Praktikumsprogramm ELSA Traineeship – Jura im Ausland

ELSA Traineeships eröffnen die Möglichkeit, grenzübergreifend praktische Erfahrungen zu sammeln und internationale juristische Einblicke zu erhalten. Unser Autor war in Kroatien.

ELSA Traineeships (ehemals „Student Trainee Exchange Programme”) eröffnen die Möglichkeit, grenzübergreifend praktische Erfahrungen zu sammeln, fremde Kulturen kennenzulernen und juristische Einblicke über das nationale Recht hinaus zu erhalten. Die Dauer der Praktika liegt zwischen zwei Wochen und zwei Jahren. ELSA Traineeships können in allen rechtsbezogenen Bereichen absolviert werden: Kanzleien, Gerichte, Öffentliche Einrichtungen, Behörden, Banken, Rechtsabteilungen, Beratungsunternehmen oder internationale Organisationen gehören zu den Unterstützern.

ELSA-Traineeship: Internationale Erfahrungen im Jurastudium

Bereits seit 1984, als die ersten drei Praktika organisiert wurden, hat das juristische Praktikumsprogramm der „European Law Students‘ Association“ (ELSA) europaweit täglich mehr Zustimmung erhalten, sowohl seitens aufgeschlossener Jurastudierender und Jungjurist:innen als auch von Kanzleien, Banken, Gerichten und anderen internationalen Organisationen. ELSA Traineeships sind seit Langem zum unverzichtbaren Bestandteil von ELSA geworden. Hierdurch wird Mitgliedern der Vereinigung nicht nur die Möglichkeit eröffnet, grenzübergreifend praktische Erfahrungen zu sammeln, sondern auch fremde Kulturen kennenzulernen und einen Blick über den juristischen Tellerrand hinaus zu wagen.

Viel wandern macht bewandert!

ELSA Traineeships sind eines der Kernprojekte von ELSA und helfen, das Vereinsziel der Völkerverständigung zu erfüllen. Das einzigartige Programm bietet Teilnehmer:innen die Chance, bezahlte und rechtsbezogene Praktika in ganz Europa und darüber hinaus wahrzunehmen.

Dem Motto „Viel wandern macht bewandert!“ folgend, wollen wir allen ELSA-Mitgliedern die Möglichkeit bieten, außerhalb des Vorlesungssaals internationale juristische Erfahrungen zu sammeln und das bekannte kulturelle Umfeld für einige Zeit gegen ein neues einzutauschen. Je nach Bundesland und Art des Praktikums kann sogar eine Anrechnung der Erfahrungen als Pflichtpraktikum beziehungsweise als Zusatzqualifikation möglich sein.

ELSA Traineeships eröffnen die Möglichkeit, grenzübergreifend praktische Erfahrungen zu sammeln und internationale juristische Einblicke zu erhalten. Unser Autor war in Kroatien.

Egal ob für zwei Wochen oder für zwei Jahre, vor oder nach dem ersten Staatsexamen, in einer großen Wirtschaftskanzlei, einer staatlichen Institution oder bei einer Nichtregierungsorganisation: Unsere oberste Priorität ist es, einer möglichst großen Bandbreite an Studierenden der Rechtswissenschaft das Wunschpraktikum im Ausland zu ermöglichen.

Ob in Portugal, Schweden, Großbritannien, Aserbaidschan oder den Vereinigten Staaten von Amerika – es warten mit einem breit gefächerten Angebot die verschiedensten Orte auf die Bewerber:innen. In beinahe allen Fällen ist dabei für eine angemessene Vergütung durch die Praktikumsanbieter:innen gesorgt. Ist es diesen nicht möglich, Praktikant:innen angemessen zu bezahlen, wird eine Ersatzvergütung in Form eines Flugtickets, einer Unterkunft oder Verpflegung bereitgestellt.

Anpassung an die Covid-19 Situation

Auch wir hatten mit den drastischen Auswirkungen der immer noch andauernden Pandemie zu kämpfen. Nach einem halben Jahr Ausnahmezustand sahen wir uns gezwungen, das Reise- und Austauschprogramm anzupassen. Seit dem Frühjahr 2020 bieten wir nun ebenfalls eine Online-Version für alle Student:innen an. Was zunächst schleppend anlief, ist bereits jetzt eine inklusive und zukunftsorientierte Alternative für den juristischen Markt geworden. Besonders, da wir stets versuchen, das Menschliche im Digitalen zu wahren.

ELSA Traineeship in Kroatien – Unterstützung vor Ort

Die Praktika werden zweimal pro Jahr ausgeschrieben. Die Bewerbungsphasen enden jeweils im Dezember und im Mai. Dabei variieren die Stellen stets und werden von verschiedensten Institutionen und Unternehmen angeboten. Hierzu gehören u. a. Kanzleien, Rechtsabteilungen von Unternehmen, juristische Beratungsstellen, Banken, Gerichte, Nichtregierungsorganisation oder Universitäten.

Das Besondere an ELSA Traineeships ist, dass ELSA den Praktikan:innen immer zur Seite steht. Bereits vor Beginn des Praktikums bekommen die interessierten Studierenden beispielsweise Unterstützung beim Schreiben der Bewerbungen. Zudem wird durch die ELSA-Gruppe vor Ort Hilfe bei der lokalen Orientierung und Wohnungssuche angeboten. In dem vielleicht noch fremden Land erwartet einen also nicht nur ein Praktikum, sondern auch Menschen, die lokal verankert sind und Praktikant:innen in diverse universitäre und kulturelle Veranstaltungen einbinden werden. Auch im neuen Online-Format wird stets versucht, den Kontakt und den allgemeinen Austausch zwischen den Studierenden zu erhalten.

Die persönlichen Erfahrungen vieler Teilnehmer:innen sprechen dabei häufig für sich. So fingen meine ersten Erfahrungen mit dem STEP-Praktikum (Heute „ELSA Traineeships“) in Kroatien erst einmal etwas holprig an. Das sollte sich aber glücklicherweise ändern. Nachdem ich endlich und mit einiger Verspätung in Zagreb ankam und das erste Wochenende nutzen konnte, um Zagreb zu besichtigen, ging es am Montag direkt mit dem Praktikum los.

Die Arbeit in der Kanzlei – Deutsches Recht und kroatisches Recht

Die ersten Tage in Zagreb

Beworben hatte ich mich bei der Rechtsanwaltskanzlei „BMWC“, einer teils kroatischen und teils deutschen Kanzlei. Die Kanzlei selbst bestand dabei erst seit Anfang 2017 und ist für kroatische Verhältnisse mit fünf Anwält:innen und zwei Referendar:innen vergleichsweise groß. Direkt am ersten Tage wurde ich herzlich von allen in der Kanzlei empfangen und erhielt meinen Arbeitsplatz, eine erste Einführung und meine in Zukunft anfallenden Aufgaben.

Von Beginn an wurde ich voll in die Mandatsarbeit eingebunden. Die meiste Zeit war ich dabei mit Rechercheaufgaben und internen Gutachten beschäftigt. Es kam jedoch auch häufiger vor, dass ich Klageerwiderungen, Gerichtsanträge und Verträge entwerfen durfte und sogar vor Ort den „Due-Diligence-Prozess“ bei einer Transaktion verfolgen konnte.

Von Rechtsgebieten wie dem „Internationalen Wirtschaftsrecht“, dem „Aktienrecht“, den Belangen der „Datenschutz-Grundverordnung“ oder dem „Europäischen Erbrecht“ bis hin zu Ordnungswidrigkeiten war alles vertreten. Dabei kam es häufiger vor, dass kroatisches Recht neben deutschem Recht unter Beachtung von europarechtlichen Vorschriften anzuwenden war. Glücklicherweise ist das kroatische Recht in vielen Rechtsgebieten fast wortgetreu aus dem deutschen Recht übernommen, was das Praktikum um einiges einfacher gestaltete.

ELSA-Gruppen in Zagreb und Kroatien

Große Gastfreundschaft

Auch die ELSA-Gruppen in Zagreb und in Kroatien waren dabei sehr gastfreundlich und ich hatte häufig die Möglichkeit, abends mit ihnen auszugehen und sogar die halbjährliche Generalversammlung von ELSA-Kroatien in Rijeka zu besuchen. Die Arbeitszeiten waren dabei so flexibel, dass ich die Möglichkeit hatte, ans Meer zu fahren und die Schönheit von Kroatien genießen konnte, sodass auch der Spaß am Ende nicht zu kurz kam.

Letztlich ging der Monat viel zu schnell vorbei und ich befand mich plötzlich wieder auf dem Heimweg im Flugzeug. Diesmal jedoch mit viel Sonne und ohne Verspätung. Das ganze STEP-Praktikum (heute „ELSA Traineeships“) war dabei eine sehr interessante und lehrreiche Erfahrung voller kleiner kultureller Bereicherungen, die ich jedem ans Herz legen würde. Das Praktikumsprogramm ist sowohl persönlich als auch juristisch unglaublich bereichernd.

Der Leitgedanke, den wir als weltweit größte Jurastudierendenvereinigung verfolgen, ist schließlich ebenfalls auf unser Praktikumsprogramm anwendbar: Kommunikation und Austausch führen uns zu einer Gemeinschaft. Gemeinschaft bedeutet Verständnis, Bereicherung und gegenseitige Wertschätzung. Jedes einzelne Auslandspraktikum oder jede interkulturelle Erfahrung ist nicht nur eine Bereicherung und wirkt beinahe wie ein kleiner Ausflug in ein anderes Leben. Es kann sogar der nächste unerlässliche Schritt in Richtung eines geeinten Europas sein, welches uns folglich zu einer weiter vernetzten Welt führen wird.

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