The EU Supervisory and Resolution Framework for Banks

Interview mit Baker-McKenzie-Preisträgerin Dr. Biljana Biljanovska

Der Baker McKenzie-Preis 2022 geht an eine Arbeit aus dem Bereich Wirtschaftsrecht: Dr. Biljana Biljanovska erhielt Preis für ihre Arbeit zu “ EU Supervisory and Resolution Framework for Banks“. Wir sprachen mit ihr.

Wir sprachen mit Baker-McKenzie-Preisträgerin Dr. Biljana Biljanovska. Ihre Promotion mit dem Thema „The EU Supervisory and Resolution Framework for Banks: An Inquiry into the Complexity and Instability of Bank Groups“ brachte sie im Jahr 2021 erfolgreich zum Abschluss.

Frau Dr. Biljanovska, was fasziniert Sie am Themenkomplex Bankenregulierung?

Das sind zweierlei Aspekte. Der erste steht im Zusammenhang mit der Finanzkrise von 2008. Ich denke, dass sich diese Krise auf meine Generation ausgewirkt hat, und zwar im Sinne der Entscheidung, die meine Altersgenossen und ich für einen künftigen Beruf und damit für unsere akademische Ausbildung treffen mussten. Bei einem Ereignis, das ganze Volkswirtschaften beeinflusste, war es für mich interessant zu verstehen, was genau „schief gelaufen“ war und wie es weitergehen sollte.

Der zweite Aspekt, der mich an der Bankenregulierung fasziniert, ist die Tatsache, dass sie zwischen zwei Welten angesiedelt ist – der Finanzwelt und dem Recht. Dieser interdisziplinäre Aspekt ist für mich besonders interessant. Denn er erfordert Wissen aus verschiedenen Bereichen, viel praktische Erfahrung und die Fähigkeit, das Recht auf eine Weise anzuwenden, die mitunter nicht immer ganz offensichtlich ist.

Hatten Sie immer den Wunsch zu promovieren oder hat sich dieser erst im Lauf des Studiums ergeben?

Der Wunsch zu promovieren ist bei mir erst während meines LL.M.-Studiums entstanden. Nachdem ich meine Masterarbeit (im Finanzrecht) geschrieben hatte, wusste ich, dass es eine Reihe von Themen gibt, die ich gerne noch vertiefen würde. Es war für mich auch wichtig, solche Themen außerhalb meines Heimatlandes zu erforschen, um Lehrpläne und Methoden vergleichen zu können und das Wissen in diesem Bereich aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.

Welchen Einfluss hatte Ihre Betreuerin Prof. Dr. Katharina Pistor (Professorin an der Columbia University in New York) bei der Wahl des Themas?

Als ich Prof. Dr. Katharina Pistor kennenlernte, stand bereits das Thema meiner Dissertation, nämlich Bankkonzerne und ihre Regulierung, zumindest in groben Zügen fest. Damals wurde ich noch von der inzwischen leider verstorbenen Prof. Dr. Brigitte Haar betreut, die mein Forschungsvorhaben ebenfalls sehr unterstützte.

Sehr bald nach der Entscheidung für mein Dissertationsthema habe ich mein Projekt auch bei Prof. Pistor vorgestellt. Daraufhin erhielt ich ein Stipendium und wurde in das von Prof. Pistor geleitete „Global Law in Finance Network“ der Goethe-Universität, der University of Oxford und der Columbia University aufgenommen. Die Chance, mit Prof. Pistor arbeiten zu dürfen, hat mich sehr geehrt. Ohne ihre Unterstützung beim Schreiben meiner Dissertation hätte ich es nicht geschafft. Sie hat ihr Wissen sehr großzügig geteilt und viel Geduld bewiesen – sie hat meine ersten und letzten Entwürfe mit tadelloser Logik und Präzision kommentiert, sie herausgefordert, mich aber immer zu einer Arbeit geführt, die ich getrost/mit Überzeugung weitergeben kann.

Besonders Prof. Pistors Arbeit über „Recht im Finanzwesen“ (siehe „Rechtstheorie des Finanzwesens“) war sehr inspirierend und bot eine neue und ganz andere Perspektive als die, die bereits in der Literatur zu finden war. Diese Sichtweise hat natürlich meine eigene Arbeit an der Dissertation stark beeinflusst und mich unterstützt, meinen eigenen Denkansatz für die Analyse der Literatur über Bankengruppen zu finden und einen Beitrag dazu zu leisten. Für all dies bin ich Prof. Pistor sehr dankbar.

Mit welchen Erwartungen sind Sie an die Dissertation herangegangen?

Die Erwartungen, die ich hatte, waren zweigeteilt. Die eine Erwartung war, weitere Kenntnisse über ein Thema zu erlangen, das mir sehr am Herzen lag. Die andere Erwartung, oder besser gesagt Hoffnung, war, das Wissen auf diesem Gebiet tatsächlich zu erweitern.

Zu letzterem würde ich sagen, dass ich mich freuen würde, wenn meine Forschung zumindest eine Debatte in akademischen oder professionellen Kreisen auslösen würde. Schließlich geht es ja darum, eine Hypothese aufzustellen und die Diskussion darüber zu führen.

War es leicht, sich in die Arbeit an der Dissertation einzufinden?

Ich muss ehrlich sein und sagen, dass es nicht sehr einfach war, zumal ich keine praktische Erfahrung mit dem Thema hatte. Andere Kollegen und Studenten, die solche Erfahrungen haben, sehen das vielleicht anders. Für mich bedeutete der Einstieg in die Arbeit an der Dissertation, dass ich viele Stunden in der Bibliothek verbracht und eine Reihe von Workshops, Konferenzen, Seminaren und Kursen besucht habe. Manchmal habe ich Abhandlungen und Bücher durchgesehen, die nur im Entferntesten mit meinem Forschungsinteresse zu tun hatten.

Es folgten ein gedanklicher Organisationsprozess und das Verfassen von Texten. Und in diesem Prozess gab es eine Reihe von Entwürfen, von denen ich viele bei meinen Versuchen, ein Argument erfolgreich vorzubringen, wieder verwerfen musste. Aber mit genügend Ausdauer und Arbeit hat sich das Ganze schließlich ausgezahlt.

Wie muss man sich die Arbeit an einer Doktorarbeit vorstellen? Gibt es bestimmte Phasen? Wie bleibt man motiviert?

Ich glaube, am Anfang sollte man bereit und offen sein, viele Informationen und Kenntnisse von Professoren, verschiedenen Forschern und Praktikern zu erhalten. Es ist nützlich, diesen Rednern zuzuhören, denn die Inspiration für das, woran man arbeiten möchte, kann von überall kommen.

Es stimmt, dass dies alles einmal wie eine Menge „Lärm“ erscheinen kann. Deshalb ist es wichtig, nicht nur ein Forschungsinteresse zu definieren, sondern es auch auf eine konkrete Forschungsfrage einzugrenzen. So können Sie Grenzen ziehen, das „Rauschen“  eliminieren und tatsächlich mit dem Schreiben beginnen. Dann kann man sich leicht an Entwürfe klammern bzw. mit ihnen identifizieren, an denen man Tage (und Nächte) geschrieben hat. Das heißt aber nicht, dass man nicht herausgefordert oder kritisiert wird, und man müsste möglicherweise einige Dinge loslassen und neu beginnen.

Um motiviert zu bleiben, halte ich es für das Beste, etwas Abstand zu gewinnen. Das kann bedeuten, dass man einen Spaziergang macht, ein paar Tage Urlaub nimmt oder eine Woche lang arbeitet oder über etwas anderes liest. So kann man wieder zur Dissertation zurückkehren, sie objektiver betrachten und sie verbessern.

Was waren Ihre „Highlights“ in der Zeit, in der Sie an der Diss gearbeitet haben?

Einer der Höhepunkte, den ich bereits erwähnt habe, war der Erhalt des Stipendiums des „Global Law in Finance-Netzwerks und die Möglichkeit, mit Prof. Pistor zu arbeiten. Im Rahmen dieses Stipendiums wurde ich auch für ein Semester Gastwissenschaftler an der Columbia Law School in New York. Während meiner Zeit als Promotionsstipendiat hatte ich außerdem die Möglichkeit, an mehreren Konferenzen in Frankfurt, Oxford und New York teilzunehmen.

Ich glaube, dass ich durch dieses reiche akademische Umfeld die Argumente in meiner Dissertation weiterentwickeln und verbessern konnte. Natürlich ist die Verteidigung der Dissertation ein weiterer großer Höhepunkt. Und nicht zuletzt war die Verleihung des Baker McKenzie-Preises für meine Arbeit eine große Ehre und ein Ansporn, weiterzuforschen.

Wissenschaft oder Anwaltschaft? Wie sieht Ihre weitere berufliche Karriereplanung aus?

Im Moment möchte ich mich auf die Anwaltschaft konzentrieren und so viel praktische Erfahrung wie möglich sammeln. Ich hoffe, dass ich in meiner späteren Laufbahn all diese praktischen Erfahrungen in einem akademischen Umfeld weitergeben kann.

Und zuletzt: Welchen Rat würden Sie angehenden Doktorand:innen geben?

Mein Rat ist, sich gut zu informieren, was eine Promotion bedeutet. Deshalb ist es wichtig, sowohl mit promovierten Forschern als auch mit Professoren zu sprechen. Wenn Sie sich für eine Promotion entschieden haben, sollten Sie bald Ihre eigene Perspektive und Forschungsfrage finden und sich genau überlegen, wer Ihr Betreuer sein könnte.

Um mit dem Schreiben beginnen zu können, versuchen Sie am besten, die wichtigsten Punkte in einem kurzen Aufsatz oder sogar einer Gliederung zusammenzufassen, die Sie zu einem vollständigen Buch erweitern können. Die Klarheit des Denkens legt die Basis dafür, dass der gesamte Schreibprozess rational gestaltet werden kann.

Autorin
Dr. Biljana Biljanovska

Dr. Biljana Biljanovska absolvierte 2010 ihren Bachelor in Law (LLB) an der University St. Cyril and Methodius in Skopje und 2012 ihren Master in Finance and Financial Law (LLM), ebenfalls an der University St. Cyril and Methodius, Skopje. Von 2014 bis 2017 promovierte sie im Rahmen eines Doktorandenstipendiums an der Columbia Law School, der Goethe-Universität Frankfurt am Main und an der Oxford University New York. 2016 war sie auch Visiting Scholar an der Columbia University, Columbia Law School in New York. Sie war 2016/2017 Trainee bei der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde in London. Seit 2017 arbeitet sie als Expertin für Bankenabwicklung beim Single Resolution Board in Brüssel. Ihre Promotion zum Thema „The EU Supervisory and Resolution Framework for Banks: An Inquiry into the Complexity and Instability of Bank Groups“ brachte sie im Jahr 2021 erfolgreich zum Abschluss.

Tobias Kroeger, Kundenberatung
Autor
Tobias Kröger

Tobias Kröger ist Leiter Vertrieb und Business Development bei der IQB Career Service GmbH. Er berät Arbeitgeber bei der Suche nach passenden Nachwuchstalenten. Tobias ist seit vielen Jahren im Hochschulumfeld und in der Förderung von Nachwuchstalenten aktiv. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport und liebt Roadtrips durch fremde Länder, als begeisterter Backpacker hat er über 25 Länder bereist. Tobias ist regelmäßiger Autor im Karrieremagazin.

Über Baker McKenzie

Als eine der führenden deutschen Anwaltskanzleien berät Baker McKenzie nationale und internationale Unternehmen und Institutionen auf allen Gebieten des Wirtschaftsrechts. In Deutschland vertreten rund 200 Anwält:innen mit ausgewiesener fachlicher Expertise und internationaler Erfahrung die Interessen ihrer Mandant:innen an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main und München. Baker McKenzie ist regelmäßig auf den Karrieremessen von IQB und Myjobfair vertreten.