Praktikum am Supreme Court der Tschechischen Republik – ELSA Traineeship

Rechtsvergleichende Recherchen, Einblicke in richterliche Entscheidungsprozesse und persönliche Begegnungen an einem europäischen Höchstgericht: Ein ELSA Traineeship am Obersten Gerichtshof der Tschechischen Republik zeigt, wie juristische Auslandserfahrung fachlich und kulturell bereichert.

Mit ELSA ins Ausland: Traineeship am Nejvyšší soud in Brünn

Internationale Praxiserfahrung mit ELSA Traineeships

Die European Law Students’ Association (ELSA) bietet mit ihrem Traineeship-Programm eine einzigartige Möglichkeit, juristische Praxiserfahrung im Ausland sammeln zu können. Die ELSA Traineeships eröffnen Studierenden und Referendar:innen eine niedrigschwellige Gelegenheit, juristische Systeme anderer Länder kennenzulernen, eigene „Legal Skills“ im internationalen Umfeld weiterzuentwickeln und wertvolle persönliche Kontakte zu knüpfen.

Ob Kanzlei, Unternehmen, Gericht oder Behörde: Die Auswahl an Praktika ist vielfältig und lässt sich auf der ELSA Traineeship Website nach Interessenschwerpunkten, Ländern und Fähigkeiten filtern. So kann man für einige Wochen oder Monate die vertraute Perspektive des deutschen Rechts hinter sich lassen und einen tiefgreifenden Einblick in andere Jurisdiktionen jenseits des deutschen Rechtsrahmens gewinnen.

Weichensteller für die Karriere

Ich selbst hatte die Möglichkeit, an zwei ELSA Traineeships teilzunehmen. Beide Erlebnisse haben mich nicht nur persönlich geprägt, sondern auch juristisch entscheidend weitergebracht. Mein erstes Auslandspraktikum führte mich in das Vorstandsbüro und die Legal- und Complianceabteilung einer international agierenden Bank in Österreich.

Der rechtsvergleichende Einblick in die regulatorischen Herausforderungen und Problematiken mit Geldwäsche im Bankwesen waren nicht nur hochgradig spannend, sondern haben mein Interesse für das „Bank- und Kapitalmarktrecht“ nachhaltig geweckt. Dieses Praktikum hat mich so stark geprägt, dass es mich dazu motiviert hat, diesen universitären Schwerpunkt zu wählen und ihn auch in meiner Anwaltsstation im Rahmen des Referendariats weiter zu verfolgen.

Praktikum am Supreme Court der Tschechischen Republik

Im Juni 2024 absolvierte ich ein weiteres ELSA Traineeship – dieses Mal am Obersten Gerichtshof der Tschechischen Republik. Der „Nejvyšší soud“ hat nach der staatlichen Trennung zwischen der Tschechischen Republik und der Slowakei seinen Sitz seit 1993 wieder in Brünn. Dort arbeiten rund 60 Richter:innen in mehreren spezialisierten Senaten.

Untergebracht war ich in der Abteilung für Rechtsvergleichung und Analyse. Schon ab dem ersten Tag wurde ich voll in den juristischen Arbeitsprozess integriert: Ich durfte rechtsvergleichende Recherchearbeiten zu laufenden Fällen beisteuern, die direkt in die richterliche Entscheidungsfindung einflossen. Das Feedback war unmittelbar, der Austausch mit meinen Kolleg:innen kollegial und konstruktiv.

Erfahrungen am Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof in Tschechien

Besonders eindrucksvoll war das von meinen Kolleg:innen vorbereitete Begleitprogramm: Ich durfte Richter:innen und wissenschaftliche Mitarbeiter:innen der anderen beiden obersten Gerichte – dem Verfassungs- und dem Obersten Verwaltungsgericht – treffen und bei privaten Führungen mehr über die eindrucksvolle Gegenwart und Historie der Institutionen erfahren.

Weiterhin konnte ich wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise eines europäischen obersten Gerichtes gewinnen, von der internen Organisation bis hin zur internationalen Zusammenarbeit. Auch außerhalb der Arbeitszeit pflegte das Team ein herzliches Miteinander und nahm mich exzellent auf – sei es beim gemeinsamen Mittagessen in einem der vielen kleinen Lokale oder beim abendlichen Erkunden der überraschend vielseitigen und lebendigen Stadt.

Keine Angst vor Fremdsprachen

Oft schrecken Bewerber:innen vor Fremdsprachen zurück. Doch gerade das ist einer der größten Lerneffekte: Die präzise Kommunikation auf – in meinem Fall – Englisch ist essenziell, um juristische Argumente auch international sicher formulieren zu können. Zwar hat man auch in der juristischen Ausbildung in der Regel einen Sprachenschein zu absolvieren. Nur durch die Praxis lernt man intuitiv und verbessert sich spürbar. Wer die Hemmschwelle überwindet, gewinnt Sicherheit und Souveränität, was im weiteren Berufsleben von unschätzbarem Wert ist.

Gut betreut durch ELSA

Nicht zu unterschätzen ist die umfassende Unterstützung durch ELSA, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene. Bereits im Bewerbungsprozess wird man durch klare Informationen, Fristen und persönliche Ansprechpartner:innen begleitet.

Die Bewerbung über die zentrale Plattform ist nutzerfreundlich gestaltet und wird vom Internationalen Dachverband professionell koordiniert. Von der ersten Kontaktaufnahme mit der Einsatzstelle über die Unterstützung bei der Unterkunftssuche bis hin zu organisatorischen Fragen wie Versicherung oder Anreise: Ich fühlte mich durchgehend gut begleitet. Nach der Zusage stehen die lokalen ELSA-Gruppen mit Rat und Tat zur Seite. Besonders wertvoll war auch die schnelle und unkomplizierte Kommunikation bei Rückfragen sowie die herzliche Aufnahme vor Ort.

Fazit: Eine Chance, die man ergreifen sollte

ELSA-Traineeships bieten eine seltene Kombination, nämlich internationale Erfahrung, juristische Weiterbildung und kulturellen Austausch. Auch können Fremdsprachen im juristischen Kontext ganz selbstverständlich angewendet und gefestigt werden.

Ich bin dankbar für diese Erfahrungen, die mich ein Leben lang begleiten werden. Wer bereit ist, den Grenzen zu überwinden, findet hier eine Plattform, die fachlich wie persönlich bereichert. Zugleich eröffnet sich die Chance, neue Perspektiven auf das eigene Rechtssystem zu gewinnen – ein Mehrwert, der weit über das Praktikum hinauswirkt. Ein Auslandspraktikum lohnt sich immer und mit ELSA ganz besonders.

ELSA Traineeships

Die European Law Students’ Association (ELSA) ist das weltweit größte Netzwerk von Jurastudierenden und jungen Jurist:innen, vertreten in 41 Ländern mit über 400 Lokalgruppen.
Das älteste Projekt von ELSA, die ELSA Traineeships, bietet Studierenden und Berufseinsteiger:innen praktische Erfahrung in der Rechtswelt. Traineeship-Anbieter aus verschiedenen Rechtsgebieten und Ländern ermöglichen wertvolle Einblicke in die juristische Praxis.

Bewerbungen sind zweimal im Jahr – im Frühjahr und Herbst – möglich. Beginn und Dauer des Traineeships hängen vom jeweiligen Anbieter ab. ELSA unterstützt den gesamten Prozess: von der Veröffentlichung der Stellen über die Bewerbungsprüfung bis hin zur Betreuung der Teilnehmenden vor und während des Aufenthalts.

Elsa Traineeship in der Tschechischen Republik – Das Wichtigste in Kürze

  • ELSA Traineeships bieten die Möglichkeit, juristische Praxiserfahrung im Ausland zu sammeln. Teilnehmende lernen andere Rechtssysteme kennen und verbessern ihre juristischen Fähigkeiten im internationalen Kontext.
  • Die Praktikumsstellen reichen von Kanzleien über Unternehmen bis hin zu Gerichten und Behörden. Eine Filterfunktion auf der Website erleichtert die Auswahl nach Interessen, Ländern und Kompetenzen.
  • Praktika im Ausland ermöglichen rechtsvergleichende Einblicke in fremde juristische Rahmenbedingungen. Sie helfen dabei, den eigenen fachlichen Fokus zu schärfen und neue Themenfelder zu entdecken.
  • Ein Einsatz in der Rechts- und Complianceabteilung einer internationalen Bank kann praktische Erfahrungen mit Geldwäscheprävention und bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen vermitteln. Dabei kann ein vertieftes Interesse an bankrechtlichen Fragestellungen entstehen.
  • Am Obersten Gerichtshof der Tschechischen Republik können Praktikant:innen rechtsvergleichend arbeiten und Recherchen zu laufenden Fällen beisteuern. Diese fließen direkt in richterliche Entscheidungsprozesse ein.
  • Einblick in die Strukturen und Arbeitsweise höchster Gerichte ermöglicht ein besseres Verständnis europäischer Justizsysteme. Führungen und Gespräche mit Richter:innen ergänzen die praktische Tätigkeit.
  • Die Arbeit in einem internationalen Team fördert kollegialen Austausch und interkulturelles Lernen. Auch außerhalb der Arbeitszeit entstehen persönliche Verbindungen und kulturelle Eindrücke.
  • Fremdsprachenkenntnisse verbessern sich durch den juristischen Alltag in einer anderen Sprache. Die Anwendung in der Praxis stärkt Ausdruckssicherheit und fachsprachliche Präzision.
  • ELSA begleitet Bewerbende mit klaren Informationen und persönlichem Support. Die Plattform ist benutzerfreundlich und der gesamte Bewerbungsprozess wird professionell koordiniert.
  • Nach der Platzierung unterstützen lokale ELSA-Gruppen bei Fragen zu Unterkunft, Anreise und Organisation. Die Betreuung vor Ort ist herzlich und engagiert.
Autor
Marc Thomas

Dipl.jur. Marc Thomas, hat Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig studiert und ist zurzeit Rechtsreferendar am Landgericht Görlitz.