New Work in Deutschland – Flexibilität, Remote Work & agile Strukturen

Flexibilität, Sinnstiftung und technologische Innovation stehen im Zentrum von New Work. Fehlende Strategien und starre Strukturen könnten zum Risiko für Unternehmen jeder Größe werden.

New Work in Deutschland – der Wandel der Berufswelt

Ob unter Palmen auf Bali, vor einem Bergpanorama in den Schweizer Alpen oder im eigenen Homeoffice – nie war die Arbeitswelt so flexibel wie heute. Die Digitalisierung, durch die Coronapandemie beschleunigt, hat neue Möglichkeiten geschaffen. Zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten wird zunehmend zur Normalität.

Doch diese Entwicklung ist nur ein Teil eines umfassenderen Wandels: Unternehmen setzen verstärkt auf flexible Strukturen und eine moderne Unternehmenskultur.  Welche Chancen eröffnet dieses sogenannte „New Work“ – und wo liegen die Herausforderungen?

Was versteht man unter New Work?

Der Begriff „New Work“ wurde bereits 1984 vom Sozialphilosophen Frithjof Bergmann geprägt und beschreibt einen grundlegenden, strukturellen Wandel der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter. Im Mittelpunkt stehen dabei Autonomie, Freiheit und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung der Mitarbeitenden. Bergmann kritisierte das traditionelle Arbeitsmodell und betonte die Notwendigkeit, Arbeit zu finden, die man „wirklich, wirklich will“.

New Work in Deutschland: wie sich die Joblandschaft verändert

New Work vereint verschiedene Ansätze und zielt darauf ab, die Arbeitsbedingungen zu modernisieren und stärker an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auszurichten. Ein zentrales Prinzip des Konzepts ist die Flexibilisierung. Beispiele dafür sind:

  • Homeoffice/Mobiles Arbeiten (Remote Work): Diese Begriffe werden oft synonym verwendet. Während Homeoffice im engeren Sinne das Arbeiten von zu Hause bedeutet, umfasst mobiles Arbeiten auch andere Orte wie Cafés oder Coworking Spaces. Dies erfordert eine entsprechende technische Infrastruktur, wie Laptops und Diensthandys, um ortsunabhängiges Arbeiten zu ermöglichen. In Deutschland hat sich Homeoffice inzwischen etabliert: Eine Studie des ifo-Instituts zeigt, dass 24,1 Prozent der Beschäftigten im Februar 2024 zumindest teilweise von zu Hause aus gearbeitet haben. (1)
  • Hybrides Arbeiten: Dieses Modell kombiniert Büroarbeit mit Remote Work. Mitarbeitende können flexibel entscheiden, wo sie am produktivsten sind. Einige Unternehmen geben feste Bürotage vor, während andere eine völlig freie Gestaltung ermöglichen. Je nach Schwerpunkt unterscheidet man zwischen Remote-first Unternehmen (mehrheitlich ortsunabhängig) und Office-first Unternehmen (klare Präsenzkultur).
  • Zeitlich-flexibles Arbeiten: Nine-to-five-Jobs gibt es auch heute noch – doch feste Arbeitszeiten weichen zunehmend flexibleren Modellen. Gleitzeit erlaubt einen flexiblen Arbeitsbeginn innerhalb bestimmter Zeitfenster. Bei Vertrauensarbeitszeit teilen sich Angestellte ihre Arbeitszeit selbst ein und planen diese eigenverantwortlich. Auch die Vier-Tage-Woche wird relevanter: Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung unter 2.600 Vollzeitbeschäftigten wünschen sich 81 Prozent, ihre Arbeitszeit auf vier Tage pro Woche zu reduzieren.(2)
  • Auch die Urlaubsregelungen wandeln sich. Sabbaticals bieten längere berufliche Auszeiten für Weiterbildung, Reisen oder private Projekte. Einige Unternehmen erproben sogar das Konzept des unbegrenzten Urlaubs, das Netflix und Microsoft in den USA bereits etabliert haben. Die Idee dahinter: Mitarbeitende können die Anzahl der Urlaubtage selbst bestimmen, solange sie ihre Arbeit erledigen und ihre Leistungsziele erreichen.
  • Workation: Nach der Arbeit in den Pool springen? Dank Workation – einer Mischung der englischen Begriffe „work“ und „vacation“ – ist das kein Problem. Konkret versteht man darunter, den Arbeitsplatz an einen Urlaubsort zu verlegen. Je nach Unternehmen kann eine Workation wenige Tage bis mehrere Monate dauern, selbst organisiert werden oder im Team stattfinden. Workations sind aktuell hoch im Kurs: Laut einer Studie von PwC aus dem Jahr 2024 würde fast jede:r dritte Beschäftigte ein Stellenangebot ablehnen, wenn keine Workation-Möglichkeit besteht. (3)

Agiles Arbeiten: Strikte Hierarchien ade

Neben einer besseren Work-Life-Balance stehen bei New Work sinnstiftende Tätigkeiten und die Mitbestimmung der Mitarbeitenden im Vordergrund. Agiles Arbeiten ist ein zentraler Bestandteil dieser Philosophie. Agile Teams bestehen aus Fachkräften unterschiedlicher Disziplinen (Crossfunktionalität) und organisieren sich je nach Projektbedarf neu. Fehler werden als Lernchancen begriffen, und das gemeinsame Ziel steht im Fokus. Das erfordert ein New Leadership, denn auch beim Agilen Arbeiten sind Führungskräfte gefragt. Der Führungsstil setzt auf Vertrauen, Eigenverantwortung, Wertschätzung und gute Kommunikationsstrukturen.

Die Bertelsmann Stiftung betont in ihrem Leitfaden zum Thema New Work, dass diese Arbeitsweise besonders für Menschen geeignet ist, die Abwechslung und Weiterentwicklung schätzen. Allerdings kann sie Herausforderungen mit sich bringen – etwa für Personen, die sich in festen Strukturen wohler fühlen oder Schwierigkeiten haben, Fehler offen zu reflektieren. (4)

Chancen und Herausforderungen von New Work

New Work bietet zahlreiche Vorteile: Durch flexible Arbeitsmodelle können Beruf und Privatleben besser vereint werden. Mitarbeitende schätzen das Vertrauen und die Freiheiten, die ihnen entgegengebracht werden. Flachere Hierarchien stärken das Mitspracherecht und den Teamzusammenhalt.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Unternehmen benötigen eine durchdachte Strategie, um eine erfolgreiche Transformation umzusetzen. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts fällt es insbesondere großen und älteren Unternehmen schwerer, Veränderungen im Sinne von New Work einzuführen. Motivation der Führungskräfte und eine gute Vorbereitung sind hier ausschlaggebend. (5)

Für Mitarbeitende kann New Work ebenfalls Herausforderungen bergen. Mehr Freiheiten erfordern mehr Selbstorganisation. Laut dem Einsamkeitsreport 2024 der Techniker Krankenkasse fehlt 42 Prozent der Erwerbstätigen häufig oder zumindest manchmal der persönliche Austausch mit Kolleg:innen, wenn sie im Homeoffice sind. Auch das Konzept des Work-Life-Blending, bei dem die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, kann problematisch sein. Ständige Erreichbarkeit kann zu erhöhtem Leistungsdruck führen und die Erholung erschweren. (6)

New Work: Trend oder nachhaltige Entwicklung?

New Work steht für einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt, geprägt durch Flexibilität, Mitarbeiterorientierung und technologische Innovationen. Laut Fraunhofer-Institut ist das Konzept nicht nur auf Start-ups beschränkt, sondern bietet Unternehmen jeder Größe neue Chancen. In Zukunft wird entscheidend sein, wie Organisationen mit Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und den Bedürfnissen einer vielfältigen Belegschaft umgehen, um eine langfristig erfolgreiche Arbeitskultur zu schaffen.

Das Wichtigste in Kürze – New Work

  • New Work beschreibt die Transformation der Arbeitswelt hin zu mehr Flexibilität und Selbstbestimmung. Digitale Technologien und die Coronapandemie haben diesen Wandel beschleunigt.
  • Der Begriff „New Work“ wurde 1984 von Frithjof Bergmann geprägt. Im Zentrum stehen Autonomie, Freiheit und die Suche nach sinnerfüllter Arbeit.
  • Homeoffice und mobiles Arbeiten sind zentrale Bestandteile von New Work. In Deutschland arbeiteten im Februar 2024 rund 24,1 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise von zu Hause.
  • Hybrides Arbeiten kombiniert Büropräsenz mit Remote Work. Unternehmen unterscheiden sich dabei in Remote-first und Office-first Ansätzen.
  • Zeitlich-flexibles Arbeiten ersetzt zunehmend klassische 9-to-5-Jobs. Modelle wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit und die Vier-Tage-Woche gewinnen an Bedeutung.
  • Sabbaticals und unbegrenzter Urlaub bieten neue Formen der Arbeitszeitgestaltung. Diese Modelle setzen ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraus.
  • Workation ermöglicht das Arbeiten an Urlaubsorten für wenige Tage bis mehrere Monate. Laut einer PwC-Studie würde fast ein Drittel der Beschäftigten ein Jobangebot ohne Workation ablehnen.
  • Agiles Arbeiten mit flachen Hierarchien fördert Selbstorganisation und Mitbestimmung. Führungskräfte setzen dabei auf Vertrauen, Kommunikation und Wertschätzung.
  • New Work bietet Chancen wie bessere Work-Life-Balance, gesteigerte Motivation und Teamzusammenhalt. Gleichzeitig braucht es klare Strategien, um Herausforderungen wie Einsamkeit im Homeoffice zu bewältigen.
  • Der Wandel betrifft Unternehmen aller Größen und Branchen. Erfolgreiche Umsetzung hängt von Technologieeinsatz, Führung und Anpassungsfähigkeit an Mitarbeiterbedürfnisse ab.
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