Auslandspraktikum in Australien – Im Jurastudium "Down Under"

Im Jurastudium ein Auslandspraktikum in Australien absolvieren? Warum nicht! Immerhin sind drei Monate Praktikum in ganz Deutschland für das Jurastudium Pflicht. Für diese Zeit lohnt sich der mit einem Auslandsaufenthalt verbundene höhere Organisationsaufwand durchaus. Auch für den Einblick in die andere Kultur und das andere Rechtssystem ist damit genug Zeit. Was man dabei beachten muss, lest ihr hier.

Erfahrungsgemäß gehen nur wenige Jura Studierende für ihr Praktikum ins Ausland. Vermutlich noch weniger gleich ans andere Ende der Welt – nämlich nach Australien. Dabei kann daraus eine ganz besonders tolle Erfahrung werden. Im Folgenden gebe ich euch Tipps zur Vorbereitung und einen kleinen Einblick in mein juristisches Praktikum „Down Under“.

Vorbereitung für das Auslandspraktikum in Australien

Für mich stand schon zu Beginn meines Jura-Studiums fest, dass ich gerne Einblicke in das englischsprachige Rechtssystem bekommen möchte. Deshalb belegte ich zur Vorbereitung bereits zahlreiche Kurse zu diesem Thema. Das dort gesammelte Wissen wollte ich selbstverständlich auch in der Praxis anwenden. Ein Auslandspraktikum in Australien war für mich die erste Wahl, da ich schon zwischen Abitur und Studiumsbeginn einige Zeit „Down Under“ verbracht hatte. Land und Leute hatten mich in ihren Bann gezogen. Nun wollte ich die Arbeitsweise australischer Jurist:innen kennenlernen.

Wer ein Auslandspraktikum in Australien plant, wendet sich zunächst am besten an das International Office der Universität oder – falls vorhanden – an den Lehrstuhl für internationales Recht. Dort erfährt man, ob es von der Universität bereits entsprechende Angebote oder Unterstützung bei der Vorbereitung von Praktika in Australien gibt. Ansonsten gibt es folgende wichtige Punkte zu beachten:

Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Auslandspraktikum?

Mein Auslandspraktikum plante ich für die Zeit zwischen dem 3. und 4. Semester – nach der juristischen Zwischenprüfung. Dieser Zeitpunkt war günstig, weil an meiner Universität für diese Zeit keine Hausarbeit in den Semesterferien vorgesehen war. Mein Tipp ist, das Auslandspaktikum so zu terminieren, dass man währenddessen möglichst wenig für’s Studium erledigen muss. Denn in Australien gibt es zum Beispiel keinen (kostenlosen) beck-online Zugang. Abgesehen davon will man seine Freizeit gerade im Ausland wohl lieber damit verbringen, Land und Leute kennenzulernen.

Wie wird man Jura Praktikant:in am anderen Ende der Welt?

Die Suche nach Praktikastellen in Australien ist zeitintensiv und keinesfalls leicht. Vornehmlich findet man nämlich Referandariatsstellen. Deutsche, juristische Praktikanten werden kaum gesucht. Es gibt zahlreiche Vermittlungsagenturen, die bei der Suche nach Praktikumsstellen helfen. Bei einer einfachen Internet-Recherche findet man schon sehr viele Möglichkeiten. Wenn man auf eigene Faust nach einer Jura-Praktikumsstelle im Ausland sucht, lohnt es sich auf jeden Fall, sehr viele Initiativbewerbungen loszuschicken. Von Absagen sollte man sich nicht abschrecken lassen und einfach weiter suchen. Für die Bewerbungen ist es hilfreich, wenn man schon auf erste Grundkenntnisse verweisen kann und nicht als blutiger Anfänger in einem neuen Rechtssystem landet.

Eventuell kann auch hier die Universität weiterhelfen, wenn Kontakte zu Australien bestehen – nachfragen lohnt sich.

Welches ist das richtige Visum für ein Praktikum im Ausland?

Hat man glücklicherweise eine Praktikumsstelle gefunden, so steht als nächster wichtiger Punkt die Visumsbeantragung an. Mein Tipp: Für ein Auslandspraktikum lohnt sich das Working Holiday Visa. Dies kostet 440 AUD, gilt für ein Jahr und wird im Regelfall nur einmal im Leben vergeben. Wer also davor schon Work&Travel in Australien gemacht hat, muss sich informieren, ob die Kriterien für eine zweite Vergabe erfüllt sind. Zwar gibt es noch andere Möglichkeiten, um ein Visum für ein Praktikum zu erhalten – diese sind allerdings wesentlich aufwendiger zu beantragen und teurer. Ein reines Tourist Visa genügt leider nicht für ein Auslandspraktikum in Australien, auch wenn man weniger als drei Monaten dort verbringt und keine Vergütung erhält.

Welche finanziellen Förderungsmöglichkeiten gibt es für Auslandspraktikum?

Gerade wenn man als PraktikantIn nichts oder nur wenig Geld verdient, ist finanzielle Unterstützung für den Auslandsaufenthalt gefragt. Folgende Möglichkeiten gibt es für das Praktikum in Australien:

  • Auslandsbafög beantragen – Voraussetzung ist, dass das Praktikum mindestens drei Monate dauert
  • Stipendien.
    Das PROMOS-Stipendium des DAAD bietet finanzielle Unterstützung für weltweite Praktika, die mindestens sechs Wochen andauern. Die Höhe der Stipendiumsleistung richtet sich zum einen nach dem Budget, das der jeweiligen Uni zur Verfügung gestellt wird, und zum anderen nach dem jeweiligen Zielland.
  • Darüber hinaus kann das International Office InteressentInnen für ein Auslandspraktikum weiterhelfen und über weitere Finanzierungsmöglichkeiten an der jeweiligen Hochschule informieren


Auslandspraktikum trotz Corona? Was für den Aufenthalt in Australien gilt

Die Corona-Pandemie beeinflusst das tägliche Leben weltweit – und damit auch die Bedingungen, unter denen ein Auslandspraktikum in Australien stattfinden kann. Da sich die Regeln abhängig von der Ausbreitung von Covid-19 verändern, sollte man von der Reise bis zum Praktikumszeitraum alles möglichst flexibel planen. Darüber hinaus sollte man sich stets aktuell über die
Reise- und Sicherheitshinweise des auswärtigen Amts für Australien informieren. Gegebenenfalls sind Zeiten für die Quarantäne vor Ort und nach der Rückkehr einzuplanen. Aktuelle Informationen über das Infektionsgeschehen in Australien bietet das australische Gesundheitsministerium.

Auslandspraktikum in Australien – Meine Persönliche Erfahrung

Mein juristisches Praktikum in Australien fand in einer kleinen, ländlichen Kanzlei statt. Aus diesem Grund hatte ich vorwiegend mit grundlegenden, d.h. sehr alltäglichen Fällen zu tun. Gerade dadurch konnte ich gut die Basics des australischen Rechts kennenlernen.

Die erste Woche verbrachte ich damit, mich in die allgemeinen Verwaltungsaufgaben einer australischen Kanzlei einzuarbeiten. Im Laufe der Zeit durfte ich dann auch bei Besprechungen mit Mandanten anwesend sein und wurde mit immer verantwortungsvolleren Aufgaben betraut.

Die AustralierInnen gelten als besonders lässig – und das ist kein Klischee, sondern auch im juristischen Umfeld spürbar. An die Arbeit gingen die Angestellten und auch die Anwälte entspannter heran als in Deutschland. Es wurde jeder geduzt und nur mit dem Vornamen angesprochen, auch in förmlichen Briefen. Dies verwunderte mich anfangs noch, wurde im Laufe der Zeit dann aber mehr und mehr zur Gewohnheit. Die Arbeitsatmosphäre war auf diese Weise ganz besonders angenehm.

Mein Fazit nach drei Monaten in einer australischen Kanzlei

Durch mein Auslandspraktikum in Australien habe ich sehr viele Einblicke in die dortige Arbeitsweise und das dortige Rechtssystem erhalten. Auch wenn die Vorbereitungen sehr aufwendig sind, kann ich allen Jura-Studierenden nur empfehlen, die Chance zu nutzen und für das Pflichtpraktikum in Jura ins Ausland zu gehen. Es ist eine beruflich und persönlich bereichernde Erfahrung, an die man sich noch lange gerne erinnert.

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Autorin
Melissa Irtel

Melissa Irtel studierte Jura zunächst in Würzburg, bis sie nach der Zwischenprüfung den Studienplatz wechselte und ihr Jurastudium an der Uni Passau fortsetzte. Sie interessiert sich sehr für Themen rund um das IT-Recht und Datenschutz. Vor allem seit ihrem Schwerpunkt im Studium begeistert sie auch Kartell- oder Markenrecht. In ihrer Freizeit reist sie gerne und lernt dabei neue Kulturen kennen.

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