Arbeits- und Tarifrecht – Ein spannendes Umfeld für hochqualifizierte juristische Multitalente

Verantwortung, Vielfalt und jede Menge Spannung Der Alltag von Tarifjurist:innen bei den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden fordert nicht nur juristisches Feingefühl, sondern auch Mut zur konstruktiven Auseinandersetzung.

Berufseinstieg und Alltag als Verbandsjurist:in bei den bayme vbm

Bei den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden bayme vbm können Verbandsjurist:innen sich auf unterschiedlichen Gebieten engagieren und weiterentwickeln. So beraten sie beispielsweise Personalabteilungen, vertreten die Unternehmen vor Gericht und halten Fachtrainings zu arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Damit bewegen sie sich schwerpunktmäßig im Bereich des individuellen Arbeitsrechts und gewinnen in Zusammenarbeit mit den Unternehmen viele spannende Einblicke in unterschiedliche Wirtschaftsbereiche.

Im Bereich des kollektiven Arbeitsrechts hingegen beraten die bayme vbm Tarifjurist:innen tarifgebundene Unternehmen zu arbeits- und tarifrechtlichen Themen. Ihr Engagement erfordert juristische Expertise und Verhandlungsgeschick, sie verhandeln Tarifverträge und begleiten Mitgliedsunternehmen bei strategischen Entscheidungen. An der Schnittstelle von Wirtschaft, Tarifpolitik und Recht übernehmen sie somit eine zentrale Rolle – und große Verantwortung.

Neben überdurchschnittlich abgeschlossenen Staatsexamina sollten bayme vbm Verbandsjurist:innen sowohl im individuellen als auch im kollektiven Arbeitsrecht authentisches Engagement mitbringen, über ein ausgeprägtes Verhandlungsgeschick verfügen und möglichst das Beste aus zwei Welten in sich vereinen: Ein dickes Fell in stürmischen Zeiten und ein gutes Einfühlungsvermögen, um heraufziehende Stürme mit Verhandlungsgeschick umfahren zu können.

Anna Müller und Sebastian Etzel berichten im Folgenden von ihrem Berufseinstieg und ihrem Arbeitsalltag bei den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden bayme vbm.

Anna Müller: Einstieg ins Tarifrecht in herausfordernden Zeiten

Drei Wochen vor Kriegsbeginn in der Ukraine habe ich bei den Verbänden angefangen, und dann kam er auch gleich, der Sprung ins kalte Wasser. Das kollektive Arbeitsrecht und damit auch das Tarifrecht hatten in meiner Ausbildung keine große Rolle gespielt. Das war ein Bereich, in den ich mich völlig neu einarbeiten musste. Und zwar schnell, denn bereits bei der Bewerbung hatte man mir vermittelt, dass ich unmittelbar für Unternehmen in ganz Bayern zuständig sein würde.

Zusammenhalt und Austausch: Kollegiale Unterstützung trotz pandemiebedingter Distanz

Es herrschte immer noch Maskenpflicht bei uns im Haus und so gab es zunächst kein gemeinsames Mittagessen oder Small-Talk in der Kaffeeküche. Meine Kolleg:innen haben aber mitbekommen, dass das für mich nicht so leicht war, und mir dann gemeinsame Runden um den Block mit Kaffeebecher angeboten. Das waren damals wichtige Gesten für mich. Heute gehen wir immer fast alle in einer großen Gruppe gemeinsam in unserer Restaurant-Kantine Mittagessen. Bei uns wird generell Wert auf den Austausch gelegt, Gemeinsamkeit und gegenseitige Unterstützung spielen eine große Rolle.

Mit Empathie zu konstruktiven Gesprächen

Vieles in meinem neuen Fachgebiet habe ich mir Stück für Stück erarbeitet. Angefangen habe ich mit dem Spezialgebiet Altersteilzeit. Zudem hatte ich noch viel über die Verbände selbst zu lernen. Schon im Bewerbungsprozess wurde ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass man hier auf Arbeitgeberseite steht. Die Seite der selbstständigen Unternehmer kenne ich aus der Familie, kann mich als Arbeitnehmerin aber auch in die Rolle der Arbeitnehmer versetzen. Es zeigte sich, dass sich auf dem Boden einer empathischen Professionalität durchaus konstruktive Gespräche führen lassen.

Begegnungen auf Augenhöhe: Recht gestalten statt nur anwenden

Als Tarifjuristin habe ich viel mit Gewerkschafter:innen zu tun, die keine Jurist:innen sind. Das macht die Themen oft lebendiger, denn Jurist:innen pflegen über die Sprache öfter mal eine gewisse Distanz. In der Begegnung mit den Gewerkschaften, Betriebsräten und Arbeitnehmern habe ich aber mit Menschen zu tun, die von den anstehenden Themen unmittelbar betroffen sind.

Gemeinsam mit Ihnen Tariftexte und Betriebsvereinbarungen zu erarbeiten, die im Anschluss für eine Vielzahl von Arbeitnehmern zum Tragen kommen, macht meine Arbeit so besonders. Hier wird Recht gestaltet und nicht nur angewendet. Natürlich musste ich einen Weg finden, innerlich eine gewisse Distanz zu wahren, denn ich muss auch immer wieder Aspekte vertreten, die für Arbeitnehmer nachteilig sein können.

So habe ich es mir beispielsweise zur Regel gemacht, jedem im Raum bei der Begrüßung die Hand zu geben und dadurch emotionale Vorbehalte abzubauen. Es hilft mir, mich auf das Gegenüber einzustellen, und ich signalisiere damit, dass es mir ein Anliegen ist, mit allen zu kommunizieren.

Klar kommunizieren und gut zuhören: Erfolgsfaktoren in Schlichtungsverhandlungen

In meinem Berufsalltag muss ich die Interessen der Gegenseite keineswegs außer Acht lassen. So stelle ich beispielsweise in Schlichtungsverhandlungen viele Fragen und ich höre gut zu. Ich versuche, stets eine inhaltlich nachvollziehbare, klare Sprache zu sprechen und mich nicht hinter Fachbegriffen zu verstecken. Ich bemühe mich um eine gemeinsame und konstruktive Ebene auf Augenhöhe. Auf dieser Basis können Interessen herausgearbeitet werden und gute Vereinbarungen zwischen Arbeitgeberseite und Arbeitnehmerseite entstehen.

Verantwortung, Kreativität und Lösungsorientierung stehen im Mittelpunkt

Der Beruf eines Tarifjuristen ist meiner Ansicht nach eine Empfehlung für Menschen, die gerne Verantwortung tragen und übernehmen wollen, für Menschen, die gewissenhaft, kreativ und pragmatisch daran arbeiten, Lösungen und belastbare Kompromisse zu finden. Es geht in meinem Bereich nicht ums Gewinnen oder Verlieren, sondern um die Lösungen, die mit mehreren unterschiedlichen Playern erarbeitet werden müssen.

Natürlich ist auch eine Bereitschaft wichtig, in den Konflikt zu gehen. Für konfliktscheue Menschen ist der Beruf eines Tarifuristen keine gute Idee. Hilfreich sind ein gutes Maß an Durchsetzungsfähigkeit und die Eigenschaft, unangenehme Situationen aushalten zu können. Es braucht ganz grundsätzlich schon eine gewisse Freude an der Auseinandersetzung, aber eben nicht auf arroganter Distanzebene, sondern mit Empathie und Nachdruck.

Sebastian Etzel: Langweilig wird es bei uns nie

Meine Wahlstation während des Referendariats habe ich bei BMW in München verbracht. Schon damals galt mein Interesse dem Arbeitsrecht, entsprechend hatte ich mich auch für die Abteilung Arbeits- und Sozialrecht beworben. Dort lernte ich dann einige Kolleg:innen kennen, die zuvor bei den Verbänden gearbeitet hatten. So kam dann auch der Kontakt zustande. Ich bewarb mich im Herbst 2014, mein finales Einstellungsgespräch mit dem Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt fiel genau auf den Tag vor meinem mündlichen zweiten Staatsexamen.

Tätigkeitsbereiche von Tarifjurist:innen bei den Verbänden

  • Beratung der Mitglieder im kollektiven Arbeitsrecht, zu Tarifverträgen und zu Betriebsvereinbarungen.
  • Strategische Konzeption für die Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall.
  • Durchführung und Begleitung von Tarifvertragsverhandlungen im Unternehmen.
  • Begleitung und Vorbereitung der bayerischen Flächentarifrunden, hier ist der politische Bezug zentral und so findet das oft auf übergeordneter Ebene statt.
  • Veranstaltungen mitgestalten und planen.
  • Teilhaben am Schlichtungsgremium bei tariflichen Schnellschlichtungen, die an Stelle der betriebsverfassungsrechtlichen Einigungsstelle durchgeführt werden. Das sind die „prozessualen Momente“ in der Arbeit von Tarifjurist:innen.
  • Schulungen, Seminare, Workshops zu den Regelungen der bayerischen M+E Tarifverträge.
  • Öffentlichkeitsarbeit durch das Erstellen und die Pflege von rechtlichen Inhalten auf der Verbände-Homepage, Verfassen von verständlichen und Interesse weckenden Newsletter-Beiträgen.
  • Abstimmung und Netzwerken mit den Schwesterverbänden der Bundesländer und dem Dachverband.

 

Schnell Verantwortung: Vom Kaltstart zum eigenständigen Arbeiten

Im Januar 2015 habe ich in der Abteilung Tarif, Kollektive Arbeitsbedingungen, Arbeitswissenschaft bei bayme vbm in München angefangen, und zwar im Kaltstart. Weil wir als kleines Team bayernweit Fragestellungen zum kollektiven Arbeitsrecht und den Tarifverträgen der bayerischen Metall- und Elektroindustrie betreuen, ist man sofort voll eingebunden.

So ging es auch bei mir gleich am ersten Tag los. Ich beantwortete Anfragen unserer Mitgliedsunternehmen am Telefon, hielt erforderlichenfalls intern Rücksprache, rief dann zurück oder schrieb eine E-Mail. Mit jedem Fall lernte ich dazu und sehr schnell konnte ich dann ganz eigenständig handeln.

Teamgeist und Vier-Augen-Prinzip sorgen für Erfolge

Das Tarifwerk der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie war für mich völliges Neuland. Ein gutes Miteinander und Kolleg:innen, mit denen man stets Fragestellungen diskutieren und besprechen konnte, erleichterten den Einstieg in die Materie jedoch ungemein.

Die Arbeit in der Tarifabteilung ist sehr abwechslungsreich und spannend, da die Auslegungskompetenz für die Tarifverträge der bayerischen Metall- und Elektroindustrie bei den Tarifvertragsparteien liegt. Auch wenn die Fälle über die Jahre viele Ähnlichkeiten aufweisen, entstehen auch immer wieder interessante neue Fragestellungen. Langweilig wird es bei uns jedenfalls nie.

Teamgeist und Verantwortung

Bei den Verbänden funktionieren wir als Team und ziehen an einem Strang. Es gibt immer jemanden, den man als Sparringspartner gewinnen kann – auch abteilungsübergreifend. Diese Kollegialität weiß ich von Anfang an zu schätzen. Man hat sehr schnell Kontakt zu den Mitgliedsunternehmen und arbeitet direkt am Fall.

Bei der Verhandlung von Ergänzungstarifverträgen oder der Abstimmung von Schriftsätzen mit Tarifbezug setzen wir auf das „Vier-Augen-Prinzip“ und einen engen Austausch zwischen Fachabteilung und Geschäftsstelle. Wir halten uns gegenseitig immer auf dem Laufenden. Letztlich wollen wir ja alle das Gleiche: zufriedene Mitglieder und einen guten Ruf aufgrund der Arbeit, die der Verband für seine Mitglieder macht. Das verbindet uns.

Interessant für Nachwuchsjurist:innen: mit Eigeninitiative eine steile Lernkurve nutzen

Für junge Kolleg:innen, die im Arbeitsrecht ihre berufliche Zukunft sehen, gibt es meiner Meinung nach keine bessere Adresse als die bayerischen Arbeitgeberverbände. Bei uns können sie in relativ kurzer Zeit eine extrem steile Lernkurve durchlaufen. Was sie mitbringen sollten? Nun, auf jeden Fall Eigeninitiative, sie sollten pragmatisch denken können und im Kopf haben, dass eine gute Lösung eine Lösung ist, die für das Unternehmen funktioniert und auch bei den Beschäftigten auf Akzeptanz stößt. Freude am Verhandeln, der Wille, den Unternehmen zu helfen und letztlich eine gewisse Verbundenheit zu Bayern schaden sicher auch nicht.

Anna Müller, Autorin bei IQB & myjobfair
Autorin
Anna Müller

Anna Müller ist Referentin in der Abteilung Tarif, Kollektive Arbeitsbedingungen, Arbeitswissenschaft bei bayme vbm – Bayerische M+E Arbeitgeber

Sebastian Etzel Autorin bei IQB & myjobfair
Autor
Sebastian Etzel

Sebastian Etzel ist Referent in der Abteilung Tarif, Kollektive Arbeitsbedingungen, Arbeitswissenschaft bei
bayme vbm – Bayerische M+E Arbeitgeber