Litigation betreiben, sollte man als Rechtsanwalt natürlich nicht völlig mit dem Prozessrecht auf Kriegsfuß stehen. Essenziell ist die Fähigkeit, komplizierte Zusammenhänge verständlich darzustellen. Neugier und ein grundsätzliches Interesse an technischen Fragestellungen sind wie gesagt ebenfalls wichtig, denn es geht ja immer um technische Sachverhalte. Wer für sich entschieden hat, dass der Strom aus der Steckdose kommt, ist in einem anderen Bereich besser aufgehoben.

Was würdet Ihr jüngeren Kolleginnen und Kollegen raten, die sich ein Bild von Patentrecht und speziell Patent Litigation machen möchten?

Caroline: Ich würde empfehlen, möglichst viele Gespräche mit Anwälten zu führen, die im Patentwesen arbeiten; so bekommt man schon einen guten Eindruck, was einen in der Praxis erwartet.

Alexandre: Ratsam ist es auf jeden Fall, dann ein Praktikum bei einer im Patentrecht tätigen Kanzlei zu machen, um ein besseres Gefühl für den Bereich zu bekommen – und sich bestenfalls von der Vielfältigkeit unseres Arbeitsalltags begeistern zu lassen.

Moritz: Das sehe ich auch so. Allerdings sollte man sich bei entsprechendem Interesse eine Kanzlei ansehen, die laufend Patent Litigation betreibt. Viele Patentanwaltskanzleien reichen in erster Linie Patentanmeldungen bei den Patentämtern ein und betreuen das amtliche Anmeldeverfahren. Dieses Geschäft ist aber ein völlig anderes als das der Patentstreitigkeiten, wo es ja bereits ein Patent gibt, das dann durchgesetzt werden soll – oder gerade nicht.

Wer mit dem Gedanken spielt, Prozessanwalt zu werden, sollte sich unbedingt einmal näher mit „Patent Litigation“ befassen. Das hat gelegentlich den interessanten Nebeneffekt,, dass man den Streitgegenstand tatsächlich sehen und anfassen kann.

Dieser Beitrag erschien zuerst im mylawguide2022, dem Karrierehandbuch für Juristinnen und Juristen.

Tobias Kroeger, Kundenberatung
Autor
Tobias Kröger

Tobias Kröger ist Leiter Vertrieb und Business Development bei der IQB Career Service GmbH. Er berät Arbeitgeber bei der Suche nach passenden Nachwuchstalenten. Tobias ist seit vielen Jahren im Hochschulumfeld und in der Förderung von Nachwuchstalenten aktiv. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport und liebt Roadtrips durch fremde Länder, als begeisterter Backpacker hat er über 25 Länder bereist. Tobias ist regelmäßiger Autor im Karrieremagazin.